Das Heimatmuseum „Herrenmühle“ beherbergt eine neue Attraktion, eine nicht alltägliche Foto-Präsentation besonderer Thematik. Die Ausstellung über die unterfränkische Landschaft im Stil des Impressionismus ist ein Zyklus des Fotografen Norbert Knobel, der sich selbst als „fotografischer Autodidakt sieht und vor rund 20 Jahren seine Wahlheimat in Untererthal fand.
Die Idee, Landschaftsfotos einmal mit dem Auge des Impressionisten zu betrachten, entstand beim Verfassen eines Bildberichts über die hiesige Region, die Knobel ins Herz geschlossen hat. Bei den Arbeiten für sein Projekt nahm sich der gebürtige Frankfurter impressionistische Maler des späten 19. Jahrhunderts zum Vorbild wie Auguste Renoir , Edgar Degas , Paul Cézanne sowie Claude Monet und Édouard Manet . In Deutschland war Freiherr Ludwig von Gleichen-Rußwurm, der seinen Adelssitz in Schloss Greifenstein in Bonnland hatte, einer der ersten Gefolgsleute.
Immer abhängig vom richtigen Licht
Eine Gruppe der französischen Maler brach seinerzeit mit den Regeln der klassischen Malerei, indem sie nicht der herrschenden Linie folgten, sondern skizzenartig unter freiem Himmel malten, was es ermöglichte Reflexe des Lichts schnell einzufangen. Die Impressionisten wurden so zum Gegenpol der Klassiker, welche sie als „Barbaren“ sahen, die jedoch als Sieger vom Feld zogen. Denn ihre Malerei verbreitete sich in Windeseile in ganz Europa.
Norbert Knobel, der den Impressionismus mit der Fotokamera praktiziert, kann man wahrhaftig keine Barbarei nachsagen. Er verwandte für seine Darstellungen viel Zeit in der freien Natur, immer abhängig vom richtigen Licht, dem Motiv und dem Zeitpunkt der Aufnahme. „Ich war fast ein Jahr lang unterwegs, um meinen Motiven den speziellen Touch einzuhauchen“, bekannte er in der kleinen Vernissage, zu der Museumsleiterin Elfriede Böck willkommen hieß.
Ohne Bildbearbeitung
Mit Filteraufsätzen arbeitet der Fotokünstler nicht, Bildbearbeitungsprogramme nimmt er nur minimal in Anspruch, zum Beispiel um Fotos die Schärfe zu nehmen. Der Untererthaler ist – was die Fotografie betrifft – kein heuriger Hase. Schon 1995 stellte er eine umfangreiche Ausstellung unter dem Titel „Connemara- Irlands rauer Westen“ zusammen mit Bildern irischer Landschaften. Im Jahr 2010 entstand sein Zyklus „Rhöner Land, eine Landschaft im Wandel der Jahreszeiten“, der im Haus der schwarzen Berge und am Kreuzberg gezeigt wurde. Als freier Mitarbeiter der Regionalzeitung wurden 2021 Bildbeiträge zum Thema „Heimische Tier- und Pflanzenwelt“ veröffentlicht.
Im vorigen Jahr reifte die Idee, mit stimmungsvollen Bildern im Stil des Impressionismus, fränkische Landschaften darzustellen. Kein einfaches Unterfangen für einen Fotografen, da der Faktor Licht eine wesentliche Rolle bei der Umsetzung spielt. Erstaunlich gut gelang es Knobel diese Kompositionen aus Licht, Luft und Farbe festzuhalten ganz nach der Aussage von Paul Cézanne : „Man muss die Natur nicht reproduzieren, sondern präsentieren durch gestaltende, farbige Äquivalente“.
Ausstellung läuft bis 28. April
In Sonnengleiß gegossene Blumenfelder, bunte Kräutergärten mit unzähligen Farbtupfern hinter dem geöffneten Gartentor, prächtige Weizenäcker und selbst die historische Postkutsche vor dem Schloss Aschach hat der leidenschaftliche Fotograf mit weich-flüchtigen Konturen in Bilder gebannt, in die sich der Betrachter in die Vergangenheit versetzen und träumen kann. Hätten sie es erlebt, wäre dem fotografischen Schöpfer der Beifall der impressionistischen Urväter sicher gewesen.
Es lohnt, bei einem Glas heimischen Weins einen Blick auf die Ausstellung zu werfen, die bis zum 28. April 2024 in der historischen Herrenmühle zu bewundern ist. Selbstredend kann der Besucher dabei auch einen Rundgang durch Hammelburgs Stadtmuseum mit anhängen.
Die Öffnungszeiten des Heimatmuseums sind Dienstag, Mittwoch und Freitag von 14 bis 16 Uhr, am Donnerstag von 10 bis 14 Uhr und samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr. Montags ist das Museum geschlossen.