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München
Doch Masten statt Erdkabel?
Der Vorrang bei Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen im Boden steht in Frage. Unterfranken wäre davon massiv betroffen.
Fällt der Erdkabel-Vorrang für neue HGÜ-Stromtrassen, müssten in Unterfranken viele neue Strommasten gebaut werden. Die Debatte über diese Abwägung hat nun auch den Landtag erreicht.       -  Fällt der Erdkabel-Vorrang für neue HGÜ-Stromtrassen, müssten in Unterfranken viele neue Strommasten gebaut werden. Die Debatte über diese Abwägung hat nun auch den Landtag erreicht.
Foto: Jan Woitas, dpa (Symbolfoto) | Fällt der Erdkabel-Vorrang für neue HGÜ-Stromtrassen, müssten in Unterfranken viele neue Strommasten gebaut werden. Die Debatte über diese Abwägung hat nun auch den Landtag erreicht.
Henry Stern
 |  aktualisiert: 02.09.2024 02:38 Uhr

Kommen doch Freileitungen mit bis zu 200 zusätzlichen Masten statt Erdkabel für die geplanten neuen Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen (HGÜ) DC41 und DC42 in Unterfranken ? Geht es nach Grünen und SPD im Landtag, dann ja. Denn die beiden Oppositionsparteien forderten die Staatsregierung nun im Landtag auf, sich „auf allen Ebenen dafür einzusetzen“, dass es für diese neuen HGÜ-Leitungen keine gesetzliche Verpflichtung für Erdkabel mehr gibt.

Erdkabel: teuer und zeitaufwendig

„ Erdkabel sind teuer und zeitaufwendig“, begründete der mittelfränkische Grünen-Landtagsabgeordnete Martin Stümpfig einen entsprechenden Antrag seiner Partei, der auch von den unterfränkischen Grünen-Abgeordneten Patrick Friedl und Paul Knoblach unterstützt wird. Der Bau einer Erdkabel-Leitung dauere bis zu zwei Jahre länger, so Stümpfig. Zudem seien mit Freileitungen bundesweit „Einsparungen im zweistelligen Milliardenbereich“ möglich – was auch den Strompreis für private Verbraucher senken könne. Darüber hinaus gebe es bei den Erdkabeln auch Akzeptanz-Probleme, glaubt der Grünen-Politiker: „Ein Erdkabel ist vielleicht für Anwohner leichter, aber es gibt viele Bedenken bei den Land-Eigentümern, vor allem bei den Landwirten“, warnte er. Auch sei die Erdverkabelung „ein größeres Hindernis bei Reparaturen“, weshalb auch die Netzbetreiber auf Freileitungen drängten.

Der Erdkabel-Vorrang war 2015 vom damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer ( CSU ) durchgesetzt worden – mit der Warnung vor einem „Spinnennetz“ an neuen Leitungen gerade in Unterfranken . Erdverkabelung ist technisch nur bei HGÜ-Leitungen möglich. Wechselstromleitungen wie die neu angekündigte P540 von Thüringen nach Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt) werden immer als Freileitung gebaut. Bereits fertig geplante oder im Bau befindliche HGÜ-Leitungen wie der „Suedlink“ durch Unterfranken sollen zudem auch aus Sicht der Grünen weiter mit Erdkabeln gebaut werden. In Bayern wäre alleine Unterfranken vom neuen Freileitungsvorrang betroffen – mit den beiden neuen Leitungen DC41 und DC42, die parallel durch den westlichen Landkreis Bad Kissingen und den Landkreis Main-Spessart verlaufen sollen. Kleinere Kommunen wie Zeitlofs oder Wartmannsroth (Lkr. Bad Kissingen) befürchten deshalb, auf mittlere Sicht von bis zu drei großen Freileitungen umschlossen zu werden.

CSU-Bezirkschef schweigt zu Forderung

Ein alleiniger Fokus auf Freileitungen sei deshalb falsch, entgegnete der Freie-Wähler-Abgeordnete Rainer Ludwig den Grünen: „Durch Neuausbau stark betroffene Regionen sollen weiter Erdverkabelung bekommen können“, forderte er. Damit liegt Ludwig auf der Linie, die Ministerpräsident Markus Söder ( CSU ) kürzlich unter der neuen Parole „Freileitungen wo möglich, Erdkabel wo nötig“ vorgegeben hatte. Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger hat sich dagegen bislang zum Thema nicht klar positioniert. Und im Wirtschaftsausschuss des Landtags schwiegen alle CSU-Vertreter inklusive des unterfränkischen CSU-Bezirksvorsitzenden Steffen Vogel zu den Freileitungsforderungen der Grünen – lehnten diesen allerdings wie die Freien Wähler letztlich ab.

Auf Bundesebene haben dagegen die unterfränkischen CSU-Abgeordneten Dorothee Bär und Alexander Hoffmann die Festlegung auf Freileitungen aus einem Energiewende-Papier der CDU/CSU-Bundestagsfraktion streichen können. „Überirdisch wo möglich, unterirdisch wo nötig“, sei auch dort jetzt die Beschlusslage, freut sich Bär. Dies sei ganz besonders wichtig für Unterfranken , „da wir die am meisten belastete Region ganz Deutschlands sind“. Die Energiewende sei ohne Zweifel wichtig, beteuert Bär: „Genauso wichtig ist aber, sie mit und nicht gegen die Bevölkerung umzusetzen.“

 
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