Mit Sagen ist das so eine Sache: Ob etwas Wahres an ihnen dran ist oder nicht, lässt sich heute nicht mehr nachweisen. Doch stimmt die Mär von der „Fastrada“, dann hat sich Karl der Große seine vierte Ehefrau aus Maßbach geholt. Der Sage nach zeichnete der große Franken-König nach einem Turnier im heutigen Bad Neustadt einen Hans Hundt von Maßbach für seine Erfolge aus. Dafür habe dieser am St. Laurensitag einen Markt bei sich abhalten und eine Mauer um seinen Ort ziehen dürfen. Gut möglich, dass Karl selbst nach Maßbach kam und Fastrada mit sich nahm.
Eine andere Geschichte besagt, dass der herzförmige Grundriss von Neustadt an der Saale, in dessen Nähe Karl 790 eine Pfalz errichten ließ, auf die Liebe des Königspaares zurück ging.
Zu romantisch, um wahr zu sein? Fakt ist: Die historische Persönlichkeit Fastrada hat es wirklich gegeben. Sie wurde um 765 geboren und starb am 10. August 794 in Frankfurt am Main. Karl hatte sie nach dem Tod seiner dritten Frau Hildegard und seiner Mutter Bertrada im Oktober 783 geheiratet. Fastrada gebar ihm zwei Töchter.
Über den Charakter der Königsgattin lässt sich nur spekulieren. Karls Chronist Einhard berichtet in seiner Vita Caroli Magni, dass Fastrada sehr grausam gewesen sei und ein Blutgericht, bei dem angeblich 4500 Sachsen hingerichtet wurden, auf ihren Einfluss zurückgegangen sei. Allerdings kannte Einhard sie nicht persönlich; die Gattin Karls war bereits tot, als er an dessen Hof kam.
Kaiserin war Fastrada übrigens nie. Karl ließ sich bekanntlich erst im Jahr 800 zum Kaiser krönen; seine Gattin starb schon sechs Jahre früher und wurde im Stift St. Alban vor Mainz beigesetzt. Nach der Zerstörung dieses Klostern 1552 wanderte Fastradas Grabstein in den Mainzer Dom. Dort steht er an der Wand im südlichen Seitenschiff.
Die Legende besagt, dass Karl aus Trauer um seine verstorbene Gattin nie mehr an den Ort ihres Todes zurückkehrte. Allerdings blieb er nicht lange ohne Ehefrau. 795 heiratete Karl die alemannische Prinzessin Luitgard.
Übrigens berichten die Brüder Grimm über einen „Ring der Fastrada“. Bei ihnen ist Fastrada allerdings eine Frau aus dem Volke, die dem König so den Kopf verdreht habe, dass dieser sie auch nach ihrem Tod nicht gehen lassen wollte. Ein Ring unter dem Aachener Dom soll ihn gezwungen haben, die Stadt nie mehr zu verlassen. Und so ruht Karl der Große in seiner Kaiserstadt.
Die Sage um den Ring der Fastrada entstand wohl lange nach der Karolingerzeit und dem Niedergang des Staufer-Reiches. Und die Brüder Grimm waren ja auch nur Märchenerzähler. Oder?