
Ach, diese wunderbar kreativen Frauen von Kulturbunt. Die unkonventionelle Gabrielle „Coco“ Chanel (1883 – 1971) hätte ihre Freude an ihnen gehabt. Schick und einfallsreich gekleidet und mit unterschiedlichsten Hüten bestückt garnierten sie ihren Eventabend „Kino und Modenschau“ in der Wandelbar. Ein Hauch von Paris und Mailand lag über dem Gewölbekeller, nachdem die Vorarbeit geleistet war. Der rote Teppichläufer war ausgerollt, die professionelle Licht- und Musikanlage aufgebaut, die Stühle aufgereiht und der Keller mit Nicole-Brandler-Modellkleidern dekoriert, als die ersten Gäste eintrudelten: Überwiegend aufgehübschte Saalestadtfrauen, wenige auf High Heels stöckelnd und noch weniger als an einer Hand abzählbar in Begleitung ihrer Männer. Die hatten wohl keine Lust auf Statistenrollen gemäß dem Coco-Chanel-Zitat: „Ein Mann kann anziehen, was er will – er bleibt doch nur ein Accessoire der Frau.“
Bevor der Film mit Audrey Tautou in der Rolle der „Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft“ über die Leinwand flimmerte, fand der eigentliche Höhepunkt des Abends statt: Nicole Brandlers Modenschau „Von der Saale an die Seine“ als Hommage an die französische Modeschöpferin.
Manch ein „Ahh“ und „Ohh“ kam den an Aperols und Cosmopolitan-Cocktails nippenden Besucherinnen über die Lippen. Denn die sechs Models (vier Frauen und zwei Männer) hatten keine utopischen Size Zero (Größe 32) Figuren, sondern waren unterschiedlich und lebensnah proportioniert.
Zu Michael Jacksons „Thriller“ präsentierten sie Trachtenmode. Aber keine Schicki-Micki-Dirndls mit ausladenden Dekolletees wie beim Oktoberfest üblich, sondern traditionell moderne Kleider und Janker für Sie und Ihn mit Details von Fränkischen Trachten. „Denn das sind meine Wurzeln“, bekannte Modeschneiderin und Schnittdirectrice Nicole Brandler. Sie moderierte die Modenschau in einem femininen maßgeschneiderten Kostümchen a la Coco Chanel und einem extravaganten Hütchen.
Dann folgten Pret-a-porter-Modelle (sofort tragbare Kleidung) beeinflusst von Coco Chanels Anfangsjahren in Deauville. Die Blusen hochgeschlossen, die Blazer figurbetont in zauberhaften sommerlichen Stoffen. Frei nach dem Chanel-Zitat: „Die Frauen müssen wieder lernen, die Männer auf das neugierig zu machen, was sie schon kennen.“ Eine gute Figur machten die Models auch in den Business-Outfits. Bequemlichkeit und Geradlinigkeit verbindet Brandler mit natürlicher Entfaltungsmöglichkeit – und irgendwie wirkte alles so leicht, so verführerisch.
Ganz zum Schluss federten die Models in „kleinen Schwarzen“ und Cocktailkleidern über den roten Läufer zu den Klängen der französischen jungen Nouvelle-Chansonsängerin Zaz und dem Gute-Laune-Charleston „Cabaret“. Fantasievolle Korsagen, Stoffe von der Haute-Couture und die wunderbaren Hüte der Modisten Karin Zeisberger (Waldfenster) entlockten manches „Wow“ den beeindruckt applaudierenden Besucherinnen und natürlich auch den schmunzelnden Herren.
Der Film über „Mademoiselle“ Chanel (so ließ sie sich am liebsten nennen) zeigte eine von vielen Biografien über eine Frau, die auch eine begnadete Märchenerzählerin war. Immer wieder erfand sie Geschichten über ihr Leben vom Waisenkind zur Varietésängerin, von der Putzmacherin (Modistin) zur Kurtisane, von der Näherin zur Modeikone.
Coco Chanel revolutionierte nach dem Ersten Weltkrieg die Damenmode, verbannte die einengenden Korsetts und machte den „Bubikopf“ und das „Kleine Schwarze“ berühmt. Auch viele Zitate sind von ihr überliefert. Ein letztes zum Schluss: „Mode ist nichts, was nur in Kleidung existiert. Mode ist in der Luft, auf der Straße, Mode hat etwas mit Ideen zu tun, mit der Art, wie wir leben, mit dem, was passiert.“ Erfrischende Mode lag an diesem Abend in der Wandelbar-Luft. Dank den Kulturbunt-Frauen.
ONLINE-TIPP
Viele Bilder von der Modenschau unter badkissingen.mainpost.de