Die großen Schreibtische in den Büros sind schlicht eingerichtet. Zwei Monitore stehen darauf, dazu ein Telefon und eine Dockingstation für Laptops. Notizzettel, Unterlagen, Tastatur, Maus und Computer fehlen. "Wir haben keine festen Arbeitsplätze, sondern arbeiten mit Desk-Sharing", sagt Holger Fries, Geschäftsführer bei dem IT-Unternehmen Bitfire. Auch Rollcontainer, in denen Arbeitsmaterial verstaut wird, gibt es nicht. Gearbeitet wird nahezu ausschließlich papierlos.
Die Angestellten kommen morgens ins Büro, holen sich ihre Geräte aus einem Schließfach, suchen sich einen freien Arbeitsplatz, schließen ihr Notebook an die Dockingstation an und legen los. "Die Mitarbeiter suchen sich ihren Arbeitsplatz aus entsprechend ihrer Aufgabe", erklärt Frieß. Wer beispielsweise etwas ausarbeiten muss und Ruhe braucht, geht in ein Einzelbüro und wer mit Kollegen Ideen für ein Projekt zusammenträgt, der geht in den Konferenzraum, wer telefonisch Kunden betreut, der sitzt sich an den Service-Desk, also die zentrale Anlaufstelle für Kundenanfragen. Unterlagen werden digital geführt, so dass sie immer und überall zur Verfügung stehen. "Der Vorteil ist, dass die Mitarbeiter so zeitlich flexibel und auch im Homeoffice arbeiten können", sagt der Geschäftsführer.
Bitfire kümmert sich um die Informationstechnologie bei mittelständischen Unternehmen. Das Portfolio reicht von klassischen IT-Lösungen wie Server- und Computerwartung über Sicherheitskonzepte, Telefonanlagen bis hin zum digitalen Dokumentenmanagement und zum Arbeiten ohne festen Arbeitsplätze.
Mindestgröße notwendig
Seit seiner Gründung ist das Unternehmen kontinuierlich gewachsen. IT-Systemhäuser benötigen einen gewissen Mitarbeiterstamm, um eine gute Betreuung zu bieten, erklärt der Geschäftsführer. Wenn ein Kunde anruft, weil der Server streikt, muss sofort darauf reagiert werden. Fries: "Verfügbarkeit ist das wichtigste. Für kleine Systemhäuser ist es schwer, alles abzubilden." Inzwischen sind die Büros in Reiterswiesen zu klein geworden, so dass ein Umzug nötig wurde: Die neue Anschrift befindet sich ab sofort am Geschwister-Scholl-Platz in dem ehemaligen Telekomgebäude. Die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Bad Kissingen hat nach der afz-Insolvenz einen neuen Mieter für die Immobilie gesucht und mit Bitfire gefunden. "Wir sind in Bad Kissingen verwurzelt und es ist uns sehr recht, dass wir das hier nutzen können", betont der Bitfire-Chef.
Neben Bitfire zieht auch die Wild Media GmbH in das Gebäude ein. Die beiden Firmen arbeiten unter dem Schlagwort "Kompetenzzentrum Digitalisierung " zusammen. Wild Media besteht seit zehn Jahren. Bislang hatte die Marketing Agentur ihren Sitz im Rhön-Saale-Gründerzentrum. Kerngeschäft ist die Webentwicklung, das heißt Wild Media programmiert und gestaltet Internetseiten und Onlineshops . "Wir arbeiten eng mit Bitfire zusammen und haben zum Teil gemeinsame Kunden ", sagt Geschäftsführer Hans Wild. Während Bitfire sich um die Software und die Computer-Technik der Kunden kümmert, befasst sich Wild Media mit Marketing und Vertrieb. Die Agentur berät aber auch Kunden in Sachen Datenschutz und Datenschutzgrundverordnung. "Der Umzug hat sich angeboten. Für den Kunden ist das super, weil er im ,Kompetenzzentrum Digitalisierung ' alles aus einer Hand bekommt", erklärt Wild.
Forschung, Produktion, Vertrieb
Die ehemalige US-Kaserne bietet damit inzwischen einer ganzen Reihe innovativer Unternehmen Platz, angefangen beim Großlabor Laboklin, über das Rhön-Saale-Gründerzentrum bis zum Zentrum für Telemedizin, das aktuell im RSG untergebracht ist. Mit Geratherm Respiratory plant aktuell noch eine weitere Firma, sich dort anzusiedeln. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vermarktet Geräte zur medizinischen Diagnostik von Herz- und Lungenerkrankungen. "Wir haben in Bad Kissingen eine Entwicklungseinheit mit kleiner Produktion und einer Vermarktungseinheit", sagt Geschätfsführer Kuno Schäfer. 21 Beschäftigte, darunter ein großer Teil Entwicklungs- und Softwareingenieure, hat Germatherm aktuell. Untergebracht sind sie noch in der Sparkassenpassage.
Laut Schäfer verzeichnet das Unternehmen ein Wachstum von jährlich zwischen 15 und 20 Prozent, entsprechend wächst auch die Belegschaft um zwei bis drei Angestellte pro Jahr an. 80 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet Geratherm im Ausland. "Unsere Kunden sind Händler, die die Geräte in den Ländern vermarkten. Wir wachsen dynamisch über den Export", erklärt er. Erweitern will sich die Firma westlich der städtischen Skater-Anlage an der Kasernenstraße. Dort soll nächstes Jahr ein zweigeschossiges Firmengebäude entstehen, mit einer Fläche von rund 1600 Quadratmetern.
"Das sind wichtige Entwicklungen", kommentiert die städtische Wirtschaftsförderin Svenja Melchert den Geratherm-Neubau und das Kompetenzzentrum Digitalisierung . Für Bad Kissingen ist es von Bedeutung, die Firmen als Steuerzahler und als Anbieter qualifizierter Arbeitsplätze zu halten. Sie hofft, dass sich die Entwicklung verstetigt und sich in dem Dunstkreis der bestehenden noch weitere, technikversierte Firmen aus der IT- und Gesundheitsbranche in der Kaserne ansiedeln. "Freie Flächen sind vorhanden", sagt sie.
Informationen rund um Bitfire
Entwicklung Das Unternehmen wurde 1999 von Holger Fries und Jochen Hein in Arnshausen gegründet. Es zog 2008 nach Reiterswiesen um. Jetzt erweitert Bitfire erneut und belegt 750 Quadratmeter des ehemaligen Telekom-Gebäudes am Geschwister-Scholl-Platz.
Niederlassungen Die Firma beschäftigt derzeit 35 Mitarbeiter, davon 25 in Bad Kissingen und zehn in der Niederlassung in Fulda. Betreut werden rund 400 Kunden im Umkreis von 50 Kilometern um die Standorte. 1300 Rechner und 300 Server sind im täglichen Monitoring.