
Die zwei Genossenschaftsbanken im Kreisverband Bad Kissingen sind zufrieden. Die große VR-Bank Bad Kissingen, die durch die Fusion zweier vorher schon nicht ganz kleiner Häuser entstand, ist es unter anderem deshalb, weil sie die Herausforderungen dieser Fusion gut bewältigt hat. Und die kleine Raiffeisenbank Nüdlingen ist zufrieden, weil sie nicht fusioniert hat. Sie setzt vorerst weiter auf Selbstständigkeit. Ihre Zufriedenheit untermauerten die Vorstände dieser beiden Genossenschaftsbanken, die zusammen den Kreisverband Bad Kissingen bilden, bei einer Pressekonferenz zum Geschäftsverlauf 2018 mit Zahlen. Sie verschwiegen aber auch nicht, wo es schmerzt. Ein Jahresabschluss in Fragen und Antworten.
Wie hoch war die durchschnittliche Bilanzsumme?
Wie Roland Knoll und Rainer Geis für die VR-Bank Bad Kissingen sowie Wolfgang Menninger und Jürgen Wagenpfahl für die Raiffeisenbank Nüdlingen berichteten, erreichten die beiden Häuser zusammen 2018 eine durchschnittliche Bilanzsumme von 1,17 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis war 0,08 Prozent kleiner als im Jahr davor und betrug nach den Angaben der Banken 9,258 Millionen Euro. Wenn man davon noch Steuern und sonstige Vorabzüge abziehe, bleibe am Ende ein Jahresabschluss von 1,1 Millionen Euro.
Wie zufrieden sind die Banken mit dem Kundeneinlagengeschäft?
Die Kundeneinlagen der beiden Banken wuchsen nach Geis' Worten 2018 um 37,4 Millionen Euro oder 4,3 Prozent auf zusammen 916,9 Millionen Euro. Den Kreditbestand bei gewerblichen Finanzierungen und Darlehen für privaten Wohnungsbau habe man um 16 Millionen Euro ausgebaut.
Gab es Zuwächse auch bei Wertpapieren?
Die Banken vermitteln im Wertpapierbereich, bei Versicherungen und beim Bausparen auch sogenannte außerbilanzielle Anlagen. Insgesamt erzielten beide Häuser da 2018 einen Zuwachs um 44,9 Millionen Euro oder 7,9 Prozent auf zusammen 611,41 Millionen Euro. Dazu steuerten die Wertpapiere beim Anstieg 25,7 Millionen Euro und bei der Gesamtsumme 273,21 Millionen Euro bei. Die vermittelten Bausparverträge und Versicherungen wuchsen um 19,23 Millionen (plus 6,03 Prozent) auf 338,19 Millionen Euro.
Wie entwickelt sich die Zahl der Mitglieder?
Ein wesentliches Merkmal der Genossenschaftsbanken ist der Umstand, dass sie Mitglieder haben. Deren Zahl stieg 2018 um 319 auf 21 739. Damit, so Kreisverbandsvorsitzender Roland Knoll, seien 40 Prozent der Kunden der beiden Banken im Kreisverband auch deren Mitglieder. Jeder fünfte Einwohner des Kreises sei also Mitglied eines der beiden Häuser. Bei zusammen 53 900 Kunden sei zudem mehr als jeder zweite Landkreisbewohner Kunde der beiden Genossenschaftsbanken.
Wie dicht ist das Geschäftsstellennetz noch?
Besonders stellen die VR-Banken heraus, dass sie die Bankgruppe vor Ort mit dem dichtesten Filialnetz sind. 21 Geschäftsstellen haben die beiden im Landkreis. Dazu kommen sechs SB-Geschäftsstellen. Insgesamt finden Kunden dort 32 Geldautomaten und 33 Kontoauszugsdrucker. Zwei der Geschäftsstellen werden zusammen mit der Sparkasse betrieben. Diese Kooperation laufe gut. Das hatte tags zuvor auch die Sparkasse bestätigt. Die Zahl ihrer Mitarbeiter geben die beiden Genossenschaftsbanken mit 250 an.
Wie geht es weiter mit der Digitalisierung des Bankgeschäfts?
Vieles, was früher im direkten Kontakt mit Menschen in den Filialen erledigt wurde, geschieht heute aber online. Die sogenannte Online-Quote stieg nach Angaben der beiden Banken bei ihnen um 5,2 Prozent auf 56 Prozent der Girokonten. Und diese Entwicklung werde sich fortsetzen. Knoll sagte: "Das Smartphone ist die Filiale der Zukunft." Dort, wo es noch Kontakt zwischen Kunden und Mitarbeitern der Bank gebe, gehe es immer weniger um Service und immer mehr um qualifizierte Beratung, sagt Wolfgang Menninger. Die VR-Bank Bad Kissingen lässt ihre Beratungsqualität regelmäßig testen. Im Geschäftsjahr 2018/19 sei die Bank dabei sogar in Sachen Baufinanzierungsberatung Dritter im Wettbewerb um den Titel Beste Bank In Deutschland geworden.
Was bereitet den Genossenschaftsbanken Schmerzen?
Schmerzfrei sind auch die Genossenschaftsbanken im Landkreis nicht. Die Zinsüberschüsse, eigentlich "eine tragende Säule des Betriebsergebnisses", sind angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase rückläufig. Die Nachfrage nach günstigen Krediten sei zwar hoch, doch im Ergebnis beschere das Mehrgeschäft den Banken keine Erträge. Im Gegenteil, die Kosten stiegen und wegen der sinkenden Margen verringerten sich die Erträge. Sie wie es aussieht, werde sich die Lage aber auch so schnell nicht ändern. "Das Dilemma geht weiter", sagte Geis.
Worunter leiden vor allem kleine Banken?
Als weiteres großes Problem beschreibt der Kreisverband Bad Kissingen der Genossenschaftsbanken die "übertriebene Finanzmarktregulatorik". Vor allem für die Kleinen, bestätigte Menninger, sei die Belastung durch unnötige Auflagen hoch und zum Teil auch ein Kostenfaktor. Die Banken appellieren daher an Mandatsträger, sich dafür einzusetzen, dass die Vorgaben auf ein "verträgliches Maß" reduziert werden.
Geht die Konzentration auf immer weniger Banken weiter?
Die vergleichsweise kleine Raiffeisenbank Nüdlingen werde selbstständig bleiben, betonte Wolfgang Menninger auf Nachfrage. Die Bestellung von Jürgen Wagenpfahl als Vorstandsmitglied im vergangenen Jahr, dürfe man durchaus als Zeichen der Bestätigung dieser Haltung interpretieren. Allerdings wisse natürlich auch er, wie schnelllebig das Bankgeschäft ist. Dennoch, erklärte Wagenpfahl, gebe es aktuell keine Planungen in Richtung Fusion mit der VR-Bank Bad Kissingen. Deren Tür sei aber immer offen, antwortete Rainer Geis.
Der Kreisverband Bad Kissingen der Genossenschaftsbanken hat seit der Fusion der VR-Bank Bad Kissingen-Bad Brückenau und der Raiffeisenbank Hammelburg nur noch zwei Mitglieder: die VR-Bank Bad Kissingen und die Raiffeisenbank Nüdlingen. Die Raiffeisenbank Maßbach ist zwar auch überwiegend im Kreis Kissingen tätig, hat aber auch Filialen im Kreis Schweinfurt und gehört dem Kreisverband Schweinfurt an.