Der Bismarckstraße steht eine einschneidende Veränderung bevor. Ein bedeutendes Stück dieser klassischen Prachtstraße der Kissinger Kur sucht neue Besitzer: Gebäude des Klinischen Sanatoriums Fronius werden aktuell zum Kauf angeboten.
Vorgestellt wird das von der Straße aus zwar gar nicht in seinen ganzen Dimensionen erkennbare, aber insgesamt prominent gelegene Objekt von einem Würzburger Immobilienbüro. Nach den Beschreibungen auf Immobilienportalen wie Immowelt und Immonet geht es um das Haus Belvedere, die Alte Villa, das Sanatorium, das Schwimmbad und ein Verbindungsgebäude. Die Bruttogeschossfläche für diese Gebäude gibt der Immobilienvermittler insgesamt mit 7175 Quadratmetern an.
Die Vermittler beschränken sich dabei nicht auf die bloße Beschreibung von Flächen und Istzustand der Gebäude. Sie schlagen auch vor, wie potenzielle Käufer mit den Teilen des Gesamtobjekts umgehen könnten.
„Lokale Regularien“
Angesprochen werden in der Objektbeschreibung zudem die besonderen Bedingungen im betroffenen Bereich. Die Gebäude befänden sich „in der Kurzone von Bad Kissingen“ und unterlägen „damit den entsprechenden lokalen Regularien“. Die Stadt habe im Kurgebiet „Wohnen zugelassen“, die Geschossfläche dürfe „jedoch nicht mehr als 25 Prozent der Gesamtgeschossfläche“ betragen.
Im Einzelnen heißt es, beim Haus Belvedere sei wegen seiner günstigen Lage im Gesamtgrundstück und der separaten Zufahrt „ein Herauslösen aus dem Gesamtobjekt“, unter Umständen im Verbund mit einem weiteren Anwesen, der Alten Villa, möglich. Hier könnten Eigentumswohnungen entstehen, „deren Verkauf die Refinanzierung des Gesamtkaufes positiv unterstützen würde“, so der Verkaufstext.
Bei der Villa handle es sich um ein Einzeldenkmal, sie stehe zurzeit leer. Auch hier ist noch einmal von Eigentumswohnungen sowie darüber hinaus von der Möglichkeit betreuten Wohnens die Rede. Beim Sanatorium lobt der Verkaufstext die Lage am Luitpoldpark. Für die Perspektive werden lediglich Stichworte wie ausländische Patienten, Residenzwohnen, Kooperationen mit Seniorenresidenzen und Neupositionierung aufgelistet.
Nicht zum Gespräch bereit
Die Preisvorstellungen der Eigentümer erfahre man „auf Anfrage“, heißt es gleich beim Einstieg in die Online-Anzeige. Tiefer im Text wird dann aber eine Investitionsidee skizziert. Darin wird mit einem „Kaufpreis von 4,6 Millionen Euro“ vorgerechnet, wie sich für einen Erwerber die Investition darstellen könnte, wenn er Teile des Gesamtanwesens tatsächlich zu Eigentumswohnungen umbauen und verkaufen könnte.
Das Verkaufsangebot wirft allerdings noch eine Reihe weiterer Fragen auf. Zum Beispiel diese: Welche Überlegungen der Eigentümer stehen hinter dem Verkaufsangebot? Und was bedeutet es für die Beschäftigten dieses Sanatoriums mit langer Tradition? Antworten geben die Eigentümer nicht. Trotz vielfacher Versuche in Kontakt zu kommen – sie erstreckten sich über zehn Tage – war der Geschäftsführende Gesellschafter nicht zu einem Gespräch mit dieser Zeitung bereit.
Damit sieht es so aus als mache der bereits seit Jahren andauernde Wandel der Straße demnächst einen weiteren großen Schritt. Viele der einst stolzen Kurhäuser und Sanatorien haben aufgegeben. Parallel dazu wuchs die auf den Schwerpunkt Psychosomatik ausgerichtete Unternehmensgruppe Heiligenfeld die Straße entlang nach Norden.