Es war der 21. Juli 1983, als das neue Schul- und Sportzentrum (SSZ) in Römershag eingeweiht wurde. 30 Jahre später, am 26. Juli, wird das gefeiert – erstmals seit langem mit einem gemeinsamen Fest aller drei Schulen. Und tatsächlich gibt es Lehrer, die diese drei Jahrzehnte komplett miterlebt haben.
Maria Unger kannte sie noch, die Zustände vor dem Bau des SSZs. Das Bad Brückenauer Gymnasium war 1978 die erste (und nun letzte) Stelle der Lehrerin für Deutsch und Latein.
Damals hatte die Schule ihre Adresse am Kirchplatz, dort, wo heute „Gesundes Wohnen“ verkauft wird. Beengt war es. Einige Klassen mussten ins benachbarte frühere Landratsamt ausgelagert werden.
An anderen Schulen war es ähnlich. Die Hauptschule residierte vor 1983 im alten Kindergarten am Kleinen Steinbusch; einige Klassen wurden im jetzigen Kindergarten Volkers unterrichtet. Die Staatliche Realschule hatte ihr Domizil in der Frühlingsstraße und eine Zweigstelle in der ehemaligen Landwirtschaftsschule in der Dr.-Gartenhof-Straße.
Maria Unger nahm die Platznot im Gymnasium gelassen. Sie war jung und sorgte sich eher, wie sie ihre zwei kleinen Kinder nah im Kindergarten unterbringen konnte. Nur die schwach durchleuchteten Räume im Keller störten sie.
Anderen brannte das Platzproblem mehr unter den Nägeln. Schon 1969 war der Ruf nach einem neuen Schulzentrum lauter geworden. Die Schülerzahl war ständig gewachsen. Das neunte Schuljahr wurde allgemein eingeführt. Eine Volksschulreform ergab, dass die Kinder aus Zeitlofs, Detter, Weißenbach, Roßbach, Motten, Kothen und Speicherz nach Brückenau fahren mussten.
1970 zeigte eine Bedarfsanalyse, dass immer mehr Schüler vom Lande auf weiterführende Schulen wollten. Es fehlten Klassenzimmer für Physik, Chemie, Sprachlabor, Werkräume; keine der drei Schulen hatte die Möglichkeit, sich zu erweitern. Alle brauchten eine Sporthalle. Lange reagierten Kommunalpolitiker mit Schulterzucken. 1979 begann der Bau – zunächst der Hauptschule; 1983 war der Komplex fertig.
Dieter Kraemer kam damals aus Wildflecken an die Hauptschule – und ist bis heute geblieben: „Es war ein wunderbares Schulhaus und eine Gesamtanlage aus Backstein und Schiefer, die sich wunderbar in die Umgebung einpasste.“ Der Komplex sei etwas kleiner als heute gewesen – ohne die Anbauten der Realschule. Maria Unger empfand den Umzug nicht als spektakulär. Aber sie war froh, dass in Römershag Wohnort, Arbeitsplatz und Kindergartenbetreuung nah beieinander lagen.
Es hat sich viel geändert in 30 Jahren SSZ. Die Schüler sind selbstbewusster geworden, sagt Unger. Einrichtungen wie das Sprachlabor, auf das man anfangs am Gymnasium sehr stolz war, sind verschwunden. Auch der Schreibmaschinensaal der Hautschule hat nicht mehr seinen ursprünglichen Zweck. Dort wurde laut Kraemer „als normales Schulfach auf schönen großen mechanischen Maschinen“ gelernt. Er war derjenige, der ab etwa 1990 die Einführung von Computern hautnah erlebte: „Das war damals ein Commodore mit MS-DOS-Betriebssystem. Gestartet wurde mit einer Fünfeinviertel-Zoll-Diskette.“
Zwischenzeitlich habe es mehr als 400 Schüler an der Hauptschule gegeben. Da war selbst das SSZ zu klein. Einige Klassen mussten an die Grundschule ausweichen. Auch wurden eine Zeit lang Realschüler in der Hauptschule unterrichtet. Zum Jubiläum haben die Elternbeiräte aller Schulen ein gemeinsames Schulfest organisiert. Die Idee kam von den Eltern der Realschule; sie stieß auf Gegenliebe bei den Beiräten der anderen Einrichtungen. Das erste Treffen fand im Januar statt; mit 22 waren fast alle Elternbeiräte da. Ein Team wurde gebildet, ein Festplan erstellt. Beim zweiten Treffen im März waren Schulleiter und Schülervertretung dabei. Beim dritten Treffen im Juni sah man sich vor Ort um, diskutierte Probleme und Lösungen. Laut Tanja Flatt, Elternbeiratsvorsitzende der Mittelschule, fand ein „offener und reger Austausch“ statt.
Das Schulfest, das am Freitag, 26. Juli, um 15 Uhr beginnt, wird mit Aktionen, Musik der Schulbands, Essen und Trinken glänzen. Besucher können die Schulhäuser besichtigen. Jeder ist willkommen, besonders frühere Schüler und Lehrer. Schirmherren sind Landrat Thomas Bold und Bürgermeisterin Brigitte Meyerdierks. Für Maria Unger und Dieter Kraemer wird es einer der letzten Tage im Schulzentrum. Noch ein letztes „Leberkäsessen“ am Dienstag mit Kollegen und Familie: Dann geht Unger nach 56 Jahren im Bildungssystem und 30 Jahren im Schul- und Sportzentrum in den „unschulischen“ Ruhestand. Kraemer hat für den Abschied „nichts Besonderes“ geplant.