Eigentlich wollte Reinhold Müller aus Langendorf einen technischen Beruf lernen. Sein Traumberuf als Kind: Lokführer. Geworden ist es schließlich etwas komplett anderes. Der 73-Jährige arbeitet im künstlerischen Bereich, wo er seinen Ideen und seiner Kreativität freien Lauf lassen kann.
Reinhold Müller ist ausgebildeter Kirchenmaler , hat eine Meisterprüfung zum Maler und Lackierer absolviert, ist außerdem Meister im Vergolden und hat sich mit einem Studium und Diplom zum Restaurator weitergebildet.
Auch bei der Lehre hatte er schon immer viel Spaß. Noch heute ist er regelmäßig in der Bildhauerschule in Bischofsheim und an der Meisterschule in Meiningen als Lehrbeauftragter aktiv und hat so die Möglichkeit, sein Wissen an neue Generationen weiterzugeben. „Ich versuche, meinen Schülern Einblicke in die Oberflächengestaltung zu zeigen und ihnen Maltechniken beizubringen“, erklärt er.
Inspiration aus dem Alltag
Wenn er nicht lehrt, restauriert er freiberuflich Gemälde und Skulpturen, kreiert aber auch komplett eigene Werke. „Manchmal fallen einem die Ideen einfach so ein, das liegt dann irgendwie in der Luft“, versucht er die Herkunft seiner Einfälle zu beschreiben. Ein andermal würden ihn genau die Dinge inspirieren, die ihn bewusst, aber vielleicht auch unterbewusst beschäftigen. „An meiner Arbeit begeistert mich vor allem die kreative Art und das Wandeln auf den Spuren der alten Meister.“
Restauriert hat der 73-Jährige in seiner langen Schaffenszeit natürlich schon so einiges: Als Beispiele nennt er Skulpturen und Gemälde aus Fuchsstadt, Elfershausen oder Hammelburg. Seine Auftraggeber seien bunt gemischt, von der Kommune über Kirchen und Privatleute sei alles dabei. An jede einzelne Arbeit könne er sich nicht mehr erinnern, eine blieb ihm aber im Gedächtnis. „Ich habe auch schon in der Residenz und dem Käppele in Würzburg gearbeitet. Das ist allerdings schon lange her.“
Ein Buch voll Gold
Wie viel Zeit und Geld in die einzelnen Arbeiten investiert werden müssen, kann der Langendorfer so pauschal nicht sagen. „ Gold ist in letzter Zeit sehr teuer geworden“, verdeutlicht er. Ein Heft Gold , mit 25 Blättern, koste mittlerweile je nach Art zwischen 35 und 40 Euro. Gehandelt wird Gold allerdings nicht in Heften, sondern in Büchern.
Ein Buch Gold entspricht zwölf Heften. Ein Heft enthält dann je 25 Blatt Gold . Die Dicke variiert zwischen einem Achttausendstel und einem Zehntausendstel. Müller gibt außerdem den Tipp: „Hochwertige Vergoldungen haben meistens mindestens 23 Karat.“ Gleichzeitig betont er allerdings: „Trotz des hohen Wertes von Gold , ist das teuerste immer noch die Arbeitszeit.“
Und: Oft unterschätzt werde auch der Preis der Farben. „Das Lapislazuli-Blau zum Beispiel, ist das reine Ultramarin-Blau.“ Schon um eine geringe Menge (siehe Bild links unten) herzustellen, brauche ein Facharbeiter fast ein halbes Jahr lang. Der Preis liege deshalb meist bei 300 Euro aufwärts. Das Vergolden und Bemalen sei allerdings erst einer der letzten Arbeitsschritte. „Es ist wahnsinnig, wie viele Arbeitsgänge der klassische Aufbau von Figuren hat“, sagt Müller.
So funktioniert Vergolden
Der Restaurator erklärt grob, wie das Vergolden funktioniert. Als Erstes werde das Gold auf ein Vergolderkissen gelegt. Gemeint ist damit ein Holzbrett, bespannt mit Rinds- oder Wildleder. Als nächsten Schritt wird das Gold mit einem Pinsel angehoben und die Skulptur oder das Gemälde angeschossen. „Man spricht von angeschossen, weil es wirklich nur ganz kurz hingetupt werden darf“, erklärt der Langendorfer.
Als Letztes werde es noch gesäubert oder mit einem Halbedelstein bearbeitet. „Diese Arbeitsweise haben schon die alten Ägypter so gemacht.“ Häufig spricht man auch von der Fassung, was so viel heißt wie das Vergolden und Bemalen.
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