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LKR Bad Kissingen
Auch im Partnerlandkreis und im Kibbuz Ein Gedi: Schock und Sorgen nach Hamas-Angriff
Edwin Metzler hat Kontakt in Bad Kissingens Partnerlandkreis Tamar. In Kibbuz Ein Gedi werden aktuell bereits rund 450 Flüchtlinge aus dem israelischen Umland des Gaza-Streifens versorgt.
Der Eingang zum Naturreservat Ein Gedi am Westufer des Toten Meeres.       -  Der Eingang zum Naturreservat Ein Gedi am Westufer des Toten Meeres.
Foto: Ohad Zwigenberg/AP/dpa | Der Eingang zum Naturreservat Ein Gedi am Westufer des Toten Meeres.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 26.11.2024 12:25 Uhr

Der Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel schockiert Edwin Metzler zutiefst. Seit Mitte der 1990er Jahre ist er mit Israel eng verbunden.

Edwin Metzler organisierte über viele Jahre in seiner Funktion als Vorsitzender des Kreisjugendrings Bad Kissingen Jugendaustausche, Pilgerreisen und private Aufenthalte. Das Land und die Menschen sind ihm ans Herz gewachsen. Über Whatsapp und Telefon hat er Kontakt ins Land.

Große Sorgen

„Die Sorgen um die Angehörigen, die beim Militär sind, sind sehr groß“, beschreibt er die Gespräche. Auch ihn treiben diese Sorgen um. Viele junge Menschen lernte er während der Jugendaustausche kennen. „Die Vorstellung, dass sie jetzt auf Panzern sitzen...“, er vollendet den Satz nicht.

Metzler hat Kontakt zur Schwiegertochter von Joske Ereli, dem Mitbegründer der Partnerschaft zwischen den Landkreisen Bad Kissingen und Tamar.

„Am Tag nach dem Angriff habe ich mit ihr telefoniert.“ Groß sei die Erleichterung bei Metzler gewesen, als er hörte: „Unseren Kindern geht es gut. Alle sind in Sicherheit.“  Keine Selbstverständlichkeit in der aktuellen Situation.

Kibbuz muss Flüchtlinge versorgen

Kontakt hat Metzler auch mit Bekannten im Kibbuz Ein Gedi, der mitten im Landkreis Tamar liegt. Ein Kibbuz ist eine Art Gemeinschaftssiedlung.

„250 Flüchtlinge sind dort über Nacht angekommen, nur mit ihrem Auto und den Kleidern, die sie am Leib trugen.“ Metzler hat erfahren, dass die Menschen nach den Angriffen so schnell wie möglich ihre Häuser verlassen haben. „Sie konnten nichts mitnehmen, sie haben kein Geld, keine Kleidung, gar nichts.“

Die Flüchtlinge kommen aus Kibbuzim in der Nähe des Gazastreifens. Diese Menschen müssen nun vor Ort versorgt und untergebracht werden.

5000 Flüchtlinge sollen kommen

Die Oase Ein Gedi liegt am Westufer des Toten Meeres, südlich der Grenze zum Westjordanland . 500 Menschen leben dort. „Die Gegend um Ein Gedi gilt als sicher, die Menschen flüchten dorthin“, beschreibt Metzler die Region.

Doch bei den 250 Flüchtlingen blieb es nicht, mittlerweile seien weitere Flüchtlinge angekommen, die Zahl liege aktuell (Stand Freitag, 13. Oktober um 12 Uhr) bei 450.

Das sei aber erst der Anfang. Über 5000 Flüchtlinge seien dem Landkreis Tamar zugeteilt worden, habe Metzler von der Pressesprecherin des Landratsamtes Tamar erfahren. Dass diese Zahl noch weiter steigen werde, sei zu erwarten.

Die Kinder der Geflüchteten spielen  in Ein Gedi in einer Turnhalle.       -  Die Kinder der Geflüchteten spielen  in Ein Gedi in einer Turnhalle.
Foto: Ofra Gazit | Die Kinder der Geflüchteten spielen in Ein Gedi in einer Turnhalle.

Tamar hat 1500 Einwohner

„Nun müssen die Menschen dort schauen, wie sie die Flüchtlinge unterbringen und versorgen.“ Außer den Kibbuzim mit ihren touristischen Einrichtungen gebe es kaum Infrastruktur.

Der Landkreis Tamar hat 1500 Einwohner. „Dort ist nur das Tote Meer und die judäische Wüste.“ Allerdings können die Hotelanlagen in En Bokek genutzt werden. Rund 4000 Betten gebe es dort.

Droht auch ein Krieg im Norden des Landes?

In Jerusalem sei es derzeit relativ sicher und ruhig. Metzler habe dies von seinem Freund erfahren. Allerdings sei dessen Tochter beim Militär. „Mika heißt sie, ich kenne sie, seit sie ein kleines Mädchen war. Wir wissen nicht, wie es für sie weiter geht“, sagt Metzler. Sie sei in der Nähe des Libanon bei den Golanhöhen stationiert.

Die radikale Schiiten-Miliz Hisbollah feuerte am Samstagmorgen Geschosse aus dem Libanon nach Israel. Offen sei derzeit noch, ob auch im Norden des Landes ein Krieg drohe.

Urlaub abgebrochen

Ilan Katz lebt in Ma`alot im Norden Israels. Auch er ist ein Freund von Edwin Metzler. Sein Sohn war gerade auf dem Weg zu einem Urlaub in Island. Er machte bei seiner in München lebenden Schwester Station, als ihn die Nachricht vom Angriff der Hamas erreichte. „Er ist sofort zurück nach Israel geflogen. Sein Vater sagt mir: Er klettert auf seinen Panzer“, erinnert sich Metzler an sein Telefonat mit Ilan Katz.

Solidarität mit Israel

Die Einblicke in das Leben und die Sorgen der Menschen in Israel gehen Edwin Metzler nahe. „Mir geht es nicht gut. Als ich davon erfahren habe, habe ich sofort telefoniert. Auch rufen mich Menschen an, die bei unseren Reisen mit in Israel waren und fragen, ob ich etwas Neues weiß.“ Auf diese Weise sei es zumindest möglich, ein kleines Stück Solidarität zu zeigen.

„Ich hätte nie und nimmer gedacht, dass so etwas passieren kann, in dieser Weise. Es hat mich geschockt.“

Langjährige Verbundenheit mit den Menschen

Wie oft er in schon Israel war, kann er gar nicht genau sagen: „56 oder 57 Mal.“ 1991 übernahm er den Vorsitz beim Kreisjugendring, der erste Jugendaustausch wurde 1995 von ihm organisiert.

1999 war er das erste Mal selbst mit dabei. „Da hat es mich erwischt“, erinnert er sich. „Der Israel-Virus.“ Metzler beschreibt es so: „Das Land, die Menschen, die Kultur und Vielfalt. Vor allem aber die Menschen, die ich kennengelernt habe.“

„Das ist der blanke Terror“

Seine Aufenthalte und die vielen Gespräche haben ihm einen differenzierten Blick auf das Land und einen viel tieferen Einblick in die Situation und Probleme vor Ort gegeben, als er dies vorher hatte.

Es stehe für ihn außer Frage: „Die Menschen wollen in Frieden leben.“ Besonders nahe geht ihm der Gedanke, dass die jungen Menschen, die er bei den Schüler- und Jugendbegegnungen kennenlernte, nun im Krieg sind.

Die jetzige Situation, die täglichen Schreckensmeldungen, der Terror an der Zivilbevölkerung mache ihn sprachlos. „Ich hätte nie erwartet, dass so etwas passieren kann. Es ist mir unverständlich, was da geschieht. Wie kann man kleine Kinder fesseln und erschießen? Das hat nichts mit Befreiung zu tun. Das ist blanker Terror.“

Unerklärliche Brutalität

Metzler selbst war 13 Jahre Soldat bei der Bundeswehr , militärisches Denken ist ihm nicht fremd. „Solch eine Brutalität ist mit nichts zu erklären.“

Erschreckend sei, wie Menschen solche Taten feiern können, wie dies in Neukölln geschah. Arabischstämmige Männer und Frauen verteilten Süßigkeiten. „Wie kann man nur so verrohen?“

Wird es je Frieden im Nahen Osten geben?

Sein größter Wunsch: ein langfristiger und stabiler Frieden im Nahen Osten. Natürlich ist ihm auch klar, wie komplex die Lage ist und wie viele unterschiedliche Machtinteressen im Spiel sind. Ohne Kompromisse werde es nicht funktionieren, doch dazu brauche es auch die Bereitschaft von allen Seiten.

Weiteres zur Situation in Israel lesen Sie hier:

 
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