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Eine Kommandantur, vier Übungsplätze
Wildflecken Das neue Truppenübungsplatz-Konzept der Bundeswehr sieht künftig nur noch acht Kommandanturen in ganz Deutschland vor, die bis zu vier Plätze betreuen. Eine davon soll die Truppenübungsplatz-Kommandantur in Wildflecken sein.
Von Gerd Schaar und Michael Mahr
 |  aktualisiert: 17.10.2017 15:46 Uhr
Weil außerdem die Ausbildungsdrehscheibe mit den beiden Truppenübungsplätzen Wildflecken und Hammelburg derzeit sehr gut ausgelastet ist, sieht Oberstleutnant Hans-Joachim Gehrlein die Bestandssicherheit der Kommandantur in Wildflecken gestärkt. Er geht nicht davon aus, dass sich an den vom derzeitigen Verteidigungsminister Peter Struck bereits abgesegneten Plänen noch etwas ändern wird.

Konkret werde die Entscheidung über die Erweiterung der Verantwortung der Kommandantur um die beiden zusätzlichen Standorte aber erst in der 36. Kalenderwoche des kommenden Jahres, sagte Gehrlein. Dann werde nämlich über die so genannten Stärke- und Ausrüstungsnachweise sowohl für das Personal als auch für das Material neu verhandelt. Mit der Festschreibung der Zahlen rechnet Gehrlein bis zum Jahresende 2006. So könne Wildflecken schon Anfang 2007 das Kommando über die Truppenübungsplätze Schwarzenborn und Ohrdruf zusätzlich übernehmen. In der Kommandantur für Wildflecken und Hammelburg beschäftigt die Bundeswehr 63 Soldaten und 79 zivile Mitarbeiter. Die beiden Übungsplätze in Hessen und Thüringen haben derzeit ähnlich viel Personal.

Probleme durch Strukturreform

Die Strukturreformen der Bundeswehr in den vergangenen Jahren haben den Standort Wildflecken schwer gebeutelt. Früher dort stationierte Einheiten mit mehreren Hundert Soldaten wurden abgezogen oder aufgelöst. Nur das Simulationszentrum des Heeres und die Kommandantur des Truppenübungsplatzes blieben übrig in einer Kaserne, die eigentlich mehreren Tausend Soldaten Platz bietet.

Trotzdem ist die Bundeswehr zweitgrößter Arbeitgeber in Wildflecken. Alle Beteuerungen aus dem Verteidigungsministerium auf der Bonner Hardthöhe, wie wichtig der Truppenübungsplatz für die Bundeswehr sei, haben daher die Angst der Marktgemeinde am Fuß des Kreuzbergs vor einem plötzlichen Abzug der Militärs nicht wirklich beseitigen können. Zu frisch ist dazu die Erinnerung an die 90er Jahre, als auch niemand ernsthaft an den Abzug der US-Armee glaubte, und die Amerikaner dann doch innerhalb eines Jahres mehrere Tausend Mann samt ihren Familien aus Wildflecken abzogen - die dadurch entstandenen Strukturprobleme in der Marktgemeinde wirken bis ins 21. Jahrhundert nach.

Die Angst, auch die Bundeswehr könnte Wildflecken aufgeben, verschwand selbst dann nicht, als die Übungsplatz-Kommandantur gestärkt wurde, indem ihr die Verantwortung über den Truppenübungsplatz Hammelburg übertragen wurde. Während auf dem mehr als 7200 Hektar großen Übungsplatz in Wildflecken auch Artillerie schießen kann, eignet sich der nur 1800 Hektar große Übungsplatz Schwarzenborn im nordhessischen Knüllgebirge nur für Übungen mit Infanteriewaffen oder Panzerfäusten.

Auf dem fast 5000 Hektar großen Übungsplatz Ohrdruf können auch Kampfpanzer eingesetzt werden. Die Dienstleistung seiner Kommandantur für die Plätze beinhalte die Entsorgung von Blindgängern, die Überwachung des Schießbetriebes und die Gewährleistung der äußeren Sicherheit, so Gehrlein.

Sicherheit geht vor

Letzteres bedeute, dafür Sorge zu tragen dass Außenstehende keinesfalls von militärischen Waffen getroffen werden können, erläutert der Oberstleutnant. Unter anderem auch deshalb seien die Truppenübungsplätze in ganz Deutschland so groß. Der Wildfleckener Platz hat eine Fläche von elf mal sieben Kilometern. "Er hat sich genau so bewährt wie unser Service", sagt Kommandeur Gehrlein. Und dieser Service scheint sich gut zu entwickeln, betrachtet man die Statistik der Platzauslastung in Wildflecken.

Waren es im Jahre 2001 nur rund 141 000 Manntage auf dem Wildfleckener Platz, so waren es im Jahr 2004 stolze 257 000. Heuer werde diese Zahl sogar noch übertroffen, weil die Großübung "European Challenge" in diese Statistik eingehe, so Gehrlein. Sehr gut ausgelastet ist auch das Simulationszentrum des Heeres in der neuen Rhön-Kaserne, das nicht nur von Bundeswehr-Soldaten sondern auch von internationalen Truppen genutzt wird.

 
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