Um Energie zu sparen, ist derzeit vieles in der Diskussion. Auch, dass es dunkler werden soll: Wegen der Energieeinsparverordnung der Bundesregierung dürfen Gemeinden zum 1. September 2022 ihre historischen Gebäude nicht mehr anstrahlen. Was allerdings in der Hand der Gemeinden liegt: die Straßenbeleuchtung. Und in einigen Gemeinden wird die reduziert.
In Nüdlingen gehen bald von 1 bis 4 Uhr die Lichter aus. Wie Bürgermeister Harald Hofmann ( CSU ) berichtet, will man damit in erster Linie ein deutliches Zeichen setzen und natürlich Energie sparen. Das Einsparpotenzial in diesem Bereich liegt etwa bei 25 Prozent. In diesen Nachtstunden, so Hofmann auf Nachfrage, werden die meisten Bürgerinnen und Bürger zu Hause sein, die Gefahrenbereiche der Ortsdurchfahrten bleiben auch in der Nacht beleuchtet.
Zeitung in der Dunkelheit verteilen
Viele Menschen würde es tatsächlich nicht treffen, weil sie zur Zeit der Abschaltung schlafen. Paul Müller hingegen trägt genau in der Zeit von 1 bis 4 Uhr die Tageszeitungen am Wurmerich aus. "Ich bin grundsätzlich nicht dagegen. Wir müssen ja etwas tun, da will ich nichts verhindern. Aber ich bin auch nicht euphorisch", sagt er. Er fürchtet, Schnee und Eis im Winter im Dunkeln begegnen zu müssen. Als Kompromiss hofft er darauf, die Zeitung nicht schon um 6, sondern erst um 7 Uhr liefern zu können, um noch ein paar helle Stunden abzugreifen.
Die Nüdlinger Bürgerin Angela Buban sieht die Verdunklung in ihrem Alter gelassen, da sie um die Uhrzeit sowieso nicht mehr draußen ist. Sie denkt jedoch an die Jugend, die sich zumindest am Wochenende über Licht freuen dürfte.
Schondra seit langem dunkel
Ein paar Erfahrungswerte hat Schondra: "Der Markt Schondra schaltet schon seit Jahrzehnten nachts im gesamten Gemeindegebiet und allen Ortsteilen von 1 Uhr bis 5 Uhr die Straßenbeleuchtung ab", berichtet Bürgermeister Bernold Martin ( CSU ). Hintergrund damals sei die Reduzierung der Stromkosten gewesen. "Früher wurden wir für diese Maßnahme von den umliegenden Gemeinden immer belächelt. Nachdem der Sternenpark Rhön ins Leben gerufen wurde, galt der Markt Schondra als innovativ", so der Bürgermeister.
Normal sei nachts um eins unter der Woche keiner unterwegs. "Warum sollte man da das Licht anschalten?" Doch es gab auch immer wieder Überlegungen im Gemeinderat, die Beleuchtung durchbrennen zu lassen. Vor allem die Jugendlichen hätten diese Forderung gestellt. "Wir haben es so gemacht, dass wir bei Festen oder an Silvester die Lichter nachts angeschaltet haben", berichtet Martin. Und: "Ich war mal in Hessen in einem Ort, der das diskutiert hat. Meine erste Frage war: ,Wer von Ihnen hat an der Tür einen Bewegungsmelder?' Da gingen viele Hände hoch." Die Mehrheit hatte kein Problem mit der Abschaltung.
Polizei: subjektives Sicherheitsgefühl sinkt
Angefragt bei der Polizei zur Frage, ob es aus ihrer Sicht Sicherheitsbedenken gibt, sagt Andy Laacke von der Polizei Unterfranken: "Es gibt verschiedenste Studien dazu. Weit hergeholt ist ein Unsicherheitsgefühl nicht: Dunkelheit schafft Anonymität." Aber in einer Gemeinde, die kein Sicherheitsproblem hat, würde sich wahrscheinlich auch keines entwickeln, wenn die Lampen nachts aus sind.
"Was wir sagen können, ist, dass es sich auf das subjektive Sicherheitsgefühl auswirkt", so Laacke. Für weitere Aussagen fehlen ihm jedoch belastbare Zahlen. "Wir als Polizei werden das Sicherheitsgefühl, wo es nötig ist, mit verstärkter Präsenz aufrechterhalten." Die Leute bräuchten keine Angst haben. Somit führt das Stromsparen auf Seiten der Gemeinde bei der Polizei wiederum zu einem Mehraufwand mit steigendem Spritverbrauch .
Energie sparen mit LED-Beleuchtung in den Straßen
Viele Gemeinden setzen zum Strom sparen auf LED-Leuchten, die sie nachts dimmen. Schon lange fertig ist der Markt Burkardroth. "Schon zu Zeiten von Waldemar Bug haben wir unsere Leuchten auf LED umgerüstet. Jetzt sind es etwa 95 Prozent, bei manchen Lampen ist das technisch nicht möglich", sagt Bürgermeister Daniel Wehner ( CSU ).
Zwischen 23 und 4.30 Uhr nachts geht die Helligkeit um 50 Prozent nach unten. Mit dem bloßen Auge sei das nicht zu erkennen. Ein Unterschied: "Die normalen Lichter waren Rundumleuchten, mein Hof war immer glockenhell. Die LED strahlen nur noch auf den Gehweg", so Wehner. Er habe sich daher einen Bewegungsmelder zugelegt. Ein paar Beschwerden habe es deswegen schon gegeben. Ebenfalls bereits umgestellt und nachts gedimmt sind Euerdorf, Wartmannsroth und Sulzthal. "Eine generelle Abstellung, auch nur von Einzelleuchten, schließe ich für den Markt Sulzthal gegenwärtig aus.", sagt Bürgermeister August Weingart ( CSU /WG).
Jede zweite Lampe aus
René Gerner, Bürgermeister von Fuchsstadt, versucht sich in Zusammenarbeit mit dem Bayernwerk in einer anderen Lösung: "Wir versuchen, jede zweite Laterne abzuschalten." Dazu müsse das Bayernwerk ein paar Drähte umklemmen und eine Steuereinheit anbringen. Ob es funktioniert, werde sich zeigen.
Maßbach, Thundorf und Rannungen haben Förderanträge für die Umrüstung auf LED gestellt. Bereits lange fertig ist Wildfelcken.
Aura hat schon in den letzten Jahren teilweise auf LED-Beleuchtung umgestellt. Nun soll noch der Rest folgen. Ähnlich ist es in den Gemeinden Oerlenbach und Zeitlofs, die diese Lichter nachts dimmen. Auras Bürgermeister Thomas Hack sagt: "Derzeit findet eine Nachtabschaltung statt, die wesentliche Energieeinsparungen bringt."
In den komplett umgestellten Gemeinden Ramsthal und Oberleichtersbach, sowie in Oberthulba und Bad Bocklet ist die Leistung der Straßenbeleuchtung von 1 bis 5 Uhr reduziert. Oberthulba und Bad Bocklet befinden sich noch in der Umstellung. Der Kurort spart etwa 72 Prozent der aktuellen Stromkosten (August 2022).
Das Projekt wird teilweise gefördert, die Kosten der Gemeinde gleichen sich nach sieben Jahren aus. Die Gesamtkosten der Umrüstung betragen rund 220.000 Euro. Die Gemeinde spart jährlich 110.000 Kilowattstunden . Ein weiterer Vorteil von LED: Die Leuchten ziehen weniger Insekten an.
80 Prozent eingespart
Auch Hammelburg fährt die Lampen nachts um die Hälfte herunter. Mit einer vollständigen LED-Umrüstung spart die Stadt rund 80 Prozent der Energie. "Aus Sicherheits- und auch rechtlichen Gründen ist es aus unserer Sicht nicht möglich, noch mehr Strom im Bereich der Straßenbeleuchtung einzusparen", so Julius Emmert aus dem Bauamt.
Ähnlich begründet Bad Kissingen, warum die Stadt keine Straßenzüge dunkel lassen will. Die Kurstadt hat vor rund zehn Jahren auf die energiesparenden Natrium-Dampflampen umgestellt. Der Energieverbrauch halbierte sich. Seitdem läuft auch in der Kurstadt die Umstellung auf LED.
Elfershausen hat zwar auch überall LED, aber: "Ob wir diese zusätzlich nachts abschalten oder dimmen, werden wir in Kürze im Gemeinderat diskutieren", sagt Bürgermeister Johannes Krumm.
Auch die Stadt Bad Brückenau will Energie sparen. Hinsichtlich der Minimierung der Straßenbeleuchtung gibt es noch kein Konzept.
Die Gemeinde Motten sieht zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Reduzierung der Straßenbeleuchtung vor. Münnerstadt hat sein Vorgehen am Montag im Stadtrat diskutiert.