Mit einem besonderen Themenkonzert erinnerte die Staatsbad Philharmonie Kissingen an die Klangkultur der Wiener Symphoniker , die als Kurmusiker im 19. Jahrhundert in Bad Kissingen wirkten. Der Dirigent Professor Josef Stolz führte charmant und sachkundig spannend durch das Programm.
Stolz war als Dirigent unter anderem beim Stadttheater Klagenfurt, am Theater der Landeshauptstadt St. Pölten, bei der Wiener Kammeroper , den Slivener Symphonikern (Bulgarien), dem Budapest Festival Orchestra, dem Wiener Musikverein und am Konzerthaus tätig. Zudem war er Solokorrepetitor an der Wiener Staatsoper .
"Kurorte wie Bad Kissingen haben immer zwei Saisons gehabt. In der Hauptsaison spielte ein großes Orchester , in der Vor- und Nachsaison mussten die Zuhörer mit kleiner Besetzung vorlieb nehmen. Doch die Kurgäste wollten auch Sinfonien hören, deshalb wurde das romantische Kammerorchester geschaffen", sagt er. Sinfonien waren mit einer Besetzung von 13 Musikerinnen und Musikern möglich. Jede Stimme war nur einmal besetzt.
Fehlende Stimmen haben sie durch Klavier und Harmonium ergänzt. In dieser einzigartigen Besetzung wagte sich die Staatsbad Philharmonie Kissingen an die erstmalige Aufführung von zwei Sinfonien .
Programm umgestellt
Zwei Tage hatte Professor Stolz intensiv gearbeitet, um die Werke einzustudieren. Weil die Violinensolistin Darya List erkrankte, wurde das ursprüngliche Programm umgestellt. Doch die Mühen hatten sich gelohnt. Mit stehenden Ovationen und langanhaltendem Applaus am Konzertende belohnten die Zuhörer das Orchester .
Schon der Einstieg ins Konzert war beeindruckend. Mit "Die Hexenküche" des Bad Kissinger Hauskomponisten Cyrill Kistler zeigte die Staatsbad Philharmonie ihr ganzes Leistungsspektrum. Cyrill Kistler nahm bei seiner anspruchsvollen Sinfonischen Dichtung " Goethes "Faust" zum Vorbild. Im Wechselspiel zwischen Xylophon, Flöte, Oboe, Klarinette, Pauken, Posaune und Streichern entstand eine mystische, magische Klangwelt, die bedrohlich und dennoch bezaubernd wirkte
. Die Zuhörer innen und Zuhörer sahen förmlich das Dampfen und Puffen der Töpfe und Kessel vor ihrem geistigen Auge. Spannend ging es mit Ludwig van Beethovens "1. Sinfonie in C-Dur" weiter. Hoch konzentriert brillierten die Musikerinnen und Musiker auch hier.
Höhepunkt war Antonín Dvoráks populärstes Werk, die 9. Symphonie "Aus der neuen Welt". Sie entstand in New York, wo Dvorák Direktor des Konservatoriums war. Es wird behauptet, dass Antonín Dvorák sich von indianischen Melodien und Spirituals beeinflussen ließ.
Sinfonie erinnert an Prag
Besonders bekannt ist der zweite Satz - das Largo. Wichtiges Merkmal ist das bezaubernde Oboensolo. Die Sinfonie erinnert an Antonín Dvoráks böhmische Heimat Prag. Bemerkenswert auch Orchesterleiter Burghard Toelke, der mit vollem Körpereinsatz als Konzertmeister fungierte.
Die Staatsbad Philharmonie Kissingen leistete mit der dargebrachten Konzertliteratur etwas, was man nicht erwartet hätte. Sie führte die Werke so brillant auf, wie man sie nur von großen Sinfonieorchestern gewohnt ist. Die Begeisterung des Publikums war überaus verdient - nach zwei Stunden Konzert auf höchstem Niveau.
Dem Orchester gelang es, an die Tradition der Musiker anzuschließen, die Ende des 19. Jahrhunderts die Dvoráks Sinfonie "Aus der neuen Welt" erstmals in Bad Kissingen aufführten. Professor Josef Stolz muss man konstatieren, dass er in den drei Tagen seiner Anwesenheit in Bad Kissingen hervorragende Arbeit geleistet hat. Und auch, dass er die Zuhörerinnen und Zuhörer mit seinem Charme und Humor bei seinen Moderationen bezauberte.