Hammelburg - eine Stadt, die im Kopf stets mit Wein verbunden ist. Was aber kaum einer weiß: Die älteste Weinstadt Frankens hat noch eine hopfige Seite. Die ist allerdings in den vergangenen Jahrzehnten in Vergessenheit geraden. Die Bier-Geschichte Hammelburgs zu bewahren, hat sich Sebastian Voll auf die Fahnen geschrieben. Dafür erhielt er jüngst mit seiner "Schwarze Berge Bier Werkstatt" die "Goldene Bieridee" vom Bayerischen Brauerbund und der DEHOGA verliehen.
Seit 2016 braut Voll hobbymäßig, 2018 sattelte er auf und bildete sich zum geprüften Bierfachmann weiter. Die Faszination zum goldenen Gerstensaft ließ ihn nicht los. Er begab sich auf die Spuren der Bierkultur im Landkreis. In Hammelburg entdeckte er ein reiches Biererbe. Aufgrund schlechter Weinlesen begannen die Hammelburger mit dem Brauen.
Und: Dabei handelte es sich wohl um Qualitätsstoff. "Überliefert ist, dass während des vierwöchigen Aufenthalts des Fuldaer Fürstabtes auf seiner Hammelburger Sommerresidenz im Herbst 1742 acht Fuder Bier getrunken wurden, insgesamt 80 Hektoliter, drei Hektoliter am Tag", teilte Dr. Lothar Ebbertz Bayerischen Brauerbund mit. Die Hammelburger hielten den Untergang ihrer eigenen Bierkultur jedoch nicht auf. In den 1990er Jahren schloss die letzte Hammelburger Brauerei .
Aufgrund derartiger Geschichte war Voll klar: Da muss sich etwas machen lassen. Das Ergebnis fand sich gemeinsam mit der Volkshochschule. Voll bietet eine Mischung aus Stadt- und Biergeschichte an. "Für die Stadtgeschichte ist der Hammelburger Historiker Franz-Josef Schneider mit dabei", sagt Voll. Um die verschiedenen Thematiken rund ums Bier kümmert sich dann Voll. "Es gab in Hammelburg so viele Brauereien , von denen jetzt nichts mehr übrig ist", sagt er. "Es wäre schade, wenn das Wissen darum verloren geht."
Um das zu verhindern, bietet er jedes Jahr einmal im Oktober seine Bierführung an. Bei den Leuten kommt das an. Und auch bei der DEHOGA und dem Bayerischen Brauerbund. Er erhielt den Preis für "die goldene Bieridee". Eine Prämierung, die Tradition, Gegenwart aber auch die Zukunft des Bieres umfasst. Die Auszeichnung würdigt besondere Verdienste um die Präsentation der
bayerischen Brauwirtschaft und soll Ansporn sein, sich attraktive und zeitgemäße Darstellungen eines alten Wirtschaftszweiges zu bemühen.
Mit Blick auf Hammelburg , ließ Ebbertz vom Brauerbund bei der Preisverleihung im Mai verlauten: "Und gerade deshalb ist die späte Besinnung einer heute leider brauereifreien Stadt auf ihre bierkulturelle Vergangenheit auf ein Stück regionaler Braukultur so wichtig. Sie konnte sie zwar nicht vor dem Untergang bewahren, aber sie mahnt."
"Der Preis ist für mich eine große Ehre", betont Voll. "Immerhin ist das hier eher Weinfranken und jetzt haben wir den Preis von der DEHOGA und dem Brauerbund bekommen." Mit der "goldenen Bieridee" erhält Voll und die VHS nun auch das Recht, mit dem Logo für seine Führungen zu werben. "Es ist ein Qualitätssiegel", meint er. Seinen nächsten Wurf zur Bierkultur hat er bereits im Kopf: "Ich spiele mit dem Gedanken Braukurse anzubieten." Das einzige Manko bislang: Ihm fehlt es noch an einer geeigneten Örtlichkeit.
Wer mehr über die Schwarze Berge Bier Werkstatt erfahren möchte: facebook.com/Bierwerkstatt