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BAD BOCKLET
Ein Pfarrer entdeckte die Quelle
Heute ebenerdig und rund: Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der tiefer liegende und viereckige Brunnen von 1787 ersetzt.
Foto: S. von Dobschütz | Heute ebenerdig und rund: Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der tiefer liegende und viereckige Brunnen von 1787 ersetzt.
Von unserem Mitarbeiter Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 07.01.2016 14:54 Uhr

Gleich zwei Jubiläen feiert heuer das bayerische Staatsbad Bad Bocklet: 225 Jahre Brunnenbau und 75 Jahre Baderhebung. Deshalb haben wir in alten Büchern gestöbert und diesen ersten Beitrag dem Bad Bockleter Brunnenbau gewidmet.

Vor 225 Jahren ließ der Würzburger Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal (1730-1795) durch seinen Hofbauamtmann, den Baumeister Johann Philipp Geigel (1731-1800), über dem neugefassten Bockleter Brunnen einen frühklassizistischen tempelähnlichen Bau errichten – den neuen Brunnenbau. Angefangen hat Bocklets Kurgeschichte aber schon viel früher.

Denn 1724 hatte der Aschacher Pfarrer Georg Schöppner auf einem Spaziergang eine Quelle entdeckt, die sich bald als stark eisenhaltig entpuppte und deshalb Stahlquelle genannt wurde. Beim darauf folgenden Besuch seines Fürstbischofs Christoph von Hutten (1673 bis 1729) machte der Pfarrer seinen Vorgesetzten und Landesherrn auf die Heilquelle aufmerksam.

Der Fürstbischof beauftragte ein Jahr später seinen Oberbaudirektor, den Artillerie-Ingenieur Balthasar Neumann (1687 bis 1753), zu dessen Aufgabengebiet auch der Brunnenbau gehörte, die neue Quelle fassen zu lassen und damit die Entwicklung des Ortes voranzutreiben.

Zur Erinnerung an die Geburtsstunde des sich daraus entwickelnden fürstlichen Hofbades und bayerischen Staatsbades erhielt die Quelle erst später den Namen Balthasar-Neumann-Quelle.

Beliebter als Bad Kissingen

Mehr als sechs Jahrzehnte mussten noch vergehen, bis endlich Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal 1786 seinem Hofarchitekten den Auftrag zum Bau eines herrschaftlichen Brunnenbaues mit angrenzendem Bade- und Saalbau gab. Seit 1760 waren die ersten fürstlichen Kurbauten und ein kleiner Kurgarten in Form einer bischöflichen Mitra entstanden, denn Bocklet hatte sich inzwischen zu einer beliebten Sommerfrische für Würzburger Domherren, Prälate und Beamte entwickelt und zog damals sogar mehr Gäste an als Bad Kissingen.

Im Süden des Kurgartens, „nur etwa 600 Schritt dem Fürstenbau gegenüber“, entstand nun der Brunnenbau, das heute bedeutendste Bauwerk Bad Bocklets, als „eingeschossiger Mansarddachbau in triklinischer Anordnung mit offenem Mittelperistyl als Brunnenhalle“ (Quelle: Tilmann Breuer: Franken, Band 1, Deutscher Kunstverlag, 1999).

Genau genommen sind es zwei von Nord nach Süd ausgerichtete Einzelgebäude, links das Badehaus „mit 14 sehr niedlich und geschmackvoll eingerichteten Badezimmern“ und rechts der Saalbau „für Tanz und Conversation“, der heutige Lesesaal, die beide an ihrer Eingangsfront zum Kurgarten durch einen Brunnentempel in U-Form verbunden sind.

Das Dach des zentralen Brunnentempels, der „50 Fuß lang und 42 Fuß breit“ ist und an dessen Vorderfront die goldene Inschrift „Für das Beste der leidenden Menschheit erbauet im Jahre 1787“ zu lesen ist, wird von zwei Reihen mit jeweils sechs Säulen in toskanischer Ordnung getragen. Durch diese Säulenreihe hindurch „bietet sich dem Auge eine sehr schöne Aussicht auf das üppige Wiesenthal mit seinem herrlichen Grün dar, in dessen fernem Hintergrunde der waldbedeckte Altenberg emporsteigt“.

In der vertieften Mitte des neu erbauten Tempels stand damals noch anstelle des heutigen ebenerdigen runden Brunnens „ein viereckiges Brunnenbecken, aus dem sich vormals ein länglicher steinerner Brunnenkasten mit einem zur Verzierung dienenden lichtgelben Aufsatze erhebt, auf welchem die Inschrift zu lesen war: Entdeckt unter Franz Christoph (von Hutten) 1727. Gefaßt unter Philipp Karl (von Greiffenclau zu Vollrads) 1754. In Ruf gebracht von Adam Friedrich (von Seinsheim) 1766. Nach seinen Quellen getheilt unter Franz Ludwig (von Erthal) 1788“.(Quelle: Johann E. Wetzler: Beschreibung der Gesundbrunnen und Bäder Wipfeld, Kissingen, Bocklet und Brückenau, 1821).

Direkt vor dem Brunnentempel liegt noch heute der große Sandplatz, der schon im 18. Jahrhundert als Kurplatz „sowohl beim Trinken des Brunnens zum Spaziergange, als des ganzen übrigen Tages zum Vereinigungspunkte für die Kurgäste dient“.

Auf diesem Sandplatz werden sich auch heuer viele Kurgäste, aber auch Bewohner Bad Bocklets einfinden, wenn Bürgermeister Wolfgang Back zu einer der vielen Veranstaltungen aus Anlass des Jubiläums „225 Jahre Brunnenbau“ einlädt.

Der Brunnentempel: Er ist zentraler Teil des Bockleter Brunnenbaues von 1787.
Foto: Sigismund von Dobschütz | Der Brunnentempel: Er ist zentraler Teil des Bockleter Brunnenbaues von 1787.
 
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