Sie waren alle da. Wer in der Bundesrepublik der Jahrzehnte seit 1959 etwas zählte, der stieg im Steigenberger ab, wenn er in Bad Kissingen zu tun hatte. Reiche und Schöne, große Stars und kleine Sternchen, Großkopferte und Kleindarsteller lockten zusätzlich ein solventes Publikum herbei, von dem nicht nur das Hotel selbst, sondern auch die innerstädtische Geschäftswelt angemessen lebte.
Zu Ende ist all das schon, seit das Steigenberger Kurhaushotel vor ziemlich genau vier Jahren geschlossen wurde. Jetzt aber wird auch noch die bauliche Erinnerung daran gelöscht. Wie ein Sprecher der Immobilien Freistaat Bayern am Dienstag bestätigte, beginnt der Abriss des früheren Steigenberger Kurhaushotels und des Kurgastzentrums am heutigen Mittwoch.
Zunächst geschieht das nach außen hin eher unspektakulär. Erst erfolge eine Entkernung im Inneren. Der Abbruch von außen folge ab Mitte November. Bis zum Beginn der Saison soll Anfang April solle das Ziel, „Rückbau auf die Bodenplatte“ erreicht sein.
Um das Areal herum wird es nicht nur einen hölzernen Bauzaun geben. An den Gebäuden entstehe, so der Sprecher der Immobilien Freistaat Bayern, auch ein Gerüst mit Staubschutz, das mit Fortschreiten der Arbeiten, wie das Gebäude nach und nach kleiner wird.
Um die Staubbelastung für die sensible Umgebung möglichst gering zu halten, werden auch die Hydraulikbagger mit Abbruchzangen, die an der Baustelle zum Einsatz kommen, mit Sprühvorrichtungen ausgestattet. Bauschutt werde direkt abgefahren und nicht erst vor Ort sortiert.
Mit dem Abriss des Traditionshauses verschwindet ein älteres Stück Geschichte, als es der Verweis auf den Betreiber im Namen andeutet. Das Steigenberger Kurhaushotel entstand in seiner bisherigen Form Ende der 1950er Jahre durch den modernisierenden Umbau eines Vorgängers. Der war zuletzt ebenfalls Hotel, zunächst aber Kurhaus gewesen. Was davon hinter der an den Geschmack der Wirtschaftswunderzeit angepassten Fassade übrig geblieben ist, werden die Bagger jetzt mit wegreißen.
Dass der Lebensfaden des Gebäudes so abrupt abgeschnitten würde, hat vor ein paar Jahren in Bad Kissingen noch niemand geahnt. Als der Freistaat als Eigentümer und die Steigenberger Hotel AG als Betreiber im Mai 2010 ankündigten, sie hätten den eigentlich noch bis 2025 geltenden Vertrag einvernehmlich und vorzeitig aufgelöst, war ganz Kissingen erschüttert.
Als Grund der vorzeitigen Vertragsauflösung nannte das Finanzministerium damals den „notwendigen Sanierungsaufwand für das 108-Zimmer-Hotel“. Der Schritt sei zwar schmerzlich. Er sei aber dem „Wirtschaftlichkeitsgebot der staatlichen Haushaltsführung geschuldet“. Nach den damaligen Worten des Ministeriums wäre eine „Investition in zweistelliger Millionenhöhe“ in das Hotel nötig. Die lasse sich aber „wirtschaftlich nicht rechtfertigen“.
Offizielle Summen wurden nicht genannt. Der höchste Betrag, der hinter vorgehaltener Hand zu hören war, lautete jedoch 17 Millionen Euro. Dieser Betrag hätte damals eine Investition in eigenes Eigentum dargestellt. Er ist jedoch lange überholt. Inzwischen zeigt der Freistaat laut Minister Markus Söder Bereitschaft, 35 Millionen Euro auszugeben. Damit schafft er allerdings nur die Voraussetzung dafür, dass er das Areal für eine private Investition darauf verkaufen kann.