Einst gab es im Fernsehen Ansagerinnen, die wünschten vor der nächsten Sendung dem Publikum "gute Unterhaltung". Dies hätte auch als Einleitung zu Günter Grünwalds Solo-Programm "Deppenmagnet" bestens gepasst, denn der Ingolstädter Komödiant entpuppte sich in den zwei Stunden als humorvoller Geschichtenerzähler, der für herzerfrischende Heiterkeit und vollauf zufriedene Gäste sorgte.
Nur wenige Plätze waren im weiten Rund des Kissinger Kurtheaters frei und der TV-bekannte Possenreißer begrüßte die knapp 500 Gäste mit einem kleinen Warm up in dem wunderschönen Saal "zwischen Spätgotik und Frühbarock ". Einige Kalauer gab's zum Catering als "Essen für Künstler", zur traurig abhängenden Mortadella auf der Semmel oder zum Tomatentest, der von "500 alten Weibern mit Gichtpratzen" in den Supermärkten durchgeführt wird - macht man nicht, so Grünwalds Ansicht, um "außer bei der Avocado oder der Mango" nachzuschieben.
Es sind die kleinen Beobachtungen des Alltags, die Grünwald in seinem Programm aufgreift, gelegentlich etwas derb abarbeitet und dann mit einer abschließenden Bemerkung konterkariert. Dabei setzt er den bairischen Dialekt ganz bewusst ein, nutzt die "g'scherte" Ausdrucksweise einer naiven Sichtweise, unterstreicht mit komödiantischer Mimik oder gestenreichen Einlagen das Gesagte und Nicht-Gesagte, um dem Publikum bekannte Situationen vor Augen zu führen - und das findet es amüsant, weil sie den Nachbarn, den Arbeitskollegen, den Freund in diesen Situationen wiedererkennen.
Ansammlung von Sketchen
Eigentlich ist Grünwalds Programm eine Ansammlung von Sketchen, die er durch skurrile Übergänge verbunden hat und die er am Ende durch Übersteigerung ad absurdum führt. So der Tattoo-Wunsch nach dem Schriftzug "Born to loose", den ein rumänischen Fliesenleger günstig umsetzt und dessen Ergebnis "Born in Toulouse" ist - und diesen humorvollen Ausgangspunkt führt Grünwald fort, in dem der Geschädigte seine Geburtsurkunde auf dem französischen Konsulat ändern lassen wollte. In diesem Stil ging es weiter mit einem Wasserfleck an der Wand, der durch ein Bild aus der "Kunstabteilung vom Bauhaus" verdeckt wird, oder der Wunderpumpe für verstopfte Siphons, die den "Drecks-Schlunz" bis zum Erdmittelpunkt befördert und so nebenbei noch Leben rettet - jedenfalls fast. Als humoristisches Feindbild karikierte er den "Pfannenrüttler" Tim Mälzer und "XXL-Jumbo" ließ er vor den Augen der begeisterten Gäste Riesenschnitzel in Bühnengröße und 15 Meter lange Bratwürste entstehen.
Den Schönheitswahn präsentierte er mit einer gehörigen Portion an Selbstironie, denn nur durch eiserne Disziplin und "Muskelabsaugen" wurde aus seinem Traum-Body die aktuelle Version - und ein bisschen derber geht's immer: für Costa Cordalis diagnostizierte er die "Mimik-Entfernung" bei einer Schönheits-OP oder "der Arsch wurde rasiert und er geht rückwärts". So überraschend wie viele seiner bildhaften Anekdoten kam auch der Schluss, denn um 21.38 Uhr signalisierte die Uhr, dass jetzt nur noch Zeit für eine Zugabe wäre, aber dazu müsste er erst einmal das Prozedere erklären: Grundlage für die Zugabe ist der Applaus, aber der dürfe nicht nur so "lala" ausfallen - und das Publikum folgte diesem Ratschlag.
Nahtlos und kurzweilig fabulierte sich Grünwald zwei Stunden durch eine Vielzahl von Stichwörtern, die man aus Boulevard-Zeitschriften, Trash-TV-Dokus oder von Stammtischen kennt. Dabei wird aus dieser Anekdoten-Sammlung eine "Personality-Show", denn immer steht Grünwald im Mittelpunkt bzw. einer, den er kennt und der sich bestens eignet, damit man ihn durch den Kakao zieht. Kabarett ist es nicht, politische Aussagen gehen gegen Null, aber trotzdem haben Grünwalds Anmerkungen einen sozial- bzw. gesellschaftskritischen Unterton, der sich unter der humoristischen Oberfläche verbirgt. Den Gästen gefiel's und dies drückten sie durch herzliches Gelächter und begeisterten Beifall aus.