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Hammelburg
Einblicke in Schloss Höllrich
Volkshochschule  Bei einer Führung wurden die Restaurierungsarbeiten vorgestellt. Auch die vielfältigen Aufgaben eines Restaurators wurden deutlich.
Redaktion
 |  aktualisiert: 18.01.2025 01:02 Uhr

Restlos ausgebucht war die Führung „Schloss Höllrich – Einblicke und Restaurierung“ der Volkshochschule Hammelburg , die gemeinsam mit der Volkshochschule Gemünden organisiert wurde. Am Tor des Südflügels der dreiflügligen Schlossanlage begrüßte der Restaurator Quentin Saltzmann zusammen mit dem Schlossherrn Hans Herr die Gäste. Nach kurzer Einführung in die Geschichte des Wasserschlosses und Adelssitz von Thüngen, das um 1507 erstmals erwähnt wurde, ging es in die Innenräume.

Arbeiten akribisch dokumentiert

 

Der Restaurator hat sich im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit (2016) ausgiebig mit dem Schloss beschäftigt. In seinem Raumbuch hat er akribisch sämtliche Räume des Süd- und Ostflügels erfasst und dokumentiert. Im Innenhof bekommt man sogenannte „Vorhangfenster“ zu Gesicht, die sich recht der gut in die Mitte des 16.Jahrhundert datieren lassen. Beim weiteren Rundgang bekamen die Vhs-Teilnehmer nicht nur die Räume des Süd- und Ostflügels zu sehen, sondern lernten verschiedene Techniken der Arbeit eines Restaurators kennen.

Über die Dendrochronologie kann man anhand von Holzproben das Alter des im Fachwerk verwendeten Holzes bestimmen und so einschätzen, wann der Bauabschnitt erbaut wurde. So ließ sich feststellen, dass für zwei Bauphasen 1531 und 1556 Eichen aus den Wäldern um Höllrich verwendet wurden.

Für den Bau des Südflügels wurden zwei Jahre später 1558 Weißtannen aus dem Fichtelgebirge verbaut, die den Main herabgeflößt wurden, da vermutlich nicht mehr ausreichend Bauholz in den eigenen Wäldern zu finden war. Ein Nebeneffekt des Flößens ist, dass die Hölzer widerstandsfähiger gegen Schädlinge werden, weil das Wasser beim Flößen die Nährstoffe aus dem Holz herausgelöst.

Vielfältiger Beruf

 

Erstaunlich ist für viele Besucher auch wie vielfältig der Beruf des Restaurators ist: Er vereint anspruchsvolle handwerkliche Fähigkeiten mit kunsthistorischen Kenntnissen und erfordert Wissen in Chemie, Bauphysik und Statik. Restaurator Saltzmann kommt immer wieder gerne in das Schloss, denn hier im Schloss kann er die verschiedenen damals verwendeten Handwerkstechniken „studieren“.

Ein besonderes Augenmerk lenkte er beispielsweise auf ca. 1558 entstandene einzigartige Stuckarbeiten im Renaissance-Modelstuck als älteste bekannte Stempeldruckdekorationen im Süddeutschen Raum. Der Unterbau sei aus Haselruten, Lehm und Stroh. Geschnitzte Holzmodel werden gefettet und mit Kreidepulver ausgestreut und mit Tierhaar armiertem Kalkgipsmörtel gefüllt. Diese Model werden als Bänder und Einzelornamente auf die Flächen „gestempelt“. Motive wie Rosen, Jagdtiere und Blätter sind mit dieser Technik ausgeführt.

Viel Detailwissen

 

Wenn der Restaurator mit viel Detailwissen über dieses Schloss erzählt, wird man als Zuhörer unweigerlich mitgerissen, auch wenn man an vielen Stellen die ehemalige Pracht der Räume nur erahnen kann. Aus heutiger Sicht sei es gut, dass 1863 das Kunstgewerbemuseum Berlin das um 1556 entstandene vollständig erhaltene Zimmergetäfel kaufte, das heute restauriert als Höhepunkt der Sammlung im Schloss Köpenick (Höllricher Prunkstube) präsentiert wird.

Die Räume des Schlossbesitzers

 

Im barocken Westflügel wohnt der Schlossbesitzer, der mit viel Liebe zum Detail das Erdgeschoss dieses Flügels sowie das Dach instandgesetzt und neu eingedeckt hat. Wer schon immer mal in einem Schloss wohnen wollte, kann in der Ferienwohnung im Schloss die einzigartige Atmosphäre genießen.

Neue Führung im März

 

Am Ende verwöhnt der Schlossherr Hans Herr die Gäste der Volkshochschule mit Schmalzbroten und Getränken. Die Teilnehmer nutzten die besondere Ausstrahlung des gepflegten Schlossgartens zum regen Austausch untereinander und zum Fachsimpeln mit dem Restaurator . Ein weiterer Besichtigungstermin ist im Frühjahr-/Sommersemester 2025, am Sonntag 23. März 2025, geplant, heißt es in der Mitteilung der Volkshochschule weiter. red

Blick ins Innere des unrestaurierten Teils von Schloss Höllrich       -  Blick ins Innere des unrestaurierten Teils von Schloss Höllrich
| Blick ins Innere des unrestaurierten Teils von Schloss Höllrich
 
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