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Bad Brückenau
Bad Brückenau hilft!: weiter für Ukraine motiviert
Seit fast einem Jahr unterstützt der Verein „Bad Brückenau hilft!“ Menschen aus und in der Ukraine. Im Laufe der Zeit hat sich die Hilfe gewandelt.
Dirk Stumpe (links) und Thomas Weißenfeld engagieren sich auch ein Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine bei „Bad Brückenau hilft!“.       -  Dirk Stumpe (links) und Thomas Weißenfeld engagieren sich auch ein Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine bei „Bad Brückenau hilft!“.
Foto: Steffen Standke | Dirk Stumpe (links) und Thomas Weißenfeld engagieren sich auch ein Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine bei „Bad Brückenau hilft!“.
Steffen Standke
 |  aktualisiert: 29.05.2024 17:05 Uhr

Der Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar 2022 berührte die Menschen in Bad Brückenau und Umgebung. Viele wollten helfen. Doch was sich aus einer anfänglichen Initiative entspann, ist bemerkenswert: ein Verein mit 62 Mitgliedern und mehr als 150 Unterstützern, der 13 Hilfstransporte organisierte und hierzulande ukrainischen Flüchtlingen hilft. Thomas Weißenfeld und Dirk Stumpe von „ Bad Brückenau hilft!“ berichten, wie die Hilfe sich gewandelt hat, was sie planen und warum sie definitiv weitermachen.

Herr Stumpe, Herr Weißenfeld, wissen Sie noch, wann Ihr Verein sich gegründet hat?

Dirk Stumpe: Das war am 8. März 2022, da hatten wir die erste Hilfsfahrt an die polnisch-ukrainische Grenze bereits hinter uns. Inzwischen ist der 14. Transport mit einem großen LKW am 3. März vorbereitet. Und die 15. Fahrt ist in Planung. Von der Gemeinde Wildflecken gespendete Schulmöbel sollen zu vier provisorischen Schulen mit 750 Schülern in der Region Iwano-Frankiwsk gelangen.

Wenn Sie die erste mit den jetzigen Fahrten vergleichen: Was hat sich geändert?

Thomas Weißenfeld: Wir planen die Hilfstransporte jetzt. Der erste lief so: Spendenaufruf, Garage voll mit Sachspenden, Spenden auf Anhänger oder in den Transporter. Heute fragen wir, was vor Ort nötig ist, besorgen es und liefern.

Dann hat sich die Art der Hilfsgüter auch verändert?

Stumpe: Bei der ersten Hilfsfahrt hatten wir viel Kleidung, Lebensmittel, vor allem Wasser, Babyartikel und ein Auto mit Hundefutter dabei. Bei der zweiten führten wir Isomatten, Schlafsäcke und Decken mit, weil wir gesehen hatten, dass 4500 Leute im Aufnahmelager Przemysl auf dem nackten Boden lagen.

Und heute?

Stumpe: Heute beliefern wir vor allem ein Krankenhaus in Kamjanez-Podilskyj in der Westukraine mit Betten, Nachttischen , Untersuchungsgeräten und OP-Besteck. Darüber hinaus unterstützen wir ein Kinderheim, eine Schule für Behinderte, ein Internat und die Feuerwehr der Region. Schließlich fahren wir weiter nach Medyka an die ukrainische Grenze. Dort übernehmen englische Freiwillige Lebensmittel, Gaskocher, Heizlüfter und Stromaggregate und bringen sie zu Zivilisten hinter und in der ostukrainischen Front. Das Militär beliefern wir nicht.

In der Anfangszeit haben Sie ukrainische Flüchtlinge mit nach Brückenau gebracht.

Stumpe: Das tun wir in der Regel nicht mehr, weil der Bedarf nicht mehr da ist. Mittlerweile ist die Infrastruktur für Flüchtlinge innerhalb der Ukraine relativ gut organisiert. Auch geht jede Woche ein Zug nach Deutschland. Es kommen aber relativ wenig Ukrainer hier an.

Weißenfeld: Diejenigen, die noch kommen, unterstützen wir mit einer Wohnung und Möbeln. Es ist nicht mehr so, dass die Leute hopplahopp untergebracht werden müssen. Wir sind stolz darauf, dass kein Ukrainer in einer städtischen Behelfsunterkunft untergebracht werden muss. Das ist in anderen Gemeinden nicht so.

Stumpe: Bei der Unterbringung hat anfangs auch die evangelische Kirche viel geleistet. Die ersten Flüchtlinge kamen im Gemeindehaus unter.

Wissen Sie, wo die vielen in Bad Brückenau gestrandeten Flüchtlinge hin sind?

Stumpe: Ein paar wenige sind hier geblieben. Vom Rest wissen wir es nicht genau. Die meisten wussten schon damals, wo sie hinwollten, sind in ganz Deutschland und Europa verteilt. Einige sind in ihre Heimat zurückgekehrt; drei davon haben wir mit an die polnisch-ukrainische Grenze genommen.

Worin sehen Sie das Geheimnis, dass „ Bad Brückenau hilft!“ so aktiv geblieben ist?

Stumpe: Ich glaube, da haben sich einfach die richtigen Menschen mit einer gewissen Idee getroffen. Aus der anfänglichen Idee, helfen zu wollen, sind viele Freundschaften entstanden. Die meisten von uns kannten einander anfangs nicht.

Weißenfeld: Ich denke, es ist einfach die Idee, humanitäre Hilfe zu leisten und so gegen einen Aggressor vorzugehen. In dem Zusammenhang ist es großartig, wie wir von Behörden, Firmen, der Bevölkerung und vor allem unseren Familien unterstützt wurden.

Dennoch: Nach fast einem Jahr permanenter Hilfe muss doch Ermüdung eintreten.

Stumpe: Die Motivation im Verein ist weiter voll da. Wir haben 2023 auch schon Spenden im fünfstelligen Eurobereich erhalten.

Weißenfeld: Unsere Motivation wird auch befeuert durch Organisationen, die uns unterstützen und denen wir helfen, wie einem Helferkreis in Arnstein oder dem Verein „People for people“ in Fulda.

Stumpe: Wichtig ist auch, dass der Siegeswille und Glaube an Armee und Helfer unter den Ukrainern weiter da ist. Ich habe persönlich keinen dort erlebt, der gesagt hat: Wir geben auf, Hauptsache Frieden. Alle wollen, dass die Ukraine ein Land bleibt.

An diesem Samstag, 25. Februar, lädt „ Bad Brückenau hilft!“ in die Georgi-Halle ein. Was steckt dahinter?

Weißenfeld: Wir wollen ein Bewusstsein für 366 Tage Krieg schaffen und zeigen, dass der Verein noch aktiv ist, wofür er steht und dass Hilfe für die Ukraine nötig bleibt. Und wir wollen uns bei unseren Unterstützern bedanken sowie den Dank der Ukrainer entgegennehmen.

Die Fragen stellte Steffen Standke

Mehr zum Verein "Bad Brückenau hilft!" finden Sie hier:

 
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