
Rein äußerlich hat Bad Kissingen noch nie Schwierigkeiten gehabt, den Ansprüchen an den bekanntesten Kurort Deutschlands gerecht zu werden. Was die Wittelsbacher der Stadt mit Arkadenbau, Regentenbau, Wandelhalle und Co. als bauliche Grundausstattung mitgegeben haben, liefert beste Voraussetzungen dafür, in der ersten Liga der Heilbäder ganz vorne mitzuspielen. Bei der Anlaufstelle für informationssuchende Gäste aber hielt sich das größte der fünf bayerischen Staatsbäder in den vergangenen Jahren dezent zurück. Der nach dem Auszug aus dem Alten Rathaus zu Ostern 2016 einzige verbliebene Standort der Tourist-Information, im Arkadenbau, war auch aus Sicht von Kurdirektor Frank Oette nur ein Provisorium. Das soll jetzt durch eine Lösung auf internationalem Niveau ersetzt werden.
Progressives Signal
Wie Roland Breunig von der Würzburger archicult GmbH bei der offiziellen Vorstellung des Projekts erklärte, soll die neue Tourist-Information erste Adresse für die Repräsentation der Stadt werden. Ziel sei, durch ein „innovatives Konzept“ ein „progressives Signal für die touristische Entwicklung mit hoher Strahlkraft“ zu setzen.
Insgesamt umfasst der einbezogene Bereich eine Fläche von gut 1300 Quadratmetern. Die soll komplett barrierefrei erschließbar sein. Zentrales Thema des Konzepts ist das Wasser. Das kommt unter anderem durch Kugeln zum Ausdruck, die wie Wassertropfen wirken, schon außen am Eingangsbereich in den Arkaden Aufmerksamkeit auf sich ziehen und optisch in die Tourist-Information hineinführen.
Im 21. Jahrhundert angekommen
Erstrecken wird sich die angebotene Information künftig auf den gesamten Bereich von einer Infostele am Vorplatz des Eingangs, über das Vestibül mit Themenboxen für schnelle Information bis nach hinten in den Unteren Leseraum, wo die eigentliche Tourist-Information angesiedelt sein wird. Dort wird sich eine eigens für diesen Raum geschaffene Theke um die Säulen schlängeln und anzeigen, dass die Kissinger Kur im 21. Jahrhundert angekommen ist.
Schmuckhof stärker wahrnehmen
Der Schmuckhof sei ein „Schmuckkästchen“ sagte Breunig. Er solle durch das neue Konzept „stärker wahrgenommen“ werden. Von hinten, also von der Saaleseite her, wird die Tourist-Info künftig einen zweiten Zugang haben. Außen wird dazu ein Windfang mit automatischen Türen angesetzt.
Die Kosten des Projekts gab Breunig mit 894 000 Euro ohne Mehrwertsteuer an. 150 000 Euro davon übernimmt der Landkreis, der mit dem Thema Rhön in der neuen Tourist-Info ebenfalls vertreten sein wird. Den sechsstelligen Anteil des Aufwands für die Barrierefreiheit trägt nach Oettes Worten der Freistaat. Der Rest der Investition wird aus dem Etat der Staatsbad GmbH bezahlt.
Bis Saisonbeginn fertig Der Zeitplan für die Umsetzung des ehrgeizigen Projekts ist eng bemessen. Im städtischen Bauausschuss soll das Projekt am 8. November verabschiedet werden. Baubeginn sei gleich danach. Fertig sein soll die neue Tourist-Information Ende März, also rechtzeitig zum Start der nächsten Kursaison. Information und Attraktion
Oberbürgermeister Kay Blankenburg findet besonders wichtig, dass die neue Tourist-Info darstellt, „was wir hier haben und das ist viel“. Wenn der Gast „rausgeht“, müsse er alles wissen, „was er hier machen kann“. Dazu komme, dass die neue Tourist-Info nicht nur umfassende Information biete, sondern auch eine Attraktion sei. Das Konzept berücksichtige, dass es um denkmalgeschützte Gebäude gehe. Mit dem müsse man zwar behutsam umgehen. „Eine Käseglocke darüber zu stülpen“ sei aber auch nicht richtig.
Gemeinsamer Auftritt
Stellvertretender Landrat Emil Müller und Thorn Plöger von der Rhön GmbH würdigten den gemeinsamen Auftritt von Kur und Rhön als „Fortschritt für alle Beteiligten“. Bad Kissingen sei eben der „zentrale Ort der Gästeankunft“ in der Region. Da sei es gut, jetzt eine Möglichkeit zu haben, hier auch „alles über die Rhön zu präsentieren“.
Erwin Full vom Staatlichen Bauamt Schweinfurt bezeichnete das Konzept als weitere Aufwertung des betreffenden Bereichs. Aus der bisher eher introvertierten Tourist-Info werde jetzt eine extrovertierte.
Auf Nachfrage rechtfertigten Blankenburg und Oette auch die Entscheidung für diesen Standort – bis Ostern 2016 befand sich auch im Alten Rathaus am Marktplatz eine Tourist-Information: „Wir sind hier an der zentralsten touristischen Anlaufstelle Bad Kissingens.“