Fichtennadeln können schon ganz schön pieksen im Gegensatz zu den eher weichen Nadeln einer amerikanischen Küstentanne. Das erfahren die Gäste bei einer besonderen Pflege-Aktion in einem Waldstück zwischen Poppenlauer und Weichtungen an den eigenen Fingern. Försterin Hannah Severin bot an, dass Interessierte vor Ort unter fachlicher Anleitung ein Fichtendickicht auslichten können. Bewusst hatte sie den Advent gewählt, denn jetzt benötigen viele Menschen für ihre vorweihnachtliche Deko Wedel. Wer mithalf, konnte die abgesägten Bäumchen für diesen Zweck mit heim nehmen.
Es gibt in diesem Waldstück zu viele wild aufgegangene Fichten auf engstem Raum. Hier musste dringend durchforstet werden. Warum also nicht Interessierten die Möglichkeit geben, sich gleich selbst ein, zwei oder auch mehr Bäumchen zu schneiden, um frisches Fichtengrün zu erhalten? Erlebnisförsterei gewissermaßen. Hannah Severin und der Waldarbeiter der Gemeinde, Thomas Klopf, erklären, was zu tun ist.
Wenig Resonanz
Allerdings hatte Hannah Severin mit einer etwas größeren Resonanz gerechnet. Es war nur eine Handvoll Interessierter aus dem Raum Maßbach und Münnerstadt gekommen. Doch diejenigen, die da waren, sprachen von einer „super Idee“.
Sie könne die Wedel gut gebrauchen, meint eine Frau. Die Zweige der kleinen Fichten eignen sich als Schutz für die Rosen oder für unterschiedlichen weihnachtlichen Schmuck. Deshalb ist auch ein Mann aus dem Maßbacher Gemeindegebiet gekommen. Er schneidet die Bäumchen ab, sein Sohn trägt sie zum mitgebrachten Hänger.
Fichten verschwinden
Während die Gäste vorsichtig mit einer Baumschere die gut einen Meter hohen Fichten abzwicken, bleibt viel Zeit für Erklärungen. Die Frage ist natürlich,warum die kleinen Fichten hier überhaupt stören. „ Fichten pflanzt heute keiner mehr“, erläutert die Försterin. Durch den Klimawandel und die Anfälligkeit der Fichte für Trockenheit und Borkenkäfer geben die Fachleute dieser Baumart in unserer Region keine dauerhafte Überlebenschance mehr. Dort, wo der Arbeitseinsatz ist, gab es vor gar nicht langer Zeit eine Fichtenkultur. Dann kam der Käfer und machte dem Nadelholz den Garaus, ist von der Försterin zu erfahren. Doch bevor die Bäume starben, produzierten sie sehr viele Samen. Das Ergebnis ist die dichte Naturverjüngung.
Selbst wenn in dieser Lichtung wieder ein Fichtenwald hätte wachsen sollen, stünden die dort aufgegangenen Fichten viel zu dicht. Doch hier behindern sie das Wachstum der neu gesetzten amerikanischen Küstentanne, berichtet Hannah Severin, während sie und ihre Gäste im Dickicht arbeiten. Die Küstentanne gehört zu den Baumarten , von denen die Forstleute hoffen, sie kommt mit den veränderten Klimabedingungen besser zurecht.
Genau hinsehen
Alle Anwesenden sind deshalb angehalten, nach den kleinen Küstentannen zu schauen, damit nicht diese versehentlich zwischen die scharfen Schneideblätter der Baumscheren geraten.
Hannah Severin hält ihre freiwilligen Helfer und Helferinnen an, die Fichten möglichst tief unten am Stamm abzuzwicken. Ansonsten könnten sie erneut austreiben und dem hoffnungsvollen Nachwuchs anderer Bäume erneut das Licht nehmen.
Auch junge Eichen und Buchen
Mit Freude stellt Hannah Severin fest, dass sie durch die Aktion nicht nur den kleinen Küstentannen mehr Licht gibt, sondern auch Eichen und Buchen, die hier zwischen den Fichten wild aufgegangen sind.
Ein paar der Fichten dürfen stehen bleiben, wenn genügend Platz ist zwischen den anderen Jungbäumen. Die abgeschnittenen Fichten , die nicht als Adventswedel oder Minibäumchen von den Gästen ins Auto geladen werden, bleiben im Wald und werden hier auch verrotten, erklärt Hannah Severin.
Vielfältiger Kommunalwald
Im Gespräch berichtet Hannah Severin davon, dass sie sehr gerne die kommunalen Waldflächen der Marktgemeinde betreut. Natürlich gibt es auch hier Probleme, aber insgesamt sei der Forst sehr gut aufgestellt. Das liegt an der Vielfalt der Baumarten . Am Poppenlaurer Possenberg, erzählt sie begeistert, fänden sich alleine 14 unterschiedliche Baumarten . Das sei schon etwas Besonderes.
Rund 430 Hektar Wald betreut sie. Angestellt ist Severin bei der Forstbetriebsgemeinschaft Fränkische Rhön und Grabfeld, mit der der Markt Maßbach einen Waldpflegevertrag hat.
Auch schon eine Pflanzaktion
Hannah Severin möchte mit Aktionen wie dieser die Menschen aus der Gemeinde für den Wald sensibilisieren. Denn schließlich sei der Gemeindewald ja der Forst aller, erklärt sie. Das soll dadurch wieder bewusster werden. Deshalb hatte sie Interessierten 2019 eine Pflanzaktion angeboten. Daran erinnert sich auch Bürgermeister Matthias Klement gerne. Und die meisten Bäumchen hätten überlebt, bestätigt Hannah Severin.
Sie kann sich vorstellen, auch eine Pflege-Aktion zur Adventszeit zu wiederholen. Vielleicht spreche sich das ja herum und es kommen noch mehr Leute.
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