
Nach fünftägiger Reise zur 62. Steuben-Parade in New York City trafen das Bad Kissinger Jugendmusikkorps und Stadtmusikdirektor Bernd Hammer am Dienstag wohlbehalten wieder an der Musikschule ein. Dritter Bürgermeister Thomas Leiner dankte den 60 jungen Musikerinnen und Musikern sowie dem Kapellmeister für ihren Einsatz als Repräsentanten der Kurstadt.
Die einst von Frank Sinatra gesungene Hymne "New York, New York" kannten sie alle, doch jetzt hatten die jungen Musiker zwischen zwölf und 25 Jahren diese Metropole am Hudson River erstmals erlebt. Vielleicht etwas ermüdet, aber frohgelaunt und voller Eindrücke entstiegen sie am Dienstagnachmittag den zwei Bussen, allen voran Kapellmeister Bernd Hammer mit einer großen US-Flagge. Nur wenige Eltern waren zum Empfang gekommen, denn fast 30 waren als Begleitung der jüngeren Musikanten selbst mitgereist.
"Alles komplett anders"
Zu den Jüngsten gehörten Laura Hein, Henrik Henz und Julian Engelhardt, alle drei zwölf Jahre alt und erst seit knapp zwei Jahren im Musikkorps aktiv. Natürlich war die Teilnahme an der Steuben-Parade für Laura das größte Erlebnis. Aber auch sonst war "alles komplett anders" als zuhause. Die riesigen Hochhäuser hatten auch Henrik stark beeindruckt - "viel mehr als bei uns". Doch auch nicht so Schönes oder zumindest Irritierendes zwischen den Häuserschluchten rund um die Fifth Avenue war den Zwölfjährigen bei ihren Fußmärschen durch Manhattan , die für Laura manchmal zur "anstrengenden Lauferei" wurden, aufgefallen. "Die Fußgänger sind einfach bei Rot über die Straße gegangen."
Julian hatte sich vor allem am "Hitzestau zwischen den Hochhäusern" gestört. Zudem habe es oft nach Schmutz und Urin gestunken. Aber insgesamt war die fünftägige Reise für alle drei ein unvergessliches Erlebnis. Selbst der stundenlange Flug hat sie nicht gestört, gab es doch vor jedem Sitz einen Bildschirm zum Filme schauen. Der Jetlag machte Julian direkt nach der Ankunft keine Probleme. "Den merkte ich erst zwei Tage später."
Der 17-jährige Noah Vonroth war in Begleitung seiner Eltern gereist, aber New York durfte er ohne sie für sich erobern. "Es war doch seine Reise", stand für Mutter Nicole schon vor der Reise fest. Auch Noah war das erste Mal in New York. Er war von den gewaltigen "Menschenmassen rund um die Uhr" auf den Straßen Manhattans beeindruckt, zugleich aber auch etwas verunsichert. "Man kann leicht verloren gehen", hatte er manchmal befürchtet, wenn er mit Kameraden unterwegs war. Außer der Steuben-Parade gefiel ihm ihr spontanes Konzert in der Fahrzeughalle des New Yorker Fire Departements am Sonntagvormittag. "Einer von uns hat einen Wappen-Aufnäher der Bad Kissinger Feuerwehr gegen ein T-Shirt des FDNY getauscht." So toll auch alles war, möchte er doch lieber in Bad Kissingen wohnen. Hier sei mehr Natur und "hier trifft man eher Leute, die man kennt".
So denkt auch Stadtmusikdirektor Bernd Hammer , obwohl "mich New York sofort in seinen Bann gezogen" hat. Seine Stimme klang nach fünf Tagen zwar leicht strapaziert, aber die gute Laune hatte er sich trotz aller Verantwortung bewahrt. "Ich bin hier geerdet." New York hätte er wohl kaum so gewaltig erleben können, wenn er nicht in Bad Kissingen leben würde. Besonders war ihm der Rückmarsch seiner 60 Musikanten nach Abschluss der Steuben-Parade zum Hotel in Erinnerung geblieben: "Zwei Kilometer sind wir den Times Square entlang durch eine Handy-Parade marschiert." Doch nicht nur fotografiert hätten die New Yorker, sondern sogar mitgetanzt und einige seien am Straßenrand mitmarschiert. "Ich hätte nicht gedacht, dass man in New York als Gast so aufgefangen wird. Es gab nirgends Berührungsängste." Auch das Gastspiel des Jugendmusikkorps bei den "Foehrer Musikfreunden", einer 1967 von Deutschamerikanern gegründeten Blaskapelle, war für Hammer ein unvergessliches Erlebnis. Die Reiseorganisation sei "eine logistische Meisterleistung" gewesen, so Hammer und lobt die beispielhafte Disziplin aller Jugendlichen. Ob beim Einchecken am Flughafen oder während der Ausflüge, alles verlief "absolut ruhig". Stressig war allenfalls die zweistündige Warterei wegen der strengen Einreiseformalitäten.