Es war unvorstellbar, und doch ist es geschehen. Auf der eingleisigen Strecke bei Bad Aibling stießen zwei Regionalzüge frontal zusammen. Ein technischer Fehler oder menschliches Versagen? Was bedeutet dies für den „Kissinger Stern“? Wir fragten nach.
Etwa 140 Kilometer Gleisstrecke bilden den „Kissinger Stern“ aus der 80 Kilometer langen Verbindung von Schweinfurt nach Meinungen und dem 60 Kilometer langen Anschlussstück von Ebenhausen über Bad Kissingen nach Gemünden. Beide Strecken sind eingleisig. Befahren werden sie mit Zügen der Erfurter Bahn (EB) und von DB Regio. „Für Technik und Sicherheit der Gleisanlagen ist aber allein die Deutsche Bahn verantwortlich“, weist EB-Betriebsleiter Hans Hagans auf die geteilte Zuständigkeit hin.
Eine konkrete Auskunft zum Gleisnetz im Landkreis Bad Kissingen konnte oder wollte die Münchner Pressestelle der Deutschen Bahn am Mittwoch nicht geben. Es hieß nur allgemein: „Bei unseren Sicherheitseinrichtungen unterscheiden wir nicht nach ein- und zweigleisigen Strecken. In Bayern sind von rund 6000 Kilometern 3000 Streckenkilometer eingleisig. Grundsätzlich sind alle Strecken mit der Punktförmigen Zugbeeinflussung (PZB) ausgestattet.
“ Die PZB gehört zu den wichtigsten Sicherungseinrichtungen während der Zugfahrt. Überfährt ein Zug ein auf Halt zeigendes Signal, wird er vom PZB-System automatisch bis zum Stillstand zwangsgebremst.
EB-Betriebsleiter Hagans bestätigt dies auch für den „Kissinger Stern“ und versichert aus seiner Kenntnis: „Alle Strecken erfüllen die aktuellen Sicherheitsstandards.“ Wenn aber die Technik auf neuestem Sicherheitsstand ist, bleibe als Unsicherheitsfaktor nur der Mensch. Denn sogar nach einer technisch bedingten Zwangsbremsung ist der Triebfahrzeugführer (Lokführer) in der Lage, die Bremsen wieder zu lösen und die Fahrt fortzusetzen, sollte es eine Fehlschaltung gewesen sein. Hagans: „Dazu braucht er aber die offizielle Freigabe vom Fahrdienstleiter im zuständigen Stellwerk.“
Die Triebfahrzeugführer trainiert die Erfurter Bahn bei Testfahrten und an Simulatoren. Hagans: „Wir üben mit ihnen sogar Zustände, die eigentlich gar nicht eintreten dürften.“ Fachkenntnis und praktisches Können werden ebenso wie Reaktion in Notfallsituationen regelmäßig geprüft. Mindestens alle drei Jahre müssen Lokführer zum Bahnarzt. Außerdem verfügen alle Triebwagen der Erfurter Bahn über den obligatorischen Sicherheitsfahrschalter, der in kurzem Zeittakt vom Lokführer regelmäßig betätigt werden muss. Fällt diese Aktivierung während der Fahrt aus, wird der Zug automatisch zum Stehen gebracht.“