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Bad Kissingen
Ein Tag der Mitmenschlichkeit
Schwerstkranke in der letzten Lebensphase fürsorglich zu begleiten, ist Ziel des Hospizvereins Bad Kissingen.
Würdevoll leben bis zuletzt, dieses Thema hat sich der Hospizverein Bad Kissingen auf die Fahne geschrieben und lud zum Hospiztag ein. Foto: Rainer Jensen/dpa       -  Würdevoll leben bis zuletzt, dieses Thema hat sich der Hospizverein Bad Kissingen auf die Fahne geschrieben und lud zum Hospiztag ein. Foto: Rainer Jensen/dpa
| Würdevoll leben bis zuletzt, dieses Thema hat sich der Hospizverein Bad Kissingen auf die Fahne geschrieben und lud zum Hospiztag ein. Foto: Rainer Jensen/dpa
Werner Vogel
 |  aktualisiert: 18.08.2022 15:40 Uhr

Was tun, wenn eine schwere Krankheit das Leben plötzlich radikal verändert? Die Betroffenen, Patient oder Angehöriger wissen selten, wie sie sich verhalten sollen. Würdevoll leben bis zuletzt, dieses Thema hat sich der Hospizverein Bad Kissingen auf die Fahne geschrieben und lud zum Hospiztag ein. Es wurde ein Nachmittag in angenehmer Atmosphäre, mit ein einfühlsamer Musik - Stadtmusikdirektor Bernd Hammer griff selbst zum Akkordeon und begleitete die Querflötistin der Musikschule - mit Kaffee und selbst gebackenen Kuchen, mit ein wenig Meditation und leisem Mitsummen. Vor allem aber mit wertvollen Informationen, Vorträgen und Gedankenaustausch rund um die letzten Wochen und Tage eines Menschen, von den engagierten Mitgliedern des Vereins sensibel und ohne Scheu aufbereitet.

45 Hospizbegleiter

Vorsitzender Dr. Reinhard Höhn informiert unaufdringlich, sachlich und ohne Pathos, stellt die Hospizbewegung als Bürgerbewegung heraus. Sterbenden größtmögliche Eigenständigkeit und ein Höchstmaß an Menschlichkeit und persönlicher Lebensqualität zu ermöglichen, stehen im Zentrum des Engagements. "Der Schwerpunkt der ehrenamtlichen Arbeit liegt in der psychosozialen und spirituellen Begleitung", sagt der Mediziner. In Deutschland gibt es 1500 Hospizdienste, 240 stationäre Hospize und über 300 Palliativstationen in Krankenhäusern. Für unsere Region ist 2016 ein 4. Hospiz- und Palliativversorgungsnetzwerk in Bayern gegründet worden. Die Hospizvereine Schweinfurt und Bad Kissingen, Stadt und Landkreis Schweinfurt, Landkreis Bad Kissingen und der Bayerische Hospiz- und Palliativverband sind darin vernetzt. "Der Hospizverein Bad Kissingen zählt derzeit 262 Mitglieder, davon sind 45 als aktive Hospizbegleiter in Stadt und Landkreis Bad Kissingen im Einsatz. Die Stadt Bad Kissingen unterstützt unseren Hospizverein seit Jahren finanziell. Dafür sind wir dankbar", sagt Höhn in Richtung Oberbürgermeister Kay Blankenburg. Der dankt dem Verein für 20 Jahre Engagement in Sachen Humanität und bezeichnet Höhn als "Unruh im Räderwerk des Vereins", bestätigt, dass der Verein fortsetzt, was früher selbstverständliche Aufgabe in der Großfamilie war und beschreibt das Unausweichliche mit Voltaire: "Vom Leben muss man wie vom Mahle fortspazieren, dem Wirte danken und sein Bündel schnüren".

Würdevoll leben in der Palliativstation

Dr. Ute Hiby, leitende Ärztin der Palliativstation der RHÖN-Kreisklinik Bad Neustadt, nimmt in ihrem Vortrag vielen Besuchern die Angst vor der Begleitung Schwerstkranker in einer Palliativstation. Dort werde, anders als im Krankenhaus möglich, ein räumlich und inhaltlich geschützter Raum geschaffen. Eine wohnliche Atmosphäre sorgt zusammen mit einem multi-professionellen Team für eine Situation, in der Gespräche möglich sind, Zeit da ist, "sich an das Bett zu setzen und Angst, Sorge und Einsamkeit gelindert werden kann".

Begleitung Sterbender

Psychotherapeutin Dorothea Krautkrämer beginnt ihren Vortag "Begleitung Schwerstkranker und Sterbender" mit einem Bild aus der für seine Lüftlmalerei bekannten Ludwigstraße in Garmisch- Partenkirchen, wo inmitten einer Alltagsszene der "Schnitter Tod" seine Sense schwingt. "Der Tod ist mitten unter den Menschen sagt uns das", so die Referentin; gibt Anregungen "mit liebender Güte die Vergänglichkeit zu akzeptieren", die "Bürde mit Würde" zu tragen. Sie stellt ethische Grundsätze des Christentums und des Buddhismus vor, beschreibt Sterbephasen und gibt dezente Hinweise wie etwa "Möge es Dir gutgehen" für das Abschiednehmen. Des Dichterfürsten Goethes Sicht mag trösten, meint sie, wenn er sagt: "... ich habe die feste Überzeugung, dass unser Geist ein Wesen ist ganz unzerstörbarer Natur; es ist ein fortwirkendes von Ewigkeit zu Ewigkeit. Es ist der Sonne ähnlich, die bloß unseren irdischen Augen unterzugehen scheint, die aber eigentlich nie untergeht, sondern unaufhörlich fortleuchtet."

 
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