"Ich bin gern noch einmal in die Rhön gekommen", sagt Alain Devroe rückblickend. Denn bereits im Jahr 2010 hatte der heute 29-Jährige im Rahmen einer internationalen Weiterbildungsmaßnahme freiwillig Dienst im Haus Waldenfels geleistet. Vorrangig sei es damals darum gegangen, die deutsche Sprache und die Arbeitsabläufe in einem anderen Land zu lernen. Acht Jahre später bot sich für ihn erneut die Gelegenheit, nach Abgabe einer aussagekräftigen Bewerbung an einem von der Europäischen Union geförderten Projekt teilzunehmen. Devroe griff sofort zu.
Praktikumsplatz in Kindergarten Volkers
Als der Franzose, der von der Insel La Réunion stammt, im Januar in Bad Brückenau ankam, traf er auf einige bekannte Gesichter. Das habe ihm den erneuten Einstieg sehr erleichtert. "Und auch mein Praktikumsplatz im Kindergarten Volkers war genau das, was ich mir gewünscht und vorgestellt habe", zeigt er sich noch heute begeistert.
Deutschland hatte der 29-Jährige schon zu seiner Studienzeit ins Auge gefasst. Denn in Frankreich besitze nicht nur das deutsche Bildungssystem allgemein, sondern speziell die kinderpädagogische Arbeit einen sehr guten Ruf. "Das wollte ich einmal über einen längeren Zeitraum in der Praxis erleben." In höchsten Tönen schwärmt er von dem hervorragenden Team in der Volkerser Einrichtung. Auch zu seinen kleinen Schützlingen hätte er vom ersten Tag an einen sehr guten Draht: "Das war alles ein großes Glück für mich, ich konnte viel Selbstvertrauen tanken." Und ganz nebenbei habe er dort gelernt, "wie man guten deutschen Kuchen backt".
Muttersprache lebendig vermittelt
"Es war ein produktives Geben und Nehmen auf beiden Seiten, das uns allen auch emotional viel gebracht hat", bilanzieren Helga Weißenberger und Marie-Luise Geyer vom Förderkreis Europäische Städtepartnerschaften Bad Brückenau . Denn in ihrem Verein ging Devroe in seiner Freizeit praktisch ein und aus und machte sich in vielfältiger Form nützlich: "Unser Freund hat immer gesehen, wo Hilfe gebraucht wurde, und dann sofort mit angepackt." Besonders gut angekommen ist darüber hinaus sein Engagement im Französisch-Kursus, wo der Gast den Teilnehmern seine Muttersprache lebendig vermittelte. Eine völlig neue Erfahrung war für den 29-Jährigen der Pinklauf. "So etwas hatte ich noch nie gesehen", meint er mit einem Lächeln auf den Lippen.
Zu Devroes engeren Kontaktpersonen in der Stadt gehörte unter anderem Maja Kirchner. Die Tochter des evangelischen Pfarrers ist selbst Pädadogin. So hätten sich beim persönlichen Erfahrungsaustausch immer wieder interessante Schnittmengen ergeben, zumal der Franzose nicht nur intensiv am Leben in der Kirchengemeinde teilgenommen, sondern sich auch im Weltladen eingebracht hat. Besonders beeindruckt ist Maja Kirchner aber von einem ganz anderen Aspekt: "Regelmäßig hat uns Alain verdeutlicht, welche Vorzüge wir in Bad Brückenau genießen dürfen. Das fängt bei der ursprünglichen Natur in der Umgebung an und reicht bis zu den guten Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten." Als Außenstehender habe Devroe einen unverfälschten Blick auf jene Dinge gehabt, "die wir vor Ort als selbstverständlich betrachten".
Nächste Station München
Das Deutschland-Gastspiel des studierten Erziehers geht nach einem kurzen Abstecher in seine Heimat fast nahtlos weiter. Im Januar kommenden Jahres beginnt Alain Devroes Anstellung bei einem deutsch-französischen Kindergarten in München. Eine Wohnung in der bayerischen Landeshauptstadt hat er bereits gemietet. Künftige Abstecher nach Bad Brückenau sind aber schon geplant.