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Bad Kissingen
Ein Signal an die wilden Schweine
Die Jugendherberge Heiligenhof hat ein zunehmendes Problem mit Wildschweinen: Sie richteten massiven Schaden auf dem Gelände an. Was macht die Sau da?
Wildsau 'Helene Fischer' kann es nicht gewesen sein. Sie war zur Tatzeit in Baden-Württemberg (Symbolbild). Foto: Uli Deck/dpa       -  Wildsau 'Helene Fischer' kann es nicht gewesen sein. Sie war zur Tatzeit in Baden-Württemberg (Symbolbild). Foto: Uli Deck/dpa
| Wildsau "Helene Fischer" kann es nicht gewesen sein. Sie war zur Tatzeit in Baden-Württemberg (Symbolbild). Foto: Uli Deck/dpa
Markus Klein
 |  aktualisiert: 20.08.2022 04:15 Uhr
An Fasching wild die Sau rauszulassen macht Freude, die Wildsau aus dem Wald zu lassen hingegen eher Ärger: Das, was einmal der frisch gepflegte Bolzplatz der Jugendherberge am Heiligenhof gewesen ist, wirkt im Nieselregen wie ein Schlachtfeld. Weitflächige Schlamm-Krater ziehen sich über den Platz, auch auf dem neu angelegten Zeltgelände sind die Schäden immens.

Laut Steffen Hörtler, Geschäftsführer der Herberge, ist ein Viertel der Gesamtfläche von sechs Hektar verwüstet worden. "Kleine Flächen wurden schon immer umgegraben", sagt er, während er mit dem Vorsitzenden der Betreiber-Stiftung, Reinfried Vogler, durch den Schlamm watet. "Aber so groß war der Schaden noch nie. Mehrere Tausend Euro wird mich das kosten." Mit einer Entschädigung rechnet er nicht, Wildschäden müssen extra versichert werden. Kaum eine Versicherung bietet das an. Was wollen die Schweine dort überhaupt?

"Die Wildschweine wühlen den Boden um, weil sie gerade im Winter viel Eiweiß brauchen", erklärt Forstoberat Bernhard Zürner. In den oberen Bodenschichten finden sie dafür reichlich Lieferanten wie Engerlinge, Regenwürmer und andere Kleintiere. Für die Waldbewirtschaftung hat das auch Vorteile: Durch das Wühlen bringen die Säue Samen in den Boden, so bleibt die Pflanzenvielfalt erhalten. Für Bolzplätze und Felder allerdings ist dies kein Vorteil.

"Wildschweine sind ein Dauerproblem", sagt Zürner. In Bayern wurden in der kürzlich beendeten Drückjagd-Saison von Oktober bis Januar 70 000 Wildschweine geschossen. Drückjagden werden von mehreren Pächtern und Jägern flächenübergreifend organisiert, um dem Wildsau-Bestand Herr zu werden. Ziel ist es laut Zürner "den Säuen ein Signal zu geben - die merken sich das."


Die Sau im Landkreis

"Von einer explodierenden Vermehrung kann man im Landkreis Bad Kissingen nicht sprechen", sagt Hans-Peter Donislreiter von der Jagdbehörde. "Der Bestand ist aber gleichbleibend hoch." Rund 2500 Säuen wurden in der Jagdsaison im Landkreis erlegt, davon etwa 150 Säue in den Forsten der Stadt Bad Kissingen, 25 in den Forsten um den Heiligenhof. "Die Jäger helfen auch gerne, in Bad Kissingen ist die Welt noch in Ordnung", sagt Donislreiter. Verbände, Pächter und Jäger sprächen sich gut ab, die Schäden hielten sich ebenfalls in Grenzen. Das bestätigt auch Georg Schering, Vorstand des Bauern-Verbandes. Die Wildschweine seien ein "Dauerthema", die Drückjagden aber gut organisiert. Zwar hat sich der Bestand nicht erhöht, aber wohl die Anzahl der Großjagden. "Die Wildschweine sind sehr intelligent und anpassungsfähig", sagt Schering. "Die können schon unterscheiden, dass von einem heranfahrenden Geländewagen eines Jägers mehr Gefahr ausgeht, als von einem normalen Waldbesucher." In den Feldern der Bauern gebe es derzeit wenige Schäden.

"Wiesenschäden sind aber zur Zeit überall zu erwarten", sagt Berthold Greubel, Leiter des Schwarzwildrings des Jagdvereins in Bad Kissingen. Dass am Heiligenhof Schäden entstanden sind überrascht ihn dennoch: "Eigentlich gab es in der Gegend drei Drückjagden."


Was kann man tun?

Und was kann die Jugendherbergs-Leitung am Heiligenhof nun unternehmen? Akut könne man einen Zaun bauen, sagt Forstoberrat Zürner. "Ein Zaun kommt für uns nicht in Frage", sagt Herbergsleiter Hörtler. Erstens würde der wegen der großen Fläche hohe Kosten verursachen. Zweitens wolle er den Zugang zum Gelände nicht abriegeln. Neben den zahlreichen Besuchern der Herberge (40 000 Übernachtungen pro Jahr) kommen auch Garitzer Jugendliche zum Fußballspielen und Waldwanderer aus der Umgebung aufs Gelände. "Die Offenheit macht es so schön hier", sagt Hörtler.

Bleibt also nur die Jagd. Da die Saison aber vorbei ist, dürfen bis zum Herbst prinzipiell nur Frischlinge, die älter als ein Jahr sind, erlegt werden. Eine Drückjagd kann erst im Herbst wieder stattfinden. Einzelne Säue zu erschießen, sei nur eine kurzfristige Lösung. "Die Schweine werden dann einfach nur etwas vorsichtiger, kommen aber wieder. Die lernen schnell, die Säue", sagt Jäger Greubel.

 
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