Nach 44 Jahren dürfte Eugen Albert einer der dienstältesten Nikolaus-Darsteller im gesamten Landkreis Bad Kissingen sein. In Kindergärten, Schulen und Altenheimen war er unterwegs. "Ich habe das immer wirklich gern gemacht", sagt er. Und er hat seine Aufgabe immer sehr ernst genommen, hat sich eine komplette Ausrüstung angeschafft, mit Mitra, goldenem Buch und allem, was dazu gehört. Nur den weißen Bart brauchte er sich - zumindest in den letzten Jahren - nicht ankleben. Er hat seinen eigenen einfach wachsen lassen.
Zwei Jahre lang lief gar nichts
Doch dann kam Corona. "Ich hatte keine einzige Anfrage in den letzten zwei Jahren", sagt er. Mit seinen inzwischen 75 Jahren war er deshalb zu einem Entschluss gekommen: "Ich wollte es abgeben." Doch dann kam eine Anfrage aus der Grundschule Burglauer. "Ich habe zugesagt." Also wird Eugen Albert seine Nikolaussachen einpacken und in die Nachbargemeinde fahren.
"Als ehemaliger Lehrer bin ich natürlich nah dran an Kindergärten und Schulen", sagt der frühere Rektor. Und in seinem jetzigen Alter sei er auch den Altenheimen verbunden, scherzt er. Aber das war er schon vorher, denn als Bürgermeister von Münnerstadt war er schließlich auch zwölf Jahre lang Vorsitzender der Juliusspitalstiftung.
Seit 44 Jahren also besucht Eugen Albert als Nikolaus Kinder, Erwachsene und Senioren. Wie alles angefangen hat, weiß er noch immer ganz genau. Das hat der frühere Klosterschüler mehr oder weniger seiner Nähe zu den Augustinern und zum Kloster zu verdanken. Bis 1977 mimte der frühere Prior des Konvents Sankt Michael, Pater Wilfried Balling, immer den Nikolaus im Kindergarten Reichenbach. Im Jahr 1978 allerdings fehlte ihm dafür die Zeit. So sagte er Schwester Renata, der Leiterin der Einrichtung, sie solle doch mal zu Eugen Albert gehen, der unmittelbar neben dem Kloster wohnt. "Der kann auch mal was fürs Himmelreich tun", soll der Pater Prior damals gesagt haben. Und das hat Eugen Albert dann auch getan.
Wie alles begann
Nur ein paar Tage später erreichte ihn ein Anruf aus Kleinwenkheim. Er sollte bei der Nikolausfeier des Vereinsrings einspringen und er sagte wieder zu. Dass aus diesen beiden Vertretungsfällen 44 Jahre Nikolaus-Darsteller werden, hat er damals nicht geahnt.
Doch Eugen Albert hat es immer gerne gemacht. Die Feiern in Kleinwenkheim gehören heute zu seinen schönsten Erinnerungen. Dort war es üblich, dass die Eltern ihre Geschenke vorher abgaben und einen Zettel mit dem Namen des Kindes beilegten, die der Nikolaus dann einzeln zu sich bat. Manchmal schrieben die Eltern auch dazu, was die Kleinen tun sollten, um das Nikolaus-Geschenk zu erhalten. Ganz hoch im Kurs stand die Übergabe des heiß geliebten Schnullers an den Bischof von Myra. Er hat ihn dann oft vorsichtshalber den Eltern zurückgegeben. Und das hat sich hin und wieder als kluge Entscheidung herausgestellt. Denn manchmal haben die genervten Eltern in der Nacht darauf den Kampf um den Schnuller aufgegeben.
Viele lustige Geschichte kann Eugen Albert erzählen, aber es schwingt immer etwas Ernsthaftes mit. Denn er stellt den Heiligen Nikolaus immer mit Würde da und erwartet, dass er mit Respekt behandelt wird. Schließlich stellt er den Bischof von Myra dar und nicht den Coca-Cola-Weihnachtsmann. Trotzdem hatten die Kinder nie Angst vor ihm, höchstens einmal die ganz Kleinen.
