
Etwa 40 Jugendliche, viele davon in dunkelroten T-Shirts mit der Aufschrift „Romwallfahrt 2024 – Pastoraler Raum Burkardroth Bad Bocklet“, drängen sich auf dem Petersplatz in Rom vor einer Barrikade. Um sie herum, in abgegrenzten Bereichen, stehen Tausende weitere Jugendliche. Da ruft ein Junge, der auf einen der Plastikstühle gestiegen ist: „Er ist da drüben!“
Wenige Minuten später kommt der Moment, auf den die Ministrantengruppe aus Burkardroth und Bad Bocklet seit über zwei Stunden in der prallen Sonne wartet: Das weiße Papamobil mit Papst Franziskus biegt in den Durchgang hinter der Absperrung. Die Jugendlichen klatschen, winken und zücken ihre Handys. Ein paar Jungen und Mädchen wedeln ihre Pilgertücher wild durch die Luft – so wird in einer Pressemitteilung des Ordinariats Würzburg dieses besondere Erlebnis für die Ministrantinnen und Ministranten aus Bad Bocklet und Burkardroth beschrieben.
Die Jugendlichen, die sich auf dem Petersplatz versammelt haben, sind Teil der 13. internationalen Ministrantenwallfahrt nach Rom. Etwa 50.000 Ministranten und ihre Begleitpersonen aus rund 20 Ländern sind es laut Informationen der Deutschen Bischofskonferenz, rund 1600 davon aus dem Bistum Würzburg . Sie verbindet ein Ziel: Sie wollen den Papst von Nahem sehen.
„Es wäre schon cool, den auch so zu treffen, nicht nur auf Bildern“, sagt Ministrant Valentin Fehr (13) von der Gruppe aus Burkardroth vor der Audienz. Sein Freund Philipp Schmitt (13) ergänzt, er wolle zu Hause erzählen, er habe den Papst aus nur zwei bis drei Metern Entfernung gesehen. Deshalb war ihre Gruppe auch schon sehr früh auf dem Platz.
Ausgestattet mit Isolierdecken aus dem Erste-Hilfe-Kasten und ausreichend Wasser haben sie in der römischen Hitze ausgeharrt. Zwischendurch kam auch die Abkühlung durch die Feuerwehr gelegen. Diese „hat uns nass gemacht, das war schön kühl“, sagt Fehr, der sich mit Schmitt direkt unter den Wasserstrahl gestellt hat.
Nun ist es also so weit: Der Papst fährt in Runden durch die Tausende von Minis auf dem Platz und winkt auch den Mädchen und Jungen aus Burkardroth und Bad Bocklet zu, die direkt hinter der Absperrung stehen. „Er hat uns gesegnet, er hat mir direkt in die Augen geschaut“, fasst Fehr die Begegnung später zusammen.
Während ein paar der Jugendlichen überlegen, wo sie noch einen zweiten Blick auf Papst Franziskus erhaschen können, verkriechen sich andere wieder unter die Decken. 36 Grad und pralle Sonne können anstrengend sein.
Spätestens als Papst Franziskus die Messe beginnt und der Chor die ersten Lieder singt, kommt die Menge wieder in Bewegung. Es wird geklatscht, mitgewunken, und vor allem den Wallfahrtssong „With you, mit dir, contigo“ können manche bereits mitsingen. Es folgen Ansprachen und Fürbitten von Ministanten aus unterschiedlichen Ländern.
Laut wird die Menge, die etwa zu zwei Dritteln aus deutschen Teilnehmern besteht, als Papst Franziskus seine Predigt mit „Buona sera, guten Abend“ beginnt. Auch die Gruppe aus Burkardroth und Bad Bocklet klatscht. Nur wenige Minuten zuvor hatten sie sich noch gefragt, ob der Papst eigentlich Deutsch spricht. „Der Petersplatz ist immer schön, aber mit euch ist er noch viel schöner“, ruft Papst Franziskus nun der Menge auf Italienisch zu. Eine Übersetzerin wiederholt die Sätze auf Deutsch .
Romy Leiber (13) sagt, sie glaube, dass die Audienz ihren Glauben zumindest ein bisschen bereichert hat. „So etwas erlebt man ja nicht alle Tage.“ Für Fehr hat sich die Romfahrt auf jeden Fall gelohnt. „Der Papst ist direkt vor unserer Nase vorbeigefahren. Also es war ein cooles Erlebnis.“
Schmitt wusste schon im Vorhinein ein bisschen, was ihn erwartet. Vor einigen Jahren hat sein Onkel an einer Papstaudienz teilgenommen und dem Papst die Hand geschüttelt. „Davon gibt es sogar ein Bild“, erzählt der 13-Jährige. Die Hand des Papstes hat er selbst zwar nicht gehalten, trotzdem lautet sein Fazit: „Die Stimmung war sehr gut. Hat sehr viel Spaß gemacht.“ Mina Sell (15) freut sich, dass mit der Zeit der Schatten über den Platz gezogen ist. Die Papstaudienz sei „etwas, das in Erinnerung bleibt“, sagt Ministrantin Romy Leiber.
Christina Denk (pow)