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Thulba
Ein echter Familienbetrieb
Die Brennerei Bürger in Thulba präsentiert sich im neuen Outfit unter der Leitung von Brennermeisterin Stefanie in vierter Generation.
In Erinnerung an ihren Großvater führt die Brennmeisterin Stefanie die Brennerei Bürger weiter.  Foto: Bianca Volkert       -  In Erinnerung an ihren Großvater führt die Brennmeisterin Stefanie die Brennerei Bürger weiter.  Foto: Bianca Volkert
| In Erinnerung an ihren Großvater führt die Brennmeisterin Stefanie die Brennerei Bürger weiter. Foto: Bianca Volkert
Bianca Volkert
 |  aktualisiert: 08.02.2024 22:51 Uhr

Die Schnapsbrennerei Bürger ist ein traditioneller Familienbetrieb, welcher sich auf edle Destillate spezialisiert hat. Die Bürger-Tradition begann bereits mit Johann Winter, dessen Sohn Josef geb. 1895, bewirtschaftete den Hof mit Brennerei bis 1961. Durch Heirat veränderte sich der Name, als Anna den Landwirt August Bürger heiratete, mit ihm den Hof samt Brennerei bis 1990 führte und ihn schließlich dann an den Sohn Erich Bürger, übergab.

Mit großem Fleiß wurde das eigene Obst schon damals vom Opa zu feinen Bränden verarbeitet. Aus gesundheitlichen Gründen ruhte dann die Brennerei längere Zeit. Dann kam der Tag, an dem eine Entscheidung getroffen werden musste, denn nach zehn Jahren ungenutztem Brennrecht verfällt dieses. Tochter Stefanie wollte diese Tradition, auch wegen der vielen schönen Erinnerungen an den Großvater und den Geruch nach dessen Kornbrand, unbedingt erhalten.

Meisterarbeit dem Opa gewidmet

Als Mutter von drei Kindern absolvierte Stefanie 2015 erfolgreich ihre Ausbildung zur Brennerin. Doch damit nicht genug, 2019 erreichte sie den Abschluss zur landwirtschaftlichen Brennmeisterin. Ihre praktische Meisterarbeit "Der Haferbrand" widmete sie ihrem Großvater. Nach der Ernte im August und der Qualitätskontrolle wird gemaischt und vier bis sechs Wochen später wird gebrannt. Je mehr Zucker das Obst hat, desto besser wird der Brand, denn nur Hefe darf zugesetzt werden.

Dann ist Fingerspitzengefühl gefragt: Der Vorlauf kann giftiges Methanol, Acetaldehyd und Ethylacetat enthalten. Der Mittellauf ist das Herzstück des Brennens mit um die 80 Prozent Alkoholgehalt. Der Nachlauf hat nur wenig Alkoholgehalt, riecht unangenehm und ist - wie der Vorlauf - nicht zum Verzehr geeignet. Einzig der Mittellauf ist verwendbar und macht die Qualität des Brandes und der Brennmeisterin aus.

Mit Quellwasser wird das Produkt nach dem Filtrieren auf die Trinkstärke gebracht, abgefüllt und ist bereit für den Vertrieb. Äpfel, Renglo, Zwetschgen, Quitten, Mirabelle und Birnen aus der eigenen Landwirtschaft werden als Brand mit einem Alkoholgehalt von 40 Prozent angeboten. Auch ein Gin ist im Sortiment oder die Rarität - der Mispelbrand.

Eine Herzensangelegenheit ist natürlich Opas Haferbrand, 100 Prozent Getreide aus der Rhön. Wer es lieber süß und mit weniger Alkohol mag, hat die Wahl zwischen Haselnuss, Marone, Rhabarber oder einem Schoko-Rotwein Likör.

Corona bremst die junge Brennmeisterin, Mitglied der Dachmarke Rhön, erst mal aus. Viele Märkte wurden abgesagt. Ausfallen muss leider auch das für den 12. September geplante Hoffest. Erfreulich war die Teilnahme beim Regio Markt am vergangenen Wochenende in Bad Brückenau.

Rückhalt von der Familie

Corona lässt bei Kunden wieder die Nachhaltigkeit und Wertschätzung der heimischen Produkte in den Focus rücken. Die gesamte Familie hält zusammen. Der achtjährige Tizian sammle gerne das Obst auf den Wiesen. Sohn Fabian, 15 Jahre, hat sein Mofa mit Werbung versehen und fährt mit dem neuerworbenem Führerschein auf Werbetour durch die Gegend. Tochter Louisa, 19 Jahre, gestaltet die Internet-Präsentationen auf Facebook und Instagram.

Viel Rückhalt bekommt Stefanie von ihrem Ehemann , ihren Eltern und ihrer Schwester Christiane, auf die sie immer zählen kann. Das macht einen Familienbetrieb aus

Bis die geplante Probierstube mit Verkostung fertiggestellt ist, können die Brände & Liköre im Hofladen nach telefonischer Anfrage probiert werden. Kontakt: www.brennerei-buerger.de .

Hintergrund: Schnaps

Der Begriff Schnaps leitet sich vom deutschen Verb "Schnappen" ab. Der Kurze wurde mit dem Trinkspruch "Nicht lange schnacken - Kopf in den Nacken" in einem Schluck gekippt. Heute allerdings wird "genippt statt gekippt", um die edlen Brände zu schmecken.

Der Regensburger Bischof Albertus Magnus (1192-1290) erfand 1267 die Brennblase. Die Herstellung von hochprozentigem Alkohol war schon bei den Mönchen des Mittelalters bekannt, und sie perfektionierten die Schnaps- und Likörproduktion. 1507 wurde in Nordhausen der Kornbranntwein erstmalig schriftlich erwähnt. Eine große Rolle spielte die Kartoffel, die in Verbindung mit Alkohol erstmalig 1682 urkundlich erwähnt wurde. Das günstige Gemüse wurde als Brand zum typischen Arme-Leute-Schnaps, und die Destillationsrückstände eigneten sich ideal als Viehfutter und Dünger.

1810 entwickelte Pistorius ein Destillations-Gerät zur Herstellung von 60 - 80 prozentigem Alkohol und das Brennen wurde offiziell freigegeben.

 
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