Am Volkersberg laufen Planungen für ein zukunftsorientiertes Projekt: Auf einer Länge von knapp acht Kilometern soll dort ein Klimaweg entstehen, unter dem Motto: "Wir sind eins - Mensch und Natur." Der geplante Wanderweg, der nordwestlich in Richtung Mönchplatte verlaufen wird, soll ein Bewusstsein für die Natur und die Zusammenhänge zwischen menschlichem Handeln und den daraus resultierenden Auswirkungen auf die Umwelt schaffen.
"Man ist sich der Welt, in der man lebt, oft gar nicht bewusst. Vieles nimmt man einfach als gegeben an", erklärt Klaus Hofmann, Rektor des Hauses Volkersberg und Leiter der dort angesiedelten Jugendbildungsstätte , zum Hintergrund des geplanten Klimawegs.
Stadt, Volkersberg, Landkreis und Staatsforsten
Das Projekt befinde sich aktuell noch auf der Entwurfsebene, berichtet Hofmann. Projektträger ist die Stadt Bad Brückenau . Ebenso involviert sind der Landkreis und die Bayerischen Staatsforsten. Der aktuelle Planungsstand sieht einen Weg mit acht Stationen (inklusive Start) vor, an denen verschiedene Themen rund um Mensch und Natur aufgegriffen werden.
Startpunkt ist am Volkersberg . Dort ist eine kurze Einführung zum Thema geplant. Außerdem sind hier Parkplätze, eine öffentliche Toilette und auch eine Gaststätte bereits gegeben, wie Hofmann ausführt. Ein Konzept, das sich durch das gesamte Projekt zieht und zum Thema passt: "Wir setzen auf das, was schon vorhanden ist."
Sieben interaktive Themen-Stationen
An der ersten thematischen Station unter dem Arbeitstitel "Staunen über den Wald" soll auf dessen Besonderheit und dadurch indirekt darauf aufmerksam gemacht werden, dass dieser schützenswert ist. Die einzelnen Stationen will man als Erlebnisstationen möglichst interaktiv und erlebnispädagogisch gestalten, wie im Konzeptentwurf zu lesen ist.
Hofmann gibt ein Beispiel: Mittels einer Baumscheibe und Stecknadeln könnte man an der ersten Station sein eigenes Lebensalter und das der Familienmitglieder, über die Eltern- und die Großelterngeneration, anhand der Ringe des Baumes abstecken - und feststellen, dass man dabei "noch lange nicht" in der Mitte angekommen ist.
Station mit historischem Bezug
Die Stationen sollen insgesamt nicht mit hohen Kosten verbunden sein, "aber einen Effekt haben", wie Hofmann erklärt. Die Zweite der Themen-Stationen widmet sich der Mobilität. Dort sollen verschiedene Mobilitätsformen vorgestellt werden und jeweils deren positive und negative Seiten. "Ohne erhobenen Zeigefinger, aber verschweigen wollen wir auch nichts", sagt Hofmann. Die Schlüsse müsse dann jeder für sich selbst ziehen.
Historisch gesehen ist die Station an einem besonderen Platz angesiedelt, dem "Ausspann". Dort wurden früher die Pferde, die man vor die Fuhrwerke gespannt hatte, um den Berganstieg zu bewältigen, wieder ausgespannt, wie Bürgermeister Jochen Vogel erzählt. Heute könne man auf Höhe der geplanten Station die Fahrzeuge auf der nahe gelegenen Autobahn hören. "Auch die Ein- und Ausfahrt sieht man."
Von Biodiversität bis Permakultur
Die weiteren Stationen: Biodiversität , Waldumbau und Nachhaltigkeit, Klimaerwärmung , Wasser sowie schließlich noch Ernährung und Landwirtschaft. Bei Letzterem steht auch das Thema Permakultur im Blickpunkt. Passend dazu wird von Lehrern sowie Schülerinnen und Schülern aus Riedenberg nicht an der Station selbst, aber am Volkersberg , die Patenschaft für ein Beet übernommen und dieses entsprechend angelegt, wie Hofmann berichtet.
Insgesamt lassen sich die künftigen Stationen auf einem lockeren Spaziergang erkunden. Es gebe auch unterschiedliche Möglichkeiten, tiefer einzusteigen, und dementsprechend Konzepte für verschiedene Altersstufen, erklärt Hofmann.
Schulklassen zum Beispiel, die am Volkersberg zu Gast sind, könnten sich mit den entsprechenden Lernmaterialien eine ganze Woche intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Zugänglich wird der Klimaweg unabhängig vom Angebot des Hauses Volkersberg sein.
Ein Projekt, das zur Region passt
Als Projektkosten stehen für den Klimaweg aktuell rund 100 000 Euro im Raum, wie Vogel berichtet. Der Löwenanteil soll dabei aus Fördermitteln des Leader-Programms kommen. "Das geplante Projekt erfüllt in vielen Bereichen nahezu ideal die Leader-Kriterien", erklärt dazu Cordula Kuhlmann, die für Regionalentwicklung und Regionalmanagement des Landkreises Bad Kissingen zuständig ist, und verweist auf die beteiligten Projektpartner.
"Jeder Beteiligte bringt sein Know-how ein und übernimmt bestimmte Aufgaben. Die Projektpartner stehen nicht nur bei der Initiierung des Projekts zur Seite, sondern kümmern sich auch langfristig um Programmangebote und um die Pflege."
Zudem würden mit dem Projekt generationenübergreifend viele Menschen und besonders auch Kinder und Jugendliche angesprochen. Und natürlich sei auch das Thema an sich von hoher Bedeutung und füge sich sehr gut in die Gesamtstrategie von Leader ein. "Außerdem passt es hervorragend zu unserer Region, die einen großen Anteil hat am Biosphärenreservat Rhön ."
"Reichhaltiger Strauß" an Wanderwegen in der Rhön
Michael Kutscher, Betriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten Bad Brückenau, indes freut es, dass Stadt und Jugendbildungsstätte frühzeitig auf ihn zugekommen sind. Mit Blick auf den Klimaweg sagt er: "Das Thema ist natürlich in aller Munde. Es ist ein absolut zukunftsfähiges Projekt." Es sei gut, dass man bestehende Routen nutze, da es in der Rhön schon einen "reichhaltigen Strauß" an Wegen und Strecken gebe.
Läuft alles nach Plan, könnte der Klimaweg laut Hofmann (frühestens) ab Herbst erkundbar sein.