
In den Jahren 1983 und 1984 wurde die zweite sechsteilige Staffel der beliebten ZDF-Fernsehreihe „Das Traumschiff “ auf dem Kreuzfahrtschiff „Astor“ gedreht. Seitdem treffen sich dessen Besatzungsmitglieder alljährlich an wechselnden Orten zum Wiedersehen und Austausch gemeinsamer Erinnerungen. Nun kamen 20 Ehemalige mit Partnern zum 43. Crew-Treffen erstmals nach Bad Kissingen. Eingeladen hatte das Ehepaar Kurt und Sabine Lieb aus Euerbach-Obbach (Landkreis Schweinfurt), die vor 36 Jahren ihre Hochzeit in Bad Kissingen gefeiert hatten.
Vom Schiffsjungen bis zum Kapitän
„Früher waren wir weit über 100 Teilnehmer bei unseren Jahrestreffen“, erinnert sich Kurt Lieb (66) an die ersten Jahre nach Indienststellung der „Astor“ im Jahr 1981, dem 600 Passagiere fassenden Flaggschiff der Hamburger Reederei HADAG Seetouristik, auf dem er als 2. Koch angeheuert hatte. „Wir waren immer eine bunt gemischte Truppe vom Schiffsjungen bis zum Kapitän “, ergänzt Ehefrau Sabine (66).
Die Hotelkauffrau war schon damals seit ein paar Jahren mit ihrem Kurt befreundet und hatte ihn als Zahlmeister-Assistentin an Bord begleitet.
Die "Astor" war 160 Meter lang
Nach über 40 Jahren ist die Zahl der Crew-Mitglieder altersbedingt geschrumpft, manche sind auch bereits gestorben. Zu ihnen gehört Astor-Kapitän Raimund Krüger (1933-2016), an den sich alle noch sehr lebhaft erinnern.
So erzählt der ehemalige Restaurantsteward Ulrich Mecklenbeck (63), dass Müller mit der relativ kleinen „Astor“, die 160 Meter lang war und einen Tiefgang von sechs Metern hatte, als erster Kapitän eines Passagierschiffs in die Breves-Kanäle im Amazonas-Delta gefahren ist.
Mit Chef-Stewart Sascha Hehn
Während das Ehepaar Lieb erst nach den ZDF-Dreharbeiten an Bord kam, war Steward Mecklenbeck während der Dreharbeiten zu den Traumschiff-Folgen 6 bis 12 dabei, die mit ihrer langjährigen Stammbesetzung bekannter Schauspieler wie Heinz Weiß als Kapitän , Heide Keller als Chef-Hostess, Horst Naumann als Schiffsarzt und Sascha Hehn als Chefsteward zu einer der beliebtesten Serien im deutschen Fernsehen wurde.
„Die Fernsehleute und Schauspieler waren alle tolle Menschen“, erinnert sich Mecklenbeck gern an diese Zeit zurück. Als Steward war er im Restaurant für den Tisch von Produzent Wolfgang Rademann zuständig. Nur einmal hatte man einen jungen Hauptdarsteller wegen ungebührlichen Verhaltens von zwei kräftigen Matrosen aus dem Restaurant werfen lassen müssen.
Ablauf an Bord wurde den Dreharbeiten angepasst
Natürlich war der Borddienst für die „Astor“-Mannschaft während der Dreharbeiten auch mit gelegentlichen Unannehmlichkeiten verbunden. Da vor allem während der Liegezeiten in den Häfen, wenn die Kreuzfahrtpassagiere an Land waren, die Traumschiff-Folgen gedreht wurden, musste die echte Schiffsbesatzung ihre Arbeitsroutine umstellen. „So mussten die Essenszeiten den Filmarbeiten angepasst werden“, erinnert sich Mecklenbeck, weshalb manche Crew-Mitglieder nicht an Land durften.
Flirt mit dem Piloten des ZDF-Hubschraubers
Mehr Glück hatte Susann Zimmermann (68), damals als 3. Zahlmeisterin an Bord. Da sie neben Englisch und Französisch auch Spanisch und etwas Portugiesisch sprach, half sie nicht nur dem Filmteam als Dolmetscherin, sondern durfte in dem vom ZDF gemieteten Hubschrauber über das Amazonas-Delta fliegen. „Ich hatte mit dem Piloten auf Portugiesisch flirten können“, freut sie sich noch immer über dieses besondere Erlebnis und ergänzt: „Mich haben die Dreharbeiten nie gestört. Ich war immer dabei.“
Produzent Rademann beruhigte die Eltern
Gern denkt sie an Produzent Wolfgang Rademann zurück. „Kann ich noch etwas für dich tun“, hatte er sie einmal vor seinem Rückflug nach Deutschland gefragt. Er möge ihren Eltern ausrichten, es sei mit ihr alles in Ordnung. Zimmermann: „Tatsächlich klingelte Tage später bei meinen Eltern das Telefon und Rademann war am Apparat.“
Diese und andere Erinnerungen an die Traumschiff-Jahre wurden auch diesmal beim Crew-Treffen im Hotel Kaiserhof Victoria wieder lebendig.
Vielleicht hätten sich Sabine und Kurt Lieb mit ihren Traumschiff-Kollegen lieber im ehemaligen Steigenberger Kurhaushotel getroffen, haben doch beide einen ganz persönlichen Bezug dazu: Kurt Lieb hatte dort von 1973 bis 1976 seine Ausbildung zum Koch gemacht und Sabine war nach ihrer Zeit auf der „Astor“ im Steigenberger von 1984 bis 1985 sowie von 1988 bis 1990 als Empfangschefin tätig.
Als Liebespaar auf dem Traumschiff
Kennengelernt hatten sich beide schon 1976, waren als Liebespaar gleichzeitig auf dem Traumschiff , aber der gemeinsame Traum ihrer Ehe erfüllte sich erst im August 1988. Es war ihr Steigenberger-Kollege und Kurgarten-Café-Pächter Rüdiger Schindler, dessen Vermittlung sie es zu verdanken hatten, dass beide ihre Hochzeit im Weißen Saal feiern durften, den sie nun beim Crew-Rundgang durch die historischen Säle erstmals wieder betraten.
Und plötzlich stand da Rudi Carrell
Damals, am 6. August 1988, erlebten sie eine besondere Überraschung, die beide nie vergessen werden: Plötzlich platzte Showmaster Rudi Carrell in die Feier, um dem Hochzeitspaar zu gratulieren. Der damalige „Herzblatt“-Moderator hatte im Max-Littmann-Saal eine Veranstaltung und von der Hochzeit nebenan erfahren.
Eine Überraschung und weiteren Höhepunkt ihres Jahrestreffens erlebten diesmal auch die anderen Astor-Crew-Mitglieder: Nach zweistündigem Rundgang durch die Kuranlagen und historischen Säle durfte die Traumschiff-Mannschaft mit dem Bad Kissinger Traumschiff „Saline“ auf Saale-Kreuzfahrt gehen – diesmal ganz ohne störende Dreharbeiten.
