
Der Trinkwasserschutz wird immer wichtiger in Zeiten des Klimawandels. Dieser beginnt nicht erst an erschlossenen Trinkwasserbrunnen, sondern überall dort, wo es Quellen gibt. Diese Quellen will die Kreisgruppe im Bund Naturschutz erfassen und genau kartieren. Die Initiatoren erhoffen sich Unterstützung aus der Bevölkerung Sie rufen zum Mitmachen auf, und zwar im Raum Bad Kissingen, Nüdlingen und Münnerstadt. Denn für diese Region startet das Projekt.
Viele Quellen noch nicht bekannt
Wer glaubt, dass jeder Quellstandort im Landkreis Bad Kissingen bekannt ist, der täuscht sich. Es handelt sich oftmals um nicht schriftlich überliefertes Wissen, das droht verloren zu gehen. Das will der Bund Naturschutz verhindern. Denn nur was bekannt ist, kann auch geschützt werden. Dieser Schutz ist nach Auffassung des BN elementar. Der Raum Bad Kissingen sei vom Klimawandel stark betroffen. Um so wichtiger sei es, auf die vorhandenen Ressourcen zu achten. Am 9. März startet das Projekt mit einer Schulung für alle diejenigen, die bei der Quellensuche und Kartierung helfen möchten.
Raum Bad Brückenau bereits erfasst
Kartiert werden alle Quellen, die sich in Bad Kissingen, Nüdlingen und Münnerstadt finden lassen, ist auf der Internetseite der BN-Kreisgruppe zu erfahren. "Es gibt viel mehr Quellen, als die, die wir bereits kennen", so Franz Zang. Im Raum Bad Brückenau ist man da schon etwas weiter. Dort hat die Kartierung vor rund 15 Jahren stattgefunden. Von den Muschelkalkgebieten zwischen Bad Kissingen und Münnerstadt fehlen solche Daten. Erfasst werden sollen Quellen jeglicher Art, auch solche, die nur temporär fließen, wie beispielsweise die Dippachquelle bei Münnerstadt. Sie springt nur nach lang anhaltenden Niederschlägen an.
Die Kartierung ist wichtig, weil jede Quelle ein Teil des Grundwassers und somit der Trinkwasservorkommen einer Region ist, sagt Stefan Zaenker, der sich als Höhlen- und Quellenforscher seit Jahrzehnten für die Kartierung von Quellen auch in der Rhön einsetzt. Er begleitet das Quellschutzprojekt mit.
Eine App hilft
"Wir wollen die Leute animieren, mitzumachen", erklärt Franz Zang. Natürlich sind diejenigen angesprochen, die das alte Wissen um Quellaustritte noch haben oder sehr oft in der Natur sind, Feldgeschworene, Förster oder Jäger. Stefan Zaenker hofft, dass sich noch ein ganz anderer Kreis motivieren lässt: die junge Generation. Dank einer von seinem Sohn entwickelten speziellen App zur Kartierung von Höhlen und Wasserquellen erreiche er mittlerweile sehr viele junge Leute für solche Projekte. Das Arbeiten mit der App Cavelife "macht total Spaß", betont Stefan Zaenker. Ursprünglich handelte es sich um eine App für die Kartierung von Höhlen, die in ihrer neuesten Version nun um die Möglichkeit erweitert wurde, auch Quellen zu erfassen. Fürs Quellenschutzprojekt im Landkreis Bad Kissingen soll diese eingesetzt werden. Dank App und GPX kann die genaue Lage einer Quelle schnell und direkt vor Ort erfasst werden. Und die App erkennt sogar, ob es Störfaktoren an der Austrittsstelle oder Quellfassung gibt. Das ist vor allem wichtig, wenn es nach der Kartierung in einem weiteren Schritt um Schutzmöglichkeiten geht.
Faszinierendes Ökosystem
"Quellen sind sehr spezielle und faszinierende Ökosysteme, die es sich zu schützen und zu erkunden lohnt", schreibt die BN-Kreisgruppe in einer Pressemeldung. Laut Franz Zang leben in und um eine Quelle herum rund 800 verschiedene Lebewesen, vom mit dem bloßen Auge nicht sichtbaren Kleinstgetier bis zu Kröten oder Salamandern beispielsweise.

Doch was ist Quelle und was nur eine Pfütze? Kann der Laie den Unterschied überhaupt feststellen? Stefan Zaenker ist überzeugt, dass dies möglich ist. Im Haus der Schwarzen Berge wird er deshalb zum Projektstart einen Schulungsabend halten, in dem er die Grundlage in Theorie und Praxis und erläutert, wie eine Kartierung abläuft. Denn zusätzlich zum digitalen Erfassen einer Quelle werden auch Wasserproben entnommen. Deren Untersuchung übernimmt Stefan Zaenker. Die Kleinstlebewesen, die darin vorkommen, geben dem Fachmann Aufschluss darüber, in welchem ökologischen Zustand sich die Quelle befindet.
Quellbereiche sind geschützte Biotope
Erst das Wissen um den Quellstandort ermöglicht einen gezielten Schutz. Stefan Zaenker erklärt, dass laut Gesetz jeder Quellbereich ein geschütztes Biotop ist. Mit der Kartierung werden auch Vorschläge entwickelt, gefährdete Quellen besser zu schützen, beispielsweise durch den Rückbau von störenden Fassungen.
Erfasst werden die gewonnenen Daten nicht nur in einem Landkreisverzeichnis, sondern auch in einer zentralen Datenbank für ganz Deutschland. Diese Datenbank hat Stefan Zaenker in den vergangenen Jahrzehnten aufgebaut.
Warum aus Sicht von Stefan Zaenker die Erfassung von Quellen und deren Schutz gerade in Zeiten des Klimawandels so wichtig sind, erläutert dieser ausführlich in einem Fernsehbericht, der auf Youtube abrufbar ist.
Projektleiterin steht für Fragen zur Verfügung
Projektleiterin vor Ort ist Carina Kömpel. Bei ihr können sich Interessierte anmelden ( carina.koempel@bund-naturschutz.de ). Im Laufe des Projekts werden Schulungen für Behörden und der Land- und Forstwirtschaft stattfinden, um dem Schutz von Quellen eine höhere Aufmerksamkeit zu geben.

Gefördertes Projekt
Gefördert wird das Projekt vom bayerischen Naturschutzfonds aus Mitteln der GlücksSpirale.
Veranstaltungen rund die Quellen
Die Quellenkartierungsschulung findet am Samstag, 9. März, im Haus der Schwarzen Berge in Oberbach statt. Start ist um 10 Uhr mit dem Theorieteil und einer praktische Kartierungsschulung im Gelände bis ca. 16 Uhr. Am Sonntag, 10. März 2024 führen Stefan Zaenker und Carina Kömpel eine Quellenwanderung durch die Schwarzen Berge (14 bis 16 Uhr), Treffpunkt ist der Jugendzeltplatz Totnansberg, Anmeldung bei Carina Kömpel.
Einen Vortrag mit einem Grundwasserökologen zum Thema „Wasser, Quelle des Lebens - wenn der Klimawandel den Stöpsel zieht“ gibt es am Mittwoch, 10. April 2024, von 19.30 bis 21.30 Uhr in der Akademie Heiligenfeld, Bad Kissingen.
Mehr zum Quellenschutzprojekt online auf der Internetseite des BN
Weitere Berichte über Natur und Naturschutz finden Sie hier
