Münnerstadt
Ein Vermögen für die Allgemeinheit
Marco Schäfer referierte über das Leben von Carl von Heß, der mit dem Nobelhotel Kaiserhof zu Reichtum gekommen war. Das Geld kam in eine Stiftung.

Im Jahr 1835 wurde in Bad Kissingen das Nobelhotel Kaiserhof Victoria eröffnet, dessen wohl prominentester Gast die legendäre österreichische Kaiserin Sissi war. Mit diesem Hotel kam der Hammelburger Baron Carl von Heß zu Reichtum. Als er im Jahr 1872 starb, wurde das Hotel verkauft und mit dem Vermögen des Barons die Carl-von Heß'sche Sozialstiftung gegründet, die in Hammelburg zunächst ein Krankenhaus, eine Kinderbewahranstalt, ein Armenhaus für alte Leute und ein Waisenhaus unterhielt. Baldur Kolb konnte zum Start des Erzählcafé-Jahres 2018 im Seniorenzentrum Str. Elisabeth den Stiftungsvorstand Marco Schäfer begrüßen. Dieser schilderte die Aufgaben der Stiftung, erzählte aus dem Leben des Stifters und beschrieb auch seinen eigenen Werdegang. Karl von Hess wurde 1788 in Fulda als Sohn eines fuldaischen Hofrates und einer Hammelburger Bürgerstochter geboren. Im Lauf der Zeit änderte sich die Schreibweise seines Namens in "Carl von Hess". Doch Kreisheimatpfleger Werner Eberth stieß auf einige Dokumente, darunter auch das Testament, die von diesem mit "Karl von Hess" unterschrieben sind. Die Sozialstiftung beschloss aber im Jahr 2012, es bei der Schreibweise mit "C" und "ß" beizubehalten. Karl von Hess war Gutsbesitzer in Schwärzelbach. Er verkaufte sein Gut und baute mit dem Erlös das 1835 eröffnete Hotel Kaiserhof Victoria in Bad Kissingen, das seinen Namen völlig zu Recht trägt. Hier war die Kaiserin Sissi im Jahr 1862 allein und 1864 gemeinsam mit ihrem Gatten Franz Joseph I. Zu Gast. Hess war ehe- und kinderlos und starb im Oktober 1872 in Kissingen (damals noch ohne "Bad"). In seinem Testament bestimmte er, dass mit seinem Vermögen eine kreiskommunale Stiftung für den Distrikt Hammelburg gegründet werden sollte. Als der Landkreis Hammelburg im Jahr 1972 im Großkreis Bad Kissingen aufging, wurde der Wirkungskreis der Stiftung auf den neuen Landkreis ausgedehnt. Im Jahr 2004 wurden die Krankenhäuser in Bad Brückenau und Hammelburg aufgegeben, seitdem beschränkt sich die Stiftung auf die Unterhaltung von Einrichtungen für die Seniorenhilfe. Folgende Senioreneinrichtungen gehören heute dazu: das Dr. Maria-Probst-Seniorenheim in Hammelburg, das Seniorenzentrum Waldenfels in Bad Brückenau, das Seniorenheim Haus Rafael in Zeitlofs, das Seniorenhaus Thulbatal in Oberthulba, das Seniorenhaus Euerdorf sowie in Münnerstadt das Seniorenzentrum Sankt Elisabeth (Betriebsträgerschaft seit 2004, Übernahme der Immobilie vom Landkreis 2015) sowie das Seniorenheim Juliusspital (2013 Übernahme der Trägerschaft und 2016 Übernahme des Heimgebäudes ins Eigentum der Stiftung). 2015 erwarb die Stiftung über eine Zustiftung einen großen Teil des Augustinerklosters. Damit wurde sie auch Eigentümerin der Klosterkirche und der alten Aula sowie des Brauerei-Areals. "Die Unterhaltung von Baudenkmälern kann eigentlich nicht die Aufgabe der Stiftung sein" meinte dazu Marco Schäfer. Deshalb blieb die innere Baulast für die Kirche beim Orden. Insgesamt hat die Stiftung in ihren Einrichtungen rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zurück zum Stiftungs-Gründer. Die 288 000 Gulden, die er in seinem 1870 verfassten Testament der Stiftung vermachte, entsprechen nach der Kaufkraft etwa 10 Millionen Euro. Seine beiden Brüder blieben ebenfalls ehe- und kinderlos. Sein Bruder Bernhard (1792-1869) war bayerischer Kriegsminister. Beide starben vor Karl von Heß, deshalb floss fast das gesamte Familienvermögen in die Stiftung. Alle drei haben ihre letzte Ruhe in der Familiengruft in der Friedhofskapelle auf dem Hamburger Friedhof gefunden. Für diese Kapelle gibt es eine eigene Stiftung. Von Karl von Hess gibt es keine Fotografien, aber ein Ölgemälde ist erhalten, das im Büro von Stiftungsvorstand Marco Schäfer hängt. Das Hess'sche Familienwappen ist heute das Wappen der Stiftung. Marco Schäfer erzählt auch ein wenig über sich: er ist 41 Jahre alt und wurde im Hammelburger Carl-von-Heß-Krankenhaus (geboren. Darauf ist er sehr stolz. Nach Grundschule, Hauptschule und Realschule machte er eine Bürolehre bei der Spedition Kohlhepp und arbeitete ort in der Finanzbuchhaltung. 1999 wechselte er in die Buchhaltung des Rhönklinikums in Bad Neustadt. Er bildete sich zum Bilanzbuchhalter weiter. 2001 wurde er Leiter des Rechnungswesens der Carls-von-Hess-Stiftung. Nach dem Verkauf der stiftungseigenen Krankenhäuser in Hammelburg und Bad Kissingen an das Rhön-Klinikum war er wieder beim Rhön-Klinikum. Später wechselte er, wieder als Leiter des Rechnungswesens, an das Krankenhaus der Erlöserschwestern in Schweinfurt und im März 2009 wurde er schließlich Stiftungsvorstand der Carl-von Heß-Sozialstiftung, nach dem der bisherige Vorstand in den Ruhestand gegangen war. Marco Schäfer machte daneben auch eine Ausbildung als Organist beim Münnerstädter Organisten Peter Rottmann und als Kirchenmusiker am Kirchenmusikseminar in Würzburg. Er überlegte auch, die Kirchenmusik zum Beruf zu machen und zu studieren, beließ es aber dann doch beim Hobby. Er spielt aushilfsweise in Hammelburg, außerdem in Oberthulba. "Die haben eine ganz tolle Orgel."
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Ist unlogisch, dass diese in Hamburg sein soll. Muss das nicht Hammelburg heißen?