Die Architekten Christian Teichmann und Ralf Alsheimer (siehe auch hier ) steuern auf das südliche Ende des Neumannflügels zu. Hier im ersten Stock befanden sich die schönsten und repräsentativsten Zimmer des königlichen Logierhauses. Die hohen Gäste hatten hier die Möglichkeit, auf den Sisi-Balkon zur Martin-Luther-Straße hin nach draußen zu treten, um sich den Menschen zu zeigen. In dem dahinterliegenden, herrschaftlichen Salon stieß ein Restaurator auf ein dekoratives Überbleibsel aus der Bauzeit. "Unter einer abgehängten Hoteldecke haben wir eine historische Stuckdecke freigelegt", berichtet Alsheimer. Bei früheren Umbauten und Renovierungen sind die meisten der alten Decken verschwunden, im Balkonsalon jedoch hatte man die Stuckdecke nur mit einer neuen Decke abgehangen.
Um die alte Stuckdecke zu erhalten, hat der Restaurator sie in vier gleiche große Teile zersägt, sie ausgebaut und während der Entkernung des Neumannflügels eingelagert. Jetzt baut er sie wieder an alter Stelle ein. Zudem ersetzt und ergänzt er die zerstörten Ornamente. Eine spezielle Beleuchtung soll die Stuckdecke künftig in Szene setzen. "Wir wollen sie wieder zeigen. Passanten können sie durch die Tür des Sisi-Balkons von außen sehen", erklärt Teichmann.
Goldene Relikte von Max Littmann
Ebenfalls bei der Sanierung haben die Fachleute goldene Schablonen-Friese von Max Littmann an den Wänden im Haupttreppenhaus wiederentdeckt. Die Friese waren ringsum kurz unterhalb der Decke angebracht. Bevor sie irgendwann überstrichen wurden, haben sie jede Etage des Treppenhauses ausgeschmückt. Das soll in Zukunft wieder so sein. "Die alten Friese wollen wir rekonstruieren und ergänzen. Das werden aufwendige Malerarbeiten", sagt Alsheimer. Passend wollen die Architekten auch im Stil der Friese gestaltete Wandfelder im Treppenhaus an die Wände malen lassen.
Treppen vor Absenken schützen
Sowohl das Haupttreppenhaus von Max Littmann , als auch das kleinere, ältere Treppenhaus haben eine statische Ertüchtigung benötigt. Beim Nebentreppenhaus war das etwas leichter: Hier wurden unter den Stufen Stahlverstärkungen angebracht, die später unter dem Putz nicht mehr zu sehen sind. Beim Littmann-Treppenhaus wollten die Planer ebenfalls auf sichtbare Stützen verzichten. Sie entschieden, die Treppenwange von außen mit zehn Millimeter dicken Stahlblechen zu verstärken. Die verstärkten Wangen verhindern, dass sich die Treppenanlage setzt.
Wer schon einmal versucht hat, ein ein Zentimeter dickes Stück Blech in Form zu biegen, kann sich vorstellen, vor welcher Herausforderung die Metallbauer standen, die Bleche für eine mehrere Meter hohe Treppe fertigen sollten. Die Bleche lassen sich nicht vor Ort anpassen, sondern die Handwerker mussten sie exakt vorfertigen. Die Treppe wurde ausgemessen, die Bleche gewalzt und mit einem Laser zugeschnitten. "Das ist eine handwerkliche Meisterleistung unserer Zeit", lobt Teichmann. Die Stufen werden neu verkleidet, die alten Geländer in den historischen Farben restauriert. Allerdings sind sie nach aktuellen Bauvorschriften zu niedrig. Um die Treppen sicher begehbar zu machen, bringen die Planer zusätzlich einen Handlauf an, der die Geländer aber nicht verdecken soll.