Mellrichstadt
Ein Handwerksbetrieb aus Mellrichstadt wird zum Global Player
Die Firma Carl Fritz stellt in Mellrichstadt Honigschleudern her. Iran, Oman, Tadschikistan - fast jedes Land steht auf der Kundenliste.
Als der Metallbauer Gerhard Pöhnlein vor 39 Jahren seine Lehre bei Carl Fritz begann, war die Mellrichstadter Firma eine klassische Spenglerei. Jeden Morgen luden die Mitarbeiter ihr Werkzeug ins Handwerkerauto und fuhren vom Hof. Klempnerarbeiten waren der Schwerpunkt. Das änderte sich in den 1990er Jahren. "Die Grenzöffnung hat uns zu schaffen gemacht", sagt Seniorchef Wolfgang Fritz. "Handwerker aus dem Osten haben dir 'ne Dachrinne für 'n Appel und 'n Ei hingekloppt." Juniorchef Michael Fritz ergänzt: "Und das in guter Qualität!" Das Familienunternehmen besann sich deshalb stärker auf einen Geschäftszweig, mit dem es bereits seit dem 19. Jahrhundert erfolgreich ist: Honigschleudern, Aufbewahrungsfässer - und alles, was Imker sonst so brauchen.
Honigbonbons, Gläser oder altmodische Lockenwickler, die manche Imker als Käfig nutzen, wenn sie eine Bienenkönigin verschicken: Heute führt Carl Fritz 1800 verschiedene Produkte im Sortiment. Handelswaren ergänzen etwa 500 Imkerprodukte aus Edelstahl, die in Mellrichstadt produziert werden. Vieles wird nach individuellen Kundenwünschen gefertigt. Egal ob Hobbyimker oder Bienenfabrik mit 1000 Völkern - jeder bekommt seine Traumschleuder. Knapp die Hälfte der Kunden sind Endverbraucher. Die Hälfte des Umsatzes macht der frühere regionale Spenglernetrieb heute im Ausland.
Vergangenes Jahr kam eine Gruppe iranischer Imker und Händler, um die Mellrichstadter Firma zu besichtigen. Auch Esten, Norweger oder Bienenfreunde aus dem Oman - immer wieder halten vor der Fabrikhalle in Mellrichstadt Busse voller Honigfreunde. Imker-Reisen sind international beliebt.
Gerhard Pöhnlein ist schon lange kein Azubi mehr und kennt den Besuch ausländischer Delegationen. Heute steht der erfahrene Metallbauer in der Fertigungshalle an einer Maschine, mit der er "Sicken" ins Blech prägt. Durch diese Rillen wird der Behälter aus einem Millimeter starkem Edelstahl stabiler. "Ein drei oder vier Millimeter starkes Blech könnte keiner bezahlen", sagt Juniorchef Michael Fritz. Der 37-Jährige Maschinenbauingenieur teilt sich seit 13 Jahren mit seinem Vater die Geschäftsführung. Maschinenbaumeister Wolfgang Fritz (67) leitet den Betrieb in siebter Generation.
Er erzählt, wie seine Eltern früher im Skandinavienurlaub die dortigen Händler abgeklappert haben. Wie in den 50er Jahren ganze Eisenbahnwaggons voller Honigschleudern nach Norwegen geschickt wurden. "Die sind zum Teil noch mit Handkarren zum Mellrichstadter Bahnhof gekarrt worden!"
1977 begann der Handel mit anderen Kontinenten: Bei der Weltausstellung Apimondia des Internationalen Verbandes der Bienenzüchtervereinigung knüpfte Wolfgang Fritz in Australien Kontakte nach Brasilien, Chile und Neuseeland.
Vor allem über den Onlineshop werden heute auch Privatkunden im Ausland beliefert: Da geht mal ein Päckchen mit Zubehör nach Burkina Faso oder eine Schleuder nach Taiwan. Rege Bemühungen gibt's derzeit auch mit Geschäftspartnern in Sambia. In Argentinien verlor die Firma vor Jahren einmal eine "ganze Stange Geld", das in "irgendwelchen korrupten Kanälen" landete. Nach Tadschikistan wurde eine mobile Schleuderanlage geliefert, finanziert von einer amerikanischen Stiftung um die Bergbauern zu unterstützen. Der größte Teil geht aber nach Europa und Lateinamerika.
Doch heute ist nicht nur der Absatzmarkt international, sondern auch die Konkurrenz: "In die Produkte fließt viel Stundenlohn", erklärt Wolfgang Fritz. In Tschechien, Polen und Slowenien werden billige Honigschleudern produziert. "In Serbien wird bei der hohen Arbeitslosigkeit derzeit ein Stundenlohn von 1,50 Euro bezahlt." Preislich kann Carl Fritz damit nicht konkurrieren.
Aber viele Imker schätzen die fränkische Qualität und den Service. Außerdem bringt die Firma immer wieder Innovationen auf den Markt. Fritzens haben selbst 20 Bienenvölker, wissen, wovon Imker träumen. Eine neue, größere, bessere oder gar eine Selbstwendeschleuder. Es gibt Varianten, bei denen die Zuckerkristalle so aufgespalten werden, dass der Honig besonders cremig wird oder spezielle Schauschleudern mit Plexiglasmantel für Imkervereine.
Neben der Innovation gehört Beständigkeit zum Erfolgsgeheimnis des Unternehmens. Mitarbeiter, die jahrzehntelange Erfahrung haben. So wie Metallbauer Gerhard Pöhnlein, der gerade die "Sicken" in das Edelstahlblech prägt. "Er ist auch ein ausgezeichneter WIG-Schweißer." Wolfgang Fritz nickt nachdenklich: "Unsere Mitarbeiter sind vielleicht unser wichtigstes Kapital."
Am nächsten Freitag besuchen wir KessTech in Obertheres/Lkrs. Schweinfurt.
Lockenwickler für die Bienenkönigin
Honigbonbons, Gläser oder altmodische Lockenwickler, die manche Imker als Käfig nutzen, wenn sie eine Bienenkönigin verschicken: Heute führt Carl Fritz 1800 verschiedene Produkte im Sortiment. Handelswaren ergänzen etwa 500 Imkerprodukte aus Edelstahl, die in Mellrichstadt produziert werden. Vieles wird nach individuellen Kundenwünschen gefertigt. Egal ob Hobbyimker oder Bienenfabrik mit 1000 Völkern - jeder bekommt seine Traumschleuder. Knapp die Hälfte der Kunden sind Endverbraucher. Die Hälfte des Umsatzes macht der frühere regionale Spenglernetrieb heute im Ausland. Vergangenes Jahr kam eine Gruppe iranischer Imker und Händler, um die Mellrichstadter Firma zu besichtigen. Auch Esten, Norweger oder Bienenfreunde aus dem Oman - immer wieder halten vor der Fabrikhalle in Mellrichstadt Busse voller Honigfreunde. Imker-Reisen sind international beliebt.
Mit den Skandinaviern ging es los
Gerhard Pöhnlein ist schon lange kein Azubi mehr und kennt den Besuch ausländischer Delegationen. Heute steht der erfahrene Metallbauer in der Fertigungshalle an einer Maschine, mit der er "Sicken" ins Blech prägt. Durch diese Rillen wird der Behälter aus einem Millimeter starkem Edelstahl stabiler. "Ein drei oder vier Millimeter starkes Blech könnte keiner bezahlen", sagt Juniorchef Michael Fritz. Der 37-Jährige Maschinenbauingenieur teilt sich seit 13 Jahren mit seinem Vater die Geschäftsführung. Maschinenbaumeister Wolfgang Fritz (67) leitet den Betrieb in siebter Generation. Er erzählt, wie seine Eltern früher im Skandinavienurlaub die dortigen Händler abgeklappert haben. Wie in den 50er Jahren ganze Eisenbahnwaggons voller Honigschleudern nach Norwegen geschickt wurden. "Die sind zum Teil noch mit Handkarren zum Mellrichstadter Bahnhof gekarrt worden!"
1977 begann der Handel mit anderen Kontinenten: Bei der Weltausstellung Apimondia des Internationalen Verbandes der Bienenzüchtervereinigung knüpfte Wolfgang Fritz in Australien Kontakte nach Brasilien, Chile und Neuseeland.
Kunden rund um den Globus
Vor allem über den Onlineshop werden heute auch Privatkunden im Ausland beliefert: Da geht mal ein Päckchen mit Zubehör nach Burkina Faso oder eine Schleuder nach Taiwan. Rege Bemühungen gibt's derzeit auch mit Geschäftspartnern in Sambia. In Argentinien verlor die Firma vor Jahren einmal eine "ganze Stange Geld", das in "irgendwelchen korrupten Kanälen" landete. Nach Tadschikistan wurde eine mobile Schleuderanlage geliefert, finanziert von einer amerikanischen Stiftung um die Bergbauern zu unterstützen. Der größte Teil geht aber nach Europa und Lateinamerika.
Internationale Konkurrenz
Doch heute ist nicht nur der Absatzmarkt international, sondern auch die Konkurrenz: "In die Produkte fließt viel Stundenlohn", erklärt Wolfgang Fritz. In Tschechien, Polen und Slowenien werden billige Honigschleudern produziert. "In Serbien wird bei der hohen Arbeitslosigkeit derzeit ein Stundenlohn von 1,50 Euro bezahlt." Preislich kann Carl Fritz damit nicht konkurrieren.Aber viele Imker schätzen die fränkische Qualität und den Service. Außerdem bringt die Firma immer wieder Innovationen auf den Markt. Fritzens haben selbst 20 Bienenvölker, wissen, wovon Imker träumen. Eine neue, größere, bessere oder gar eine Selbstwendeschleuder. Es gibt Varianten, bei denen die Zuckerkristalle so aufgespalten werden, dass der Honig besonders cremig wird oder spezielle Schauschleudern mit Plexiglasmantel für Imkervereine.
Innovativ - und beständig
Neben der Innovation gehört Beständigkeit zum Erfolgsgeheimnis des Unternehmens. Mitarbeiter, die jahrzehntelange Erfahrung haben. So wie Metallbauer Gerhard Pöhnlein, der gerade die "Sicken" in das Edelstahlblech prägt. "Er ist auch ein ausgezeichneter WIG-Schweißer." Wolfgang Fritz nickt nachdenklich: "Unsere Mitarbeiter sind vielleicht unser wichtigstes Kapital." Am nächsten Freitag besuchen wir KessTech in Obertheres/Lkrs. Schweinfurt.
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