Nachdem er zweimal verlegt wurde, klappte es endlich mit dem angekündigten „Mittwochs-Talk“, den Maria Albrecht-Martin schon im Herbst des vergangenen Jahres auflegen wollte, was allerdings an Unpässlichkeiten scheiterte. „Wie schafft man das ?“, fragte sie drei verheiratete Ehepaare , die seit etwa einem Jahr, rund 25 Jahre und seit knapp 50 Jahren verheiratet sind.
Der Talk, erinnerte an die von Ernst Stross aufgelegte Reihe „ Hammelburg erzählt“. Um den Verheirateten etwas aus ihrem Eheleben zu entlocken, brauchte es jedoch Paare, die den Mut hatten, vor einem rund 40-köpfigen Auditorium Rede und Antwort zu stehen - manchmal auch zu etwas heiklen Fragen.
Die Talkmasterin fand ihre Kandidaten in Anna und Sebastian Emmert, zwei junge Hammelburger, die sich vor eineinhalb Jahren das „ Ja-Wort “ gaben. Sandra und Bernhard (der erkrankt fehlte) Lutz haben mehr als 20 gemeinsame Jahre hinter sich und Ilse und Reiner Stein, die seit 48 Jahren verheiratet sind, steuern auf ihre Goldene Hochzeit zu.
Wie man sich gefunden hat
Das Kennenlernen fand auf unterschiedlich Weise statt. Mal war es die Feuerwehr, der gleiche Studienort, mal gemeinsame Berufsinteressen oder einfach der Zufall und neugierige Sympathie. Gemeinsam haben alle drei Paare eine längere „Vorlaufzeit“, in der sich das „beschnuppern“ vertiefte und – besonders wichtig – Vertrauen aufbaute.
Sexualität, die die Moderatorin abfragte, stand bei den Partner-Pärchen nicht zwingend im Vordergrund. Naja, da gab es einige Hürden. So durfte Reiner Stein zwar bei seiner Angebeteten in Rieneck bei deren Eltern übernachten, jedoch im getrennten Schlafgemach. Anderes wäre zur damaligen Zeit, in den 70er Jahren, unter den Paragraphen „ Kuppelei “ gefallen. Eine Verlobungsfeier oder die offizielle Mitteilung an die Eltern ,„man habe ernste Absichten“, sich zu vermählen , räumten letztlich Bedenken der Verwandtschaft und der Öffentlichkeit aus.
Haben sich die Erwartungen erfüllt oder muss „nachjustiert“ werden? Für Reiner Stein gibt es diesbezüglich keinen Algorithmus. Man sollte sich einfach zusammen wohlfühlen. Ein oder mehrere Kinder geben beiden Partnern einen anderen Stellenwert, war von den anderen Interview-Partnern zu hören.
Vor dem Schlafen wieder versöhnen
Auseinandersetzungen können auch in einer Ehe nicht „über Bord geworfen“ werden. Sie müssen manchmal sein. Nach Bekunden aller sollten sie jedoch vor dem Schlafengehen beigelegt sein. .„Man muss seine Meinung sagen dürfen. Doch sollte man sich vor dem Zubettgehen wieder versöhnen“, so Anna Emmert. Kinder spielen offensichtlich eine große Rolle. Hier sind es nicht die klassischen Geschlechterrollen, sondern die Erziehung durch beide Partner, wie Sandra Lutz weiß. „Wir haben die Rollen diesbezüglich auch ausgetauscht, was sehr viel zum Verständnis beigetragen hat“, sagt sie. Auch Reiner Stein gab von Zeit zu Zeit den „Hausmann“, Gattin Ilse verdiente das Geld, und Opa musste ebenfalls in den Tagesablauf einbezogen werden.
Das jüngste Paar hat sich über die Elternrolle noch keine Gedanken gemacht. Der Beruf steht aktuell noch im Vordergrund.
Was schmiedet zusammen?
Gibt es etwas, wovor die befragten Paare warnen würden? Da ist sich das Ehepaar Stein einig: Zielvorgaben mit der Familie ausmachen ist keine gute Lösung, denn es kann immer mal was schief gehen. Sandra Lutz lehnt Strategien ab, die den Ehepartner manipulieren. „Lieber einen Schritt aufeinanderzugehen.“ Und was hilft im Alltag, was schmiedet zusammen? Für die jungen Emmerts ist es, gemeinsam einen Tag zu beginnen und abends zusammen schlafen zu gehen. Beim Ehepaar Lutz ist dies ein abendlicher Rückblick mit den Kindern auf den Tag. Die Familie Stein feiert jeden 17. Monatstag, denn an diesem Datum haben sie sich kennengelernt.
Was man am anderen schätzt
Die letzte Frage war sicher nicht mit einer Fußangel versehen. Was gefällt dir an deiner Frau, was an deinem Mann? Sebastian Emmerts Antwort: „Dass sie mich so annimmt, wie ich bin“. Seine junge Gattin findet die Vertraulichkeit und „dass man alles teilen kann“ als besonders schön. Reiner Stein schätzt die Akzeptanz seiner Frau, wenn er wieder einmal vom THW zum Einsatz gerufen wird, was auch mehrere Tage dauern kann. Gattin Ilse liebt die Überraschungen, die ihr Gemahl des öfteren „drauf hat“. Bei Sandra Lutz ist es die Offenheit gegenüber dem Partner und Familie und das Vertrauen. Von ihrem Mann Bernhard berichtet sie, dass sie sich besonders freut, beispielsweise bei Reparaturen, die er vornimmt, obwohl er kein Handwerker sei.
Maria Albrecht-Martin dankte abschließend den Mitspielern und den Gästen für deren Interesse. Die stellvertretende Bibliotheksleiterin Karin Stapper belohnte die Akteure mit einer kleinen Aufmerksamkeit. Der Mittwochs-Talk als Unterhaltungsformat hat im dritten Anlauf einen respektablen Erfolg erzielt und wird vermutlich eine Fortsetzung finden.