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Bad Bocklet
Ein Blick in die Bad Kissinger Designschmiede
Goldschmied Malte Meinck erklärt, wie wichtig gutes Design für Erfolg ist. Und wie er Städte - zuletzt auch Bad Bocklet - in echte Schmuckstücke verwandelt hat.
In der Schmiedewerkstatt: Malte Meinck glüht vorsichtig einen Ring aus Silber durch. Fotos: Benedikt Borst       -  In der Schmiedewerkstatt: Malte Meinck glüht vorsichtig einen Ring aus Silber durch. Fotos: Benedikt Borst
| In der Schmiedewerkstatt: Malte Meinck glüht vorsichtig einen Ring aus Silber durch. Fotos: Benedikt Borst
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 21.08.2022 09:35 Uhr
Die Ringe, die Malte Meinck anfertigt, sind in der Regel Einzelstücke. "Das Geniale am Schmuck ist: Im Mittelpunkt steht immer der Mensch." Jeder Mensch ist anders, hat seine eigene Persönlichkeit, sein eigenes Aussehen. Schmuck müsse deshalb immer seinem Träger gerecht werden. "Massenware aus dem Container schafft das nicht," sagt der Schmuckdesigner und Goldschmied aus Bad Kissingen.


Die Region vermarkten
Dasselbe gilt natürlich auch für Städte und Regionen. Bad Kissingen, Bad Brückenau, Hammelburg und nun auch Bad Bocklet hat er in Form einer Skyline grafisch in Ringkollektionen festgehalten. Immer individuell auf den jeweiligen Ort abgestimmt. Meincks ursprüngliche Überlegung war: "Diese Städte sind eingebettet in eine Region. Es sind gewachsene Ortschaften, die über eine interessante Architektur und ein schönes Umfeld verfügen."


"Die Region hat ein großes Potenzial", findet Ulrike Heim. Die freischaffende Designerin hat bei dem Stadtringprojekt mitgewirkt. Aus ihrer Sicht war die zentrale Herausforderung, die charakteristischen Merkmale der Städte prägnant und authentisch darzustellen.


Design macht den Unterschied
Malte Meinck begreift die vier Städte und die Region als Produkte, die er auf seinem Schmuck abbildet. Es ist sozusagen sein Versuch, die Region als hochwertiges Souvenir zu vermarkten. "Design ist ein Weg, die Region nach außen zu tragen. Es sind die Firmen, Produkte und Regionen erfolgreich, die über ein klares Produktdesign verfügen", überlegt er.

Es geht darum, etwas zu schaffen, das gut aussieht. Einen echten Hingucker. "Gutes Design hebt dich aus der Masse heraus und führt zu Erfolg." Als Beleg für seine These führt er Bad Kissingen an: Letztlich hätten die bayerischen Könige und Hofarchitekt Max Littmann der Stadt ein unverwechselbares Erscheinungsbild gegeben. "Das ist bis heute für den Erfolg verantwortlich. Das unterscheidet Bad Kissingen von einer anderen Stadt mit 20.000 Einwohnern", ist sich der 49-Jährige sicher.


Von der Idee zum Ring
Die Idee, die Region Bad Kissingen zu vermarkten, ist eine Sache. Die Frage nach der Umsetzung eine andere. Im Wesentlichen ging es Malte Meinck darum, einen direkten und klaren Zugang zu finden, der die Region mit seinem Schmuck verbindet: Diesen Zugang fand er in der Architektur.

Unterstützt von Ulrike Heim und Goldschmiedeschülerin Daphne Spiegel wurden die ersten Gebäudeskizzen gezeichnet. Skizze für Skizze wurden unwichtige Details weggelassen. Am Ende blieben nur die charakteristischen Formen übrig. "Ich kann ein Gebäude in der Fülle seiner Details gar nicht darstellen. Da ist auf einem Ring nicht genug Platz", sagt Malte Meinck.


Hightech Einsatz
Anschließend wurde ein 3D-Modell am Computer konstruiert. "Der Goldschmied ist ein handwerklicher Beruf, der aber Hightech nicht ausschließt. Der PC ist für mich ein Werkzeug wie eine Zange." Ein Werkzeug, das neue Möglichkeiten bietet. Denn am Bildschirm kann Meinck mit verhältnismäßig geringem Aufwand beurteilen, wie seine Ideen in Echt funktionieren.

Stimmen die Proportionen der Gebäudesilhouetten? Auf welchem Material und mit welcher Farbe schauen sie am besten aus? Wirkt der Ring grazil oder wuchtig besser? "Ein Produkt zu entwerfen, ist harte Arbeit. Man nähert sich in vielen Einzelschritten dem gewünschten Ergebnis", sagt er.

Als das virtuelle Modell zufriedenstellend war, wurde es von einem Kooperationspartner digital weiterbearbeitet und geplottet. "Das Plotten funktioniert wie ein 3D-Drucker. Das Modell wird Schicht für Schicht aufgebaut", schildert Meinck den Arbeitsablauf. Alternativ hätte man das Modell aber auch in Wachs fräsen können.

An dem ersten handfesten Modell konnte schließlich der Feinschliff vorgenommen werden. Damit war der lange Weg zum Stadtring fast zu Ende: Er musste nur noch in Metall gegossen und nachbearbeitet werden. Fertig.


Der Erfolg der Idee
Meincks ursprüngliches Vorhaben, Bad Kissingen als Marke zu nutzen und ein Logo zu gestalten, findet viel Anklang. Das zeigen die anderen Stadtringe, das zeigt die Bad Kissingen Brille, die in Kooperation mit dem Optiker Jochen Köllmer entstanden ist. Das zeigen Windlichter und Aufkleber auf Wohnwägen. Außerdem hat er die neue Amtskette der Gemeinde Oerlenbach ebenfalls nach diesem Prinzip entworfen.

Aktuell arbeitet er an einem neuen Projekt, das anlässlich des 100. Geburtstages des Regentenbaus in diesem Jahr auf den Markt kommen soll.Worum genau es sich handelt, hält Meinck vorerst noch geheim.

Kurz notiert

Biografie Nach dem Abitur macht Malte Meinck eine Lehre als Goldschmied an der staatlichen Zeichenakademie Hanau. In den 90ern studierte er Design auf Diplom an der FH Düsseldorf. Das elterliche Atelier in der Ludwigstraße hat Meinck Mitte der 90er nach dem Tod des Vaters übernommen.

Stadtring Auf dem Bad Bocklet Ring sind das Schloss Aschach, die Postkutsche, die katholische Kirche, das neue Rathaus mit evangelischer Kirche, der Brunnenbau und das Steinacher Riemenschneider-Kreuz zu sehen.
 
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