Auch wenn die Aufführungen des Heimatspiels "Die Schutzfrau von Münnerstadt " heuer ins Wasser fallen - ein bisschen was geht immer. Münnerstadts Nachtwächter Rainer Kirch wird wie in jedem Jahr am zweiten und dritten Heimatspiel-Sonntag, also am 6. und 13. September, auf Tour sein und über die bewegte Vergangenheit des alten und jüngeren Münnerstadts erzählen. Wie schon mehrmals zuvor, beispielsweise im Luther-Jahr, wird Rainer Kirch einen Schwerpunkt setzen - diesmal wird es der Ausbruch der Pest und die darauf folgende Vertreibung der Juden sein.
Im historischen Gewand mit Hellebarde, Horn und Laterne versteht es Rainer Kirch, die vielfältige und oft dramatische Historie wieder lebendig werden zu lassen. Treffpunkt ist jeweils um 20 Uhr am Münnerstädter Rathaus, Anmeldungen sind nicht erforderlich, Kinder und Jugendlich können kostenfrei am Nachtwächterrundgang teilnehmen.
Rainer Kirch hat sein kleines Jubiläum verpasst, denn im letzten Jahr waren es schon 20 Jahre, dass er im historischen Gewand den Münnerstädtern und den Gästen die Geschichte der früher sehr bedeutenden Stadtnäher bringt. In Weißenburg hatte er das damals gesehen, dort führte eine Nachtwächterin durch die Stadt. Ute Jäger ist noch heute aktiv und inzwischen auch Nachtwächterin vom Nürnberg. Weil ihm das so gefallen hatte und Bruno Eckert, der damalige Vorsitzende der Heimatspielgemeinde, sich eine Bereicherung der Heimatspieltage wünschte, entschloss sich Rainer Kirch, der Nachtwächter von Münnerstadt zu werden.
Rainer Kirch führte in all den Jahren zu festen Terminen die Besucher durch den Ort und konnte auch von Gruppen gebucht werden. Inzwischen beschränkt er sich auf zwei öffentliche Führungen am zweiten und dritten Heimatspill-Sonntag. Gebucht worden ist er heuer kaum, Corona macht sich in allen Lebensbereich bemerkbar. Schon einmal hatte eine Krankheit das Leben der Menschen heftig durcheinander gewirbelt, allerdings mit noch weit verheerenderen Folgen: Im 14. Jahrhundert wütete in Mitteleuropa die Pest , auch in Münnerstadt .
Deshalb wird Rainer Kirch heuer besonders auf diesen Aspekt der Münnerstädter Stadtgeschichte eingehen. 1348/49 raffte die Beulenpest viele Münnerstädter dahin, sie machte auch vor den Patriziern nicht halt. In Basel sei dann erstmals verbreitet worden, die Juden hätten die Brunnen vergiftet und so die Krankheit verbreitet - mit verheerenden Folgen. "Auch hier wurden die Juden gewaltsam vertrieben", sagt Rainer Kirch. So endet Mitte des 14. Jahrhunderts ihre Geschichte in Münnerstadt . "Die Finstere Gasse wurde früher die Judengasse genannt", weiß der Rainer Kirch,. Das Areal Marktplatz Nord war das jüdische Viertel, bei Ausgrabungen in diesem Bereich vor etlichen Jahren eine Mikwe entdeckt, ein jüdisches Ritualbad. Das alles und noch viel mehr wird der Nachtwächter von Münnerstadt den Gästen beim Rundgang näher bringen.