Sie kam wie Phönix aus der Asche – die neue Korridorvariante B50 der geplanten Starkstromtrasse P43 bei Motten (wir berichteten). Wer sie vorschlug, bleibt unklar. Klar ist: Während die Mammut-Leitung nun gefährlich nah an den bayerischen Ort heranrücken würde, wäre Heubach auf hessischer Seite sie los. Diese Redaktion hat nachgefragt, ob der Vorschlag von dort kam.
Kein Vorstoß der Gemeinde Kalbach
„Von uns kam in dieser Richtung keine Intervention“, sagt Mark Bagus, Bürgermeister der Gemeinde Kalbach (Landkreis Fulda), zu der Heubach gehört. Von wem der Vorschlag stamme, wisse auch er nicht. Leider habe sich der Übertragungsnetzbetreiber Tennet beim Infomarkt im November bedeckt gehalten.
Das Kalbacher Gemeindegebiet sei selbst durch zwei weitere plötzlich aufgetauchte „Querschläge“ vom Vorzugskorridor entlang der A 7 zu westlich gelegenen möglichen Trassenführungen betroffen. Einer liege zwischen Uttrichs-hausen und Heubach, der andere weiter nördlich nahe der A 66 bei Flieden.
Windkraftgebiet als Hemmschuh
Bagus könnte sich vorstellen, dass das Vorranggebiet für Windkraft „Am Steiger“ bei B50 eine Rolle gespielt haben könnte. Es liegt südlich von Heubach und westlich von Speicherz. Dort stehen nur Windradstümpfe, die wahrscheinlich zurückgebaut und neu errichtet werden müssen. Doch Bagus glaubt, dass das Vorranggebiet später ausgedehnt wird. Eventuell kollidiere es dann mit einem möglichen Trassenverlauf an der A 7.
Andere Mindestabstände in Bayern
Eine etwas andere Erklärung hat Jakob Euba aus Volkers. Das Mitglied der Bürgerinitiative „Sinntal gegen die Stromtrasse “ verweist darauf, dass auf bayerischer Seite geringere Mindestabstände für Stromtrassen herrschen als in Hessen.
Der hessische Landesentwicklungsplan (LEP) hat Regelungen der Bundesbedarfsplan für dort aufgeführte Freileitungsprojekte mit einer Spannung ab 220 Kilovolt übernommen (die P43 hat 380 kV). Demnach gelten Mindestabstände von 200 Metern zu Wohnbebauung im Außenbereich und 400 Metern zu Wohngebäuden in Ortschaften. Deswegen verläuft der Vorzugskorridor von Tennet nicht mit der A 7 mitten durch Uttrichs-hausen, sondern östlich daran vorbei.
Trassenführung nahe an unterfränkischen Orten
Im bayerischen LEP steht das nicht so klar geregelt. Die Abstandswerte seien Abwägungssache, heißt es aus dem Münchner Wirtschaftsministerium: „Eine Unterschreitung ist möglich, wenn es gewichtige Sachgründe dafür gibt.“
Ein Blick auf die Landkarte zeigt: Der Alternativkorridor B50 wäre eine direkte Verbindung zwischen dem Ostschwenk bei Uttrichshausen und der Vorzugstrasse bei Speicherz. Das aber um den Preis, dass die Stromtrasse auch dank schwammiger Abstandsregeln nah an die Orte auf bayerischer Seite heranrücken würde. Das gelte nicht nur für Motten und Speicherz, sondern im weiteren Verlauf für Volkers, Römershag und Schildeck.
Ein Tennet-Sprecher war am Montag nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
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