Irgendwie sind sie ja ein musikalisches Traumpaar – die norwegische Geigerin Vilde Frang und der deutsche Pianist usbekischer Herkunft Michail Lifits. Die beiden Musiker, die vor zwei Jahren zusammen eine CD einspielten und derzeit mal als Nachwuchskünstler, mal als Klassik-Stars bezeichnet werden, gaben am letzten Tag des Kissinger Sommers ein umjubeltes Konzert im bestens besuchten Rossini-Saal.
Die Musik des 19. Jahrhunderts ist den beiden Musikern sozusagen auf den Leib geschnitten. Mendelssohns 3. Violinsonate spielten die zwei mit so viel Feuer, Witz und blindem Verständnis füreinander, dass die Begeisterung sofort aufs Publikum übersprang, das hingerissen applaudierte. Hinzu kam bei beiden Musikern noch eine umwerfende Virtuosität, die allerdings kein Selbstzweck war, sondern einzig einer möglichst lebendigen Interpretationsweise diente. Den wunderschön beseelten Ton der Vuillaume-Geige kostete Frang in Brahms‘ 2. Violinsonate voll aus. Was für eine hervorragende Gestalterin sie ist, machte die 26-Jährige nicht nur in den spektakulären Stellen und in den hohen Lagen deutlich, sondern insbesondere auch in den eher schlichten Passagen, die sie in faszinierendem Wohlklang in den Raum stellte. Und der 30-jährige Lifits konnte vor allem im mittleren Brahms-Satz tolle Musikalität beweisen.
Sie können auch anders
Indes diese romantische Vortragsweise mit ihren kleinen atmenden Tempo-Modifikationen, ihrer Dramatik und ihrer Psychologisierung auch auf Mozarts G-Dur-Violinsonate KV 379 anzuwenden, war zwar interessant, wurde aber der Klassizität und der heiteren Größe dieses Werkes nicht gerecht.
Die beim Mozart vielleicht aufkommende Frage, ob die beiden Musiker eigentlich auch anders als romantisch spielen können, beantworteten sie selbst mit Ravels Violinsonate.
Das Stück greift allerlei musikalische Idiome und Stile aus den Goldenen 20er Jahren auf, die es in typisch Ravel'scher Manier zu einem lustigen Sammelsurium vereint. Im letzten Satz entfachten die zwei Musiker ein wahres Feuerwerk an Virtuosität, nach dem eine Zugabe unabdingbar war. Und so spielten sie als Extra-Bonbon eine herrlich schmelzende Version von „Estrellita“ von Manuel María Ponce.