Die Windkraft beschäftigt Norbert Schmäling seit Jahrzehnten. In den 1990er-Jahren unternahm der Bad Brückenauer mit drei Engagierten aus Detter Messungen in der dortigen Flur. Und im Roßbacher Forst. Jetzt könnte der 63-Jährige dorthin zurückkehren, als Mitentwickler eines Windpark-Projektes. Das ganz anders geartet sein soll als ein bisher bekanntes.
Schmäling und Kompagnon Gunter Häckner sind Geschäftsführer der R3 RegionalEnergie GmbH aus Münnerstadt. Deren Vorläuferfirma errichtete zusammen mit dem Öko-Stromanbieter Naturstrom AG aus dem oberfränkischen Eggolsheim 2014 den Windpark „Langes Schiff“ zwischen Poppenlauer und Münnerstadt. Fünf Anlagen liefern seitdem von dort Windstrom .
Viele Beteiligte aus der Region
Das Besondere an diesem Projekt: Darin steckt nach Angaben der beiden Geschäftsführer das Geld vieler lokaler Investoren und Darlehensgeber aus dem Raum Bad Kissingen und Bad Neustadt.
Der Vorteil laut Häckner: Wertschöpfung und Gewinne würden in der Region bleiben; Bürger und Kommunen hätten etwas davon. Dies sei der Gegenentwurf zu einem Windkraft-Projekt, bei dem der Entwickler von außen komme und im Auftrag eines irgendwo ansässigen Investors handele. Gewinn und Gewerbesteuer würden abfließen.
Kommunaler Zusammenschluss als Triebfeder
Ein ähnliches Modell wie beim „Langen Schiff“ schwebt Schmäling und Häckner im Roßbacher Forst vor. Mit Unterschieden. Organisatorische Triebfeder für ein Windparkprojekt müsste eine Art kommunaler Zusammenschluss sein. Darin vereint unter anderem die Anliegergemeinden, aber auch der Landkreis, wie es beim gerade entstehenden Regionalwerk der Fall sein soll.
Möglich wäre speziell im Roßbacher Forst auch ein landkreisübergreifendes Projekt, an dem neben Zeitlofs und Wartmannsroth Gemeinden der Sinngrundallianz in Main-Spessart wie Mittel- oder Obersinn Anteil haben.
Gespräche sollen große Linie ergeben
Wie das aussehen kann – und vor allem: was Sinn macht – müssten Gespräche ergeben. Erst wenn die große Linie feststehe, würde die R3 RegionalEnergie ins Spiel kommen.
Schmäling und Häckner sehen sich nicht als klassische Projektentwickler, vielmehr als Dienstleister, die auf Anfrage tätig werden. Weil ja der künftige Zusammenschluss nicht oder noch nicht über eigenes Fachpersonal zur Verwirklichung des Windparks verfüge.
Akzeptanz durch regionale Wertschöpfung
Für Norbert Schmäling besitzt das einen großen Vorteil: „So können wir das Projekt so gestalten, wie die Bürger es wollen und dass es akzeptiert wird.“ Häckner ergänzt: „Akzeptanz schafft man bei so einem Projekt nur über regionale Wertschöpfung.“
Wieviele Windräder einmal im Roßbacher Forst stehen sollen, können Häckner und Schmäling nicht sagen. Das hänge von den Vorstellungen der Beteiligten ab. Sie glauben aber nicht, dass es bis zu 19 Stück werden, wie es die „€-Co-Partner Peter Richnow, Klaus-Dieter Giese Co. GbR“ aus dem brandenburgischen Eberswalde offensichtlich anstrebt. „Auf keinen Fall in der Größenordnung“, sagt Schmäling, der vor allem als Kreisrat und Mitglied im Landesbund für Vogelschutz bekannt ist.
Einspeisung des Stroms ins Netz der Deutschen Bahn
Rein technisch würde sich der Windpark nicht wesentlich von dem des Mitbewerbers „€-Co-Partner Peter Richnow, Klaus-Dieter Giese Co. GbR“ unterscheiden, informiert Elektroingenieur Gunter Häckner. Der heute 62-Jährige errichtete nach eigenen Angaben 1998 das erste Bürgerwindrad Unterfrankens bei Gauaschach mit und war in den 2000er-Jahren bei verschiedenen Windanlagen-Herstellern beschäftigt.
Häckner und Schmäling wollen ebenfalls den Windparkstrom ins Energienetz der Deutschen Bahn einspeisen oder – als neuer Gedanke – in die unter anderem in Bad Brückenau verlaufende 110-Kilovolt-Leitung. Die Kurstadt könnte Ort einer Wasserstoffproduktion werden.
Häckner kündigt an, eine Studie zur technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit einer solchen Produktion in der Region in Auftrag geben zu wollen. Interessant sei die Firma GKN Sintermetals in Bad Brückenau mit ihren „metallurgischen Wasserstoffspeichern“.
Bisher keine Verträge mit Eigentümern
Gespräche mit Eigentümern im Roßbacher Forst haben die R3-Geschäftsführer zwar geführt, aber nach eigenen Angaben keine Flächen gepachtet. „Die Frage der Grundstücke wird geklärt, wenn sich die beteiligten Kommunen und Landkreise für ein Modell entscheiden haben“, sagt Schmäling.
Jetzt warten er und Häckner die Sitzung des Regionalen Planungsverbandes Main-Rhön am 21. März ab. Denn Fakt ist: Derzeit lässt der Regionalplan gar keine Windanlagen im Roßbacher Forst zu. Auch der Status des über dem Waldgebiet liegenden Landschaftsschutzgebietes müsste aufgeweicht oder gar abgeschafft werden. „Die Regionalplanänderung gibt den Zeitplan vor“, sagt deshalb Häckner.
Zeitraubende Untersuchungen und Genehmigungen
Aber auch die Voruntersuchungen und das Genehmigungsverfahren für den Windpark seien langwierig. Deswegen halten sich die R3-Initiatoren mit Zeitangaben zurück.
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