Im Spätsommer 2022 hatten die damaligen Betreiber der Franz-von-Prümmer-Klinik die durchgehende stationäre Notfallversorgung eingestellt. Das rief die Aktionsgruppe „Schluss mit Kliniksterben in Bayern“ auf den Plan. Mit einer Petition sammelte sie 3000 Unterschriften zum Erhalt der Notaufnahme. Vergebens. Nun starten die Initiatoren eine zweite Sammlung. Sie fürchten, dass es die Prümmer-Klinik als Krankenhaus so bald nicht mehr gibt.
Gegensätzliche Ansichten in Bund und Freistaat zu Kliniken
Die neuerliche Petition trägt den Namen: Die Krankenhausversorgung ist gefährdet – Nein zu Lauterbachs Krankenhausreform “. Damit reagiert die Gruppe auf gegensätzliche Ansichten auf Bundes- und auf Landesebene, was die Zukunft kleiner Krankenhäuser angeht.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ( SPD ) möchte eine stärkere Zentralisierung und Spezialisierung; Klaus Holetschek , Bayerns Staatsminister für Gesundheit und Pflege, spricht sich für eine regionalere Versorgung aus.
Ende für „akutstationäres Krankenhaus“
Die Aktionsgruppe fürchtet laut einer Pressemitteilung insbesondere für die Prümmer-Klinik Drastisches, sollte sich Lauterbach mit seiner Krankenhausreform durchsetzen – und zwar nichts weniger als „das Aus als stationäres Akutkrankenhaus “.
Die Bundesgesundheitspolitik werde künftig lediglich Krankenhäuser der Basisnotfallversorgung zulassen, die über Innere Medizin und Chirurgie verfügen. Allen Kliniken ohne Basisnotfallversorgung drohe die Schließung und eine Umwandlung in Gesundheitseinrichtungen mit Level 1i. „Davon wäre die Franz-von-Prümmer-Klinik unmittelbar betroffen.“
Betreuung von Patienten nur noch tagsüber
Level 1i bedeut laut der Initiative, dass eine Betreuung von Patienten nur noch tagsüber und dann ambulant und nicht klinisch-stationär erfolgt. Die Leitung der Einrichtung sei eine pflegerische, keine ärztliche mehr. Es bestehe nachts und am Wochenende nur noch eine Rufbereitschaft ambulanter Ärzte. Und ausdrücklich keine Notfallversorgung mehr. „Die Franz-von-Prümmer-Klinik wäre dann kein Krankenhaus mehr.“
Forderungen an Klaus Holetschek
Ihre neue Petition richtet die Aktionsgruppe hauptsächlich an Bayerns Gesundheitsminister Holetschek – mit klaren Forderungen: „Sagen Sie ,Nein’ zur geplanten Krankenhausreform . Kämpfen Sie für den Erhalt der Krankenhäuser des angedachten Level 1i – sie dürfen nicht geschlossen und zu ambulanten Gesundheitszentren umgewandelt werden. Level 1i sind keine Krankenhäuser.“
Zudem soll Holetschek die Krankenhäuser im Freistaat Bayern mit Zuschüssen stärken. „Erhöhen Sie die jährliche Investitionsförderung für bayerische Krankenhäuser von aktuell 643 Millionen auf eine Milliarde Euro. Damit setzen Sie ein Zeichen für den Erhalt wohnortnaher Krankenhäuser in Bayern.“
Klaus Emmerich: „zerstörerische Krankenhausreform verhindern“
Der ehemalige Vorstand einer Klinik, Klaus Emmerich aus dem oberfränkischen Himmelkron, wird in der Pressemitteilung zitiert: „Lauterbachs Krankenhausreform ist seitens der Bundesländer zustimmungspflichtig. Es ist jetzt Aufgabe der Bundesländer, die zerstörerische Krankenhausreform zu verhindern. Sonst ist auch die durchgehende akutstationäre Behandlung der Patienten in Bad Brückenau bald Geschichte.“
Die Bevölkerung ruft Emmerich auf, Holetschek den Rücken für Verhandlungen auf Bundesebene zu stärken. „Setzen Sie landesweit ein Zeichen zum Erhalt der bayerischen Krankenhäuser, auch der Franz-von-Prümmer-Klinik.“
Zugsbradl hält sich eher zurück
Alexander Zugsbradl ist Geschäftsführer der Deutsche Regional Klinik GmbH. Diese betreibt die Franz-von-Prümmer-Klinik, die am 29. April bei einem Tag der offenen Tür offiziell in Hescuro Klinik Bad Brückenau umbenannt wird.
Der Geschäftsführer äußert sich auf Anfrage überraschend, aber doch eher zurückhaltend. „Zunächst einmal freue ich mich über diese Petition . Denn sie zeigt, dass sich Menschen Gedanken um das Wohl von Patientinnen und Patienten und die medizinische Versorgung in unserer Region machen“, schreibt Zugsbradl. Zudem sei die Unterschriftensammlung ein Zeichen des Engagements, der Wertschätzung und der Sorge um das Krankenhaus in Bad Brückenau .
Nur wenig Info zur konkreten Ausrichtung der Hescuro Klinik
Zur konkreten Ausrichtung der Klinik kann Zugsbradl derzeit „nur bedingt Stellung beziehen“. Man verfolge gespannt, wie sich Bund und Länder im Streit um die geplante Krankenhausreform einigen. „Konkret geht es darum, dass die Krankenhausplanung Ländersache ist und der Bund mit dem Vorstoß von Herrn Lauterbach in diese Kompetenz der Länder massiv eingreift.“
Zukunft der Notaufnahme klärt sich
Insbesondere mit dem ganzheitlichen Ansatz, die Bevölkerung mit Gesundheitsleistungen zu versorgen, sehe man sich für zukünftige Herausforderungen gut aufgestellt. „Die in der Petition aufgegriffene Frage des Betriebes einer Notaufnahme in der Hescuro Klinik Bad Brückenau wird sich in diesem Zusammenhang ebenfalls klären.“
Die Petition ist online an dieser Stelle zu finden: https://schlusskliniksterbenbayern.jimdofree.com/petition/
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