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Bad Kissingen
Ein Hauch fernöstlicher Exotik verzaubert vom ersten Ton an
Am Karsamstag brachte Moeko Ezaki bei der Cape-Classic Reihe den Rossini Saal zum Träumen.
Am Karsamstag brachte Moeko Ezaki bei der Cape-Classic Reihe den Rossini Saal zum Träumen: Kurzfristig eingesprungen hat sie das Publikum restlos überzeugt.       -  Am Karsamstag brachte Moeko Ezaki bei der Cape-Classic Reihe den Rossini Saal zum Träumen: Kurzfristig eingesprungen hat sie das Publikum restlos überzeugt.
Foto: Werner Vogel | Am Karsamstag brachte Moeko Ezaki bei der Cape-Classic Reihe den Rossini Saal zum Träumen: Kurzfristig eingesprungen hat sie das Publikum restlos überzeugt.
Werner Vogel
 |  aktualisiert: 16.10.2022 18:05 Uhr

Was für ein Glück im Unglück! Die Premiere des in Kooperation mit BR-Klassik entstandenen Programms "Klavier-Fantasie" wird dem in Sachen Tasten-Stars verwöhnten Kissinger Publikum in Erinnerung bleiben. Zeitpunkt und Ort sind gut gewählt, das Thema vielversprechend und mit Maximilian Schairer ist ein vielfach ausgezeichneter Pianist zu Gast.

Außerdem geht man gerne zu Cape-Classic, die Künstler sind immer handverlesen und man tut ja auch noch was Gutes, unterstützt ausgesuchte Projekte zur Förderung von Kindern aus den Townships der Kap Region in Südafrika, wie die Gründerin von Cape Classic, Gabi Zahn in Ihrer Begrüßung berichtet. Seit 2005 konnte der Dachverein des Festivals schon über 100.000 Euro für soziale Projekte aufbringen, wie sie anhand eines Beispiels berichtete: "...damit die Welt an einigen wenigen Stellen etwas heller wird".

Aber Corona ist überall, macht auch vor Pianisten nicht halt, berichtete Zahn. Weil die Intendantin von Cape-Classic gut vernetzt ist, hat sie Kontakt zu einer Gruppe überwiegend junger "Tastenlöwen" rund um Igor Levit, die sich gegenseitig unterstützen. Der hochangesehene - und omnipräsente - Weltstar wiederum kennt Bad Kissingen und seine prächtigen Säle vom Klavier Olymp 2004 her (2. Platz) und empfiehlt die junge Japanerin Moeko Ezaki. Und wen Igor Levit lobt, der oder die ist ein Ausnahmepianist. Gabi Zahn hat Glück, die vielfach ausgezeichnete Künstlerin ist frei und so setzt sich eine überaus sympathische junge Frau mit einem Hauch fernöstlicher Exotik an den Flügel und - so viel sei schon jetzt verraten - verzaubert das Publikum vom ersten bis zum letzten Ton.

Bewusst in Szene gesetzt

Eigentlich sind die Kenner ja doch gespannt auf die angekündigten Fantasien der großen Meister Beethoven , Schubert und Mendelssohn Bartholdy. Moeko Ezaki hält sich auch an die Komponisten, hat aber ein leicht abweichendes Programm zusammengestellt, beginnt mit Haydn . Schon das heitere Allegro der As- Dur Sonate Nr. 31 lässt aufhorchen. Perlende Läufe, die sie zu spannenden Bögen verbindet, prägen den ersten Satz. Im beseelten Adagio setzt sie einzelne Akkorde bewusst in Szene, die, einige Takte später nuanciert verändert, neu zu erleben sind und schwelgt im Finalsatz in Haydns Melodienseligkeit.

Höchste Konzentration

Der Beifall ist verrauscht und die in ganz Europa konzertierende Pianistin konzentriert sich lange, mit welchen Akzenten sie den im Vergleich zu "Papa Haydn " jüngeren, stürmischeren Beethoven ausdrücken soll. Sein Vivace im Eingangssatz ist feuriger, fordernder angelegt und so spielt sie ihn auch. Das steigert sich im 2. Satz im rhythmischen Prestissimo. So kapriziös und feingliedrig sie auch wirken mag, Beethoven Emotionen bringt sie zum Ausdruck.

"Gesangvoll mit innigster Empfindung" will der Bonner Großmeister den 3. Satz gespielt wissen. Wie heiter gelingen der in Tokio geborenen Künstlerin die ländlichen Melodien, wie innig übernimmt die linke Hand die Melodienführung, wie virtuos verwebt sie Beethoven Empfindung. Viel Gesprächsstoff für die anschließende Pause. Danach hatte sie mit Schuberts Allegretto Nr. 2 aus den D 946 Klavierstücken ein weiteres Juwel klassischer Klavierliteratur ausgesucht, dessen Motiv in so vielen Variationen immer wieder auftaucht, dass man es noch auf dem Nachhauseweg summen kann. Wunderbar wie viele unterschiedliche Farbgebungen die in Paris ausgebildete Pianistin zu malen vermag.

Beifall für Lieder ohne Worte

Der eigene Zauber des Abends hielt auch bei Mendelssohn Bartholdy's Lieder ohne Worte an. Nicht nur die bekanntesten, das venezianische Gondel- und das Frühlingslied, auch alle weiteren Stücke sind wahre Preziosen und so wurden sie auch gespielt. Mit stehendem Beifall wurde die Pianistin verabschiedet. Das Publikum feierte die Künstlerin für diesen gelungenen Auftakt ins Osterwochenende.

 
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