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Wildflecken
„Eine Katastrophe für Wildflecken“: Der Rewe-Markt schließt
In einem kurzfristig anberaumten Pressegespräch informierte die Geschäftsführung über diesen Schritt. Auch für die 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war die Nachricht ein Schock.
Der Rewe-Markt in Wildflecken, betrieben von Familie Hauke, ist seit Jahrzehnten auch ein Ort der Begegnung.       -  Der Rewe-Markt in Wildflecken, betrieben von Familie Hauke, ist seit Jahrzehnten auch ein Ort der Begegnung.
Foto: Sebastian Schmitt | Der Rewe-Markt in Wildflecken, betrieben von Familie Hauke, ist seit Jahrzehnten auch ein Ort der Begegnung.
Sebastian Schmitt
 |  aktualisiert: 15.03.2025 02:36 Uhr

Es ist eine Nachricht , die das beschauliche Wildflecken tief erschüttert: Der Rewe-Markt in der Bischofsheimer Straße, betrieben von der Familie Hauke, wird Ende 2025 schließen. Der Supermarkt war Jahrzehnte lang nicht nur ein Ort zum Einkaufen, sondern auch ein zentraler Ort der Begegnung und der Nahversorgung.

Gravierender Einschnitt für die Gemeinde

Nun wird er endgültig schließen. Für die Gemeinde bedeutet dies einen gravierenden Einschnitt. Ein Schritt, der die Familie Hauke auch selbst schwer belastet. „Es ist eine der schwersten Entscheidungen, die wir je treffen mussten“, sagte ein sichtlich betroffener Sebastian Hauke, Geschäftsführer des Rewe-Markts, in einem eilig anberaumten Pressegespräch mit Wildfleckens Bürgermeister Gerd Kleinhenz und dem Geschäftsleiter der Gemeindeverwaltung, Daniel Kleinheinz, in dem Hauke die Hintergründe der Schließung schilderte.

Die Familie Hauke, die den Markt seit Dezember 2007 betreibt, hat in den vergangenen 18 Jahren viel Herzblut in den Standort gesteckt. „Als wir damals den alten Markt übernahmen und 2010 in das neue Gebäude umzogen, waren wir voller Hoffnung, diesen Markt langfristig für Wildflecken zu erhalten“, erinnert sich Hauke.

Bei einem eilig anberaumten Pressegespräch erläuterte Sebastian Hauke (2. von links), Geschäftsführer des Rewe-Markts, gemeinsam mit Wildfleckens Bürgermeister Gerd Kleinhenz (links) und dem Geschäftsleiter der Gemeindeverwaltung, Daniel Kleinhein...       -  Bei einem eilig anberaumten Pressegespräch erläuterte Sebastian Hauke (2. von links), Geschäftsführer des Rewe-Markts, gemeinsam mit Wildfleckens Bürgermeister Gerd Kleinhenz (links) und dem Geschäftsleiter der Gemeindeverwaltung, Daniel Kleinheinz (rechts), die Hintergründe der Schließung. Neben ihm Monika Hauke, ebenfalls Mitglied der Geschäftsführung.
Foto: Sebastian Schmitt | Bei einem eilig anberaumten Pressegespräch erläuterte Sebastian Hauke (2. von links), Geschäftsführer des Rewe-Markts, gemeinsam mit Wildfleckens Bürgermeister Gerd Kleinhenz (links) und dem Geschäftsleiter der ...

Kaufverhalten hat sich verändert

Doch die wirtschaftliche Realität hat den Familienbetrieb in eine Lage gebracht, die keine andere Entscheidung zulässt.„Das Kaufverhalten der Kunden hat sich verändert“, erklärt der Geschäftsführer . „Viele achten verstärkt auf Sonderangebote, und die allgemeine Kaufkraft ist nicht mehr so wie früher.“ Auch die schwierige wirtschaftliche Lage, steigende Betriebskosten und die demografische Entwicklung der Region spielen eine Rolle. Hinzu kommt, dass der Mietvertrag für die 1180 Quadratmeter große Verkaufsfläche ausläuft und eine Verlängerung nur mit erheblichen Investitionen möglich wäre – ein finanzielles Risiko, das der Familie zu groß erscheint.

„Wir haben alle Alternativen geprüft“, betont Hauke. „Wir haben sogar überlegt, den Markt unabhängig von einem großen Partner weiterzuführen, doch das wäre wirtschaftlich nicht tragfähig gewesen.“

Markt in Bad Brückenau bleibt

Familie Hauke betreibt noch einen weiteren Rewe-Markt, und zwar in Bad Brückenau. Dieser wird unverändert bestehen bleiben. Die Entscheidung in Wildflecken hat auf ihn keine Auswirkungen.

Für die 18 Mitarbeiter des Rewe-Markts war die Nachricht ein Schock. Monika Hauke, ebenfalls Mitglied der Geschäftsführung, berichtet: „Es sind Tränen geflossen. Über all die Jahre sind wir wie eine Familie geworden. Es schmerzt unglaublich, dass wir diesen gemeinsamen Weg nun beenden müssen.“

„Für Wildflecken ist das eine Katastrophe“

Doch die Nachricht trifft die gesamte Gemeinde. Insbesondere ältere Menschen, die nicht mobil sind, und Bewohnerinnen und Bewohner des Übergangswohnheims in der Gemeinde sind auf eine fußläufig erreichbare Einkaufsmöglichkeit angewiesen. „Wir haben viele Menschen, die ohne Auto keine Alternative haben“, erklärte Bürgermeister Gerd Kleinhenz . „Für Wildflecken ist das eine Katastrophe, ein regelrechter Genickschuss.“

Die Gemeindeverwaltung hat die Schwere der Situation erkannt und mobilisiert bereits alle verfügbaren Kräfte, um eine Lösung zu finden. „Unser Ziel ist klar: Wir müssen eine Nachfolge für den Markt sicherstellen“, betonte Kleinhenz. Idealerweise würde sich ein neuer Betreiber finden, der wieder einen Vollsortimenter nach Wildflecken bringt – also einen Supermarkt, der eine breite Palette von Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs anbietet. Doch auch ein Discounter wäre für die Gemeinde ein Schritt in die richtige Richtung.„Die Bevölkerung ist auf einen Supermarkt angewiesen“, so der Bürgermeister.

„Wir haben neben den älteren Bürgern auch die Soldaten der Bundeswehr vor Ort und die Bewohner des Übergangswohnheims, die täglich auf eine gute Versorgung angewiesen sind. Ein Ort ohne Lebensmittelgeschäft ist keine Option.“

Nachfolger wird gesucht

Geschäftsleiter Daniel Kleinheinz ergänzt, dass die Verwaltung bereits zahlreiche Kontakte geknüpft habe, um potenzielle Nachfolger zu finden. „Wir werden jetzt aktiv alle Möglichkeiten prüfen und alles tun, um eine Lösung zu finden“, sagte er.

Trotz der schwierigen Entscheidung bleibt die Familie Hauke der Gemeinde eng verbunden. „Uns liegt Wildflecken weiterhin sehr am Herzen“, betonte Sebastian Hauke. „Wir wollen der Gemeinde unsere Hilfe anbieten und alles dafür tun, dass eine Nachnutzung des Marktes möglich wird.“Die frühzeitige Information der Öffentlichkeit soll dazu beitragen, potenzielle Interessenten auf die Situation aufmerksam zu machen. „Wir hoffen, dass sich jemand findet, der den Markt übernimmt oder eine ähnliche Nutzung realisiert. Es muss wieder einen Lebensmitteleinzelhandel in Wildflecken geben“, sagte Hauke.

Chance auf einen neuen Markt?

Die Familie habe sich bewusst dafür entschieden, die Situation transparent zu machen. „Uns ist wichtig, dass Wildflecken nicht ohne Perspektive bleibt. Wir wollen dabei helfen, diesen Übergang so gut wie möglich zu gestalten.“

Die Schließung des Rewe-Markts stellt die Gemeinde Wildflecken vor eine enorme Herausforderung. Die wirtschaftliche Realität, der Wandel des Kaufverhaltens und die demografischen Entwicklungen in ländlichen Regionen sind Themen, mit denen viele Orte in Deutschland kämpfen. Doch in Wildflecken gibt es auch Hoffnung.„Wir dürfen den Kopf nicht hängen lassen und keine Zeit verlieren“, appellierte Bürgermeister Kleinhenz. „ Wildflecken ist eine starke Gemeinschaft, und wir werden gemeinsam dafür kämpfen, dass es hier wieder einen Supermarkt gibt.“

 
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Kommentare
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  • Mario Schmittlein
    Drei Rewe-Märkte im Umkreis von 15km plus weitere andere Einkaufsmöglichkeiten.
    Der Markt regelt.
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  • georg ruettiger
    Na klar, schließlich hat fast jeder Wildfleckener ein Auto, es gibt einen Bahnhof und überhaupt einen hervorragenden ÖPNV.
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  • Hans-Karl Heil
    Sie sind scheinbar nicht aus Region.....glauben also nur daran dass ein Nationalpark so viele Urlauber bringen würde und so viele Beschäftigte in der Gastro?
    Dann nehme ich lieber den staatlich zugesicherten Rhöndiesel.....do wie die Indianer im Reservat.
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  • georg ruettiger
    Na denn prost! Immerhin funktionieren Friedhöfe (in Echarts gibs sogar nen besonderen) schon als zuletzt verbliebene soziale Treffpunkte für Einheimische.
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  • georg ruettiger
    Was für ein Glück dass kein Nationalpark ausgwiesen wurde. Wo sollten sich nun Beschäftigte und Urlauber versorgen? So können wie gewünscht die Rhöndörfer in Ruhe leersterben.
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