
Das Bayerische Staatsministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten hat Unterfranken und damit auch den Landkreis Bad Kissingen in diesem Jahr als eine zunehmend von Dürre betroffene Region eingestuft. Deshalb dürfen Viehhalter seit Anfang August zur Vorbeugung einer möglichen Futterknappheit ausnahmsweise Stilllegungsflächen beweiden oder mähen. Doch für die Bauern kommt diese Erlaubnis viel zu spät, sagen Fachleute aus der Praxis. „Wir brauchen gutes Futter“, erklärt Rita Jörg in Schondra, die mit ihrer Familie Milchvieh hält. Was jetzt auf den Brachen steht, sei dafür nicht mehr geeignet.
Dürres Zeug
Rita Jörg spricht von „dürrem Zeug“, was auf nicht bewirtschafteten Feldern zum aktuellen Zeitpunkt noch zu mähen oder zu fressen sei. Das sei für ihre Tiere, die ja Milch geben sollen, nicht geeignet. Es fehlt die Energie des frischen Grüns. Außerdem wachsen auf den brach liegenden Äckern oft Kräuter, die nicht unbedingt gut für die Kühe seien, sagt die Seniorchefin des Jörg´schen Hofes. Sie glaubt, dass Brachflächen allerhöchstens als Einstreu nutzbar sind.
Kritik vom Bauernverband
Ähnlich kritisch wie die erfahrene Bäuerin sehen auch die Vertreter des Bayerischen Bauernverbandes im Landkreis, Kreisobmann Edgar Thomas und BBV-Geschäftsführer Georg Scheuring, die Ausnahmegenehmigung des Staatsministeriums. „Zum jetzigen Zeitpunkt nützt sie gar nichts“, stellt Edgar Thomas fest. „Das Zeug frisst niemand mehr“.
Kein Nutzen
Geholfen hätte die Ausnahmeregelung seiner Meinung nach zu dem Zeitpunkt, als der Antrag dazu gestellt worden sei. Das sei im Mai gewesen, als sich abgezeichnet hätte, dass wieder eine längere Trockenphase kommt. Im Frühsommer wären die Pflanzen auf den Brachen noch saftig und grün gewesen. Doch erst seit August können Anträge zur Nutzung von Brachflächen gestellt werden. Edgar Thomas weiß aus langjähriger Erfahrung, dass sich die Bürokratie mit schnellen Entscheidungen schwertut. Er hat das Gefühl, dass viele Prozesse praxisfern und immer theoretischer werden.
Immer Sorge ums Futter
Profitieren von der Ausnahmeregelung zur Nutzung von Brachflächen könnten vielleicht Pferdehalter oder Schafzüchter , meint Georg Scheuring. Denn diese Tiere könnten das Kraut auf den vorübergehend stillgelegten Äckern noch am ehesten verwerten. Georg Scheuring glaubt, dass die Tierhalter aus den vergangenen Trockenjahren gelernt haben und deshalb noch gezielter Futtervorräte anlegen. Das bestätigt Rita Jörg . Auf dem Hof der Familie gibt es 100 Kühe. Da drehe sich immer alles um das Futter. Die Milchviehbetriebe in der Rhön haben heuer glücklicherweise von den Niederschlägen im Frühjahr profitiert. Der erste Schnitt sei sehr gut gewesen, sagt Rita Jörg . Für den zweiten Schnitt sei der viele Regen jetzt hoffentlich hilfreich, meint Rita Jörg .
Staatliche Steuerung
Doch warum gibt es überhaupt Brachflächen, die von der Landwirtschaft gar nicht genutzt werden? Stilllegungsflächen sind ein staatliches Steuerungsmodell, das den Landwirten auferlegt wird. Vier Prozent ihrer bewirtschafteten Ackerfläche – Grünland gehört nicht dazu – müssen sie jährlich als Brache anmelden, erklärt Edgar Thomas .
Schutz für Überkapazitäten
Diese Verordnung dient einerseits der Marktregulierung und soll vor Überkapazitäten schützen und soll andererseits der Ökologie helfen. Und genau solche vorübergehend nicht bewirtschafteten Felder können jetzt auf Antrag für Viehfutter genutzt werden. Aber es gibt eine behördliche Ausnahme: Brachen im Vertragsnaturschutzprogramm sind nicht für Viehfutter freigegeben.
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