Es war viel von Dankbarkeit die Rede, als die ersten drei von 14 neu eingebürgerten Pflegekräften bei einem Festakt ihre Anerkennungszeugnisse als Krankenpfleger überreicht bekamen.
Dankbarkeit der Absolventen, in Deutschland leben zu dürfen, Dankbarkeit der Agentur für Arbeit, dass die Neubürger mit ihrem Einsatz den Pflegenotstand verringern und letztlich Dankbarkeit der Heimbewohner, dass die Neubürger mit vollem Herzen bei der Sache sind.
Also alles Gewinner. Triple-Win heißt denn auch das Projekt, bei dem die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mit der Agentur für Arbeit alle Beteiligten zusammenbringt.
Deutsch-philippinische Beziehungen vertieft
Entsprechend heitere Gesichter gab es bei der Zeugnisübergabe. Dazu extra in die Rhön angereist war Lillibeth Pono von der philippinischen Botschaft in Berlin. „Das wird die Beziehungen zwischen Deutschland und den Philippinen vertiefen“, sagt sie auf Englisch zum Engagement ihrer Landsleute und die freundliche Aufnahme hier. 480 Pflegekräfte seien seit 2013 aus ihrem Land gekommen. „Es ist ein Traum für die Teilnehmer, in Deutschland zu sein“, versicherte sie. Philippinischen Pflegekräften eile für ihren Einsatz und ihre Kompetenz ein guter Ruf voraus.
„2014 haben wir erkannt, dass wir den Fachkräftebedarf nicht mehr aus der eigenen Ausbildung decken können“, erläuterte Marco Schäfer als Geschäftsführer der Carl-von-Heßschen Sozialstiftung. Sie betreibt das Haus Waldenfels neben sechs weiteren im Landkreis mit 500 Mitarbeitern. Angesichts der zunehmenden Zahl von Einrichtungen mit ausgeweitetem Leistungsangebot falle es immer schwerer, alle Stellen zu besetzen. Deswegen habe man sich zur Anwerbung im Ausland entschieden. „Es gibt keine negativen Erfahrungen bei den Bewohnern“, sagt er zu den Umgangsformen der neuen Mitarbeiter.
Bewerber fehlen
„Wir müssen in Kooperationen denken“, blickte Christian Bockes von der Bundesagentur für Arbeit zur Gewinnung weiterer Pflegekräfte voraus. Der Geschäftsführer Interner Service der Regionaldirektion Bayern umriss das Problem. Aktuell kommen im Altenpflegebereich auf 100 Stellen gerade einmal 14 Bewerber, in der Krankenpflege sind es 34 Bewerber. Das Programm Triple Win habe in Bayern gut eingeschlagen. Von bundesweit 2048 bisher eingereisten Pflegekräften haben sich hier rund 30 Prozent angesiedelt. Gleichfalls gelte es Qualifizierungsmaßnahmen für heimische Arbeitskräfte zu ergreifen.
Deutschprüfungen erforderlich
„Neue Wege brauchen viel Verständnis“, warb Projektleiterin Maja Bernhardt von der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit für Offenheit. Die Neubürger haben auf den Philippinen über vier Jahre den Bachelor in Pflege gemacht. Um sich erfolgreich zu bewerben, müssen sie nach einem einjährigen Deutschkurs eine Prüfung bestehen. In Deutschland gibt es einen weiterführenden Deutschkurs und Übungen, um eventuelle Wissenslücken zu schließen. Berücksichtigt werden Bewerber auch aus Serbien, Bosnien-Herzegowina und neuerdings Tunesien. „Das sind alles Länder, die uns einen Überschuss an Pflegekräften gemeldet haben“, erläutert Maja Bernhardt.
Ein Kompliment hat die Projektleiterin für die Regierung von Unterfranken und Heiko Brückner parat, der die Urkunden überreichte. Man wünsche sich, dass die Zusammenarbeit in anderen Regionen genauso gut klappt.
Das Heim geht in Vorleistung
„Eine einhundertprozentige Erfolgsquote gibt es leider nicht, bedauert Geschäftsführer Marco Schäfer zu Weiterbeschäftigung. Für einzelne ist die zweite Deutschprüfung eine große Hürde, drei der neuen Mitarbeiter habe man an andere Einrichtungen verloren. Dabei gehe man zunächst in Vorleistung. 4000 Euro zahle man für die Vermittlung, dazu komme der Flug und die Eingewöhnung hier.
Eltern von den Philippinen zu Gast
Glücklich ist Ramchand Lalwani, dass er nach Europa aufgebrochen ist. Der 32-Jährige hat zur Zeugnisübergabe seine Eltern von den Philippinen eingeladen und bedankte sich mit bewegten Worten für die Aufnahme. Er will sich sein Leben in Bad Brückenau einrichten, hat den Führerschein bestanden und spielt gelegentlich im Verein Basketball. Das größte Problem war das Deutsch, aber die Kollegen hätten geholfen, die Hürden zu nehmen. Vor allem staunt er darüber, wie eng bei der Pflege Beziehung zu den alten Menschen aufgebaut wird. Auf den Philippinen sei das so nicht möglich, dort gebe es nur Krankenhäuser.
Wegen der bisher guten Erfahrungen will die Carl-von-Heß'sche Sozialstiftung zehn bis 15 weitere Mitarbeiter über das Projekt Triple Win anwerben. Geschäftsführer Schäfer denkt darüber nach, das nächste Mal selbst zu den Vorstellungsgesprächen zu reisen. Bisher lief der erste Kontakt über Videotelefonie.