In einer Serie beleuchtet diese Redaktion die Arbeit von Blaulicht-Organisationen im Landkreis Bad Kissingen. Los geht es mit der Arbeit der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Bad Kissingen.
Markus Brandl steht aufmerksam am Beckenrand und behält die Badegäste genau im Blick. Es scheint, als habe er überall Augen. Sein Funkgerät hängt griffbereit am Gürtel. Plötzlich ertönt eine Nachricht: „Kind mit Schwimmflügeln unbeaufsichtigt am Ausgang der Rutsche.“ Sofort sprintet Brandl los. Zum Glück wird das Kind schon von einem Badegast in Sicherheit gebracht – die Gefahr ist gebannt.
Brandl ist Vorsitzender des DLRG-Ortsverbands Bad Kissingen und seit 30 Jahren als Badeaufsicht im Terrassenschwimmbad im Einsatz. „Die DLRG bildet für die Stadt Bad Kissingen die Badeaufsicht aus“, erklärt er. Während der Freibadsaison wechseln sich acht Rettungsschwimmer im Terrassenschwimmbad ab, zusätzlich zum städtischen Personal.
Ein Gespür für die Badegäste
Mit den Jahren entwickle man ein Gespür für die Badegäste und mögliche Gefahren. Besonders Kindern mit Schwimmflügeln und älteren Menschen gilt die Aufmerksamkeit. „Wir achten darauf, ob die Eltern bei ihren Kindern sind“, sagt Brandl. „Manchmal sitzen die Eltern aber am Rand und sind mit ihrem Handy beschäftigt.“ In solchen Fällen spricht er die Eltern an – was nicht immer auf Verständnis treffe.
Älteren Menschen können vor allem bei großer Hitze Herz-Kreislauf-Probleme bekommen. „Wenn jemand sich am Beckenrand festhält und schwer atmet, fragen wir lieber nach“, fügt er hinzu.
Freundlichkeit statt Verbote
Gelegentlich muss die Badeaufsicht auch durchgreifen, wenn zu viel Unfug getrieben wird. „Freundlich erklären, statt einfach zu verbieten“, lautet Brandls Devise. So konnte er einer Gruppe Jungen verständlich machen, dass ein harter Fußball im Nichtschwimmerbecken nichts zu suchen hat. Stattdessen gab es einen aufblasbaren Ball, und die Jungs zeigten Verständnis.
Ein Junge kommt mit seiner Mutter auf Brandl zu und fragt: „Darf man auf dem Bauch rutschen?“ Er ermutigt den Jungen, es auszuprobieren und dabei gut auf andere zu achten.
Jochen Werner, Rettungsschwimmer seit drei Jahren, kam über seinen Sohn zur DLRG-Bad Kissingen . „Beobachten und wachsam sein“, beschreibt er seine Aufgabe. Er hat die Jungs, die Backflips üben, genauso im Blick wie die Mädchen mit Flossen und Meerjungfrauen-Kostümen: „Kein Problem, die können schwimmen.“
Mindestalter für Rettungsschwimmer: 18 Jahre
Wer als Rettungsschwimmer im Freibad Dienst tun möchte, muss mindestens 18 Jahre alt sein, das Rettungsschwimmerabzeichen in Silber besitzen und dieses alle zwei Jahre erneuern. „Im Moment haben wir genügend Rettungsschwimmer “, sagt Brandl.
Weniger als zwei Personen durften es dieses Jahr im Freibad, rund um das Nichtschwimmer- und Babybecken nicht sein. „Wenn viel Betrieb ist, sind wir mir vier Personen da. Allein geht so ein Dienst nicht, das lassen die baulichen Gegebenheiten nicht zu.“ Doch wenn 2026 das Sportbecken und der Sprungturm wiedereröffnet werden, könnte es knapp werden. „Wir machen das alles ehrenamtlich, neben Beruf, Familie und anderen Aufgaben.“
Erste Hilfe ist oft notwendig
Glücklicherweise seien Badeunfälle im Freibad selten. Vielmehr sei Erste Hilfe gefragt bei kleinen Verletzungen, wie einem aufgeschlagenen Knie, Schnittverletzungen an den Füßen oder einem Wespenstich.
Regelmäßiges Training sei unerlässlich, um die Rettungsgriffe zu perfektionieren sowie Kraft, Koordination und Ausdauer zu trainieren. Rettungsschwimmer müssen fit sein, schließlich geht es im Ernstfall um Menschenleben.
Die DLRG trainiert zweimal wöchentlich
Das Training findet zweimal wöchentlich statt: montags um 19 Uhr im Hallenbad Haselbach und freitags um 19 Uhr im Parkwohnstift Bad Kissingen . Nach dem Einschwimmen folgen Tauchübungen, Abschleppen und Schwimmen in Kleidung. Während die Rettungsschwimmer bei Prüfungen bestimmte Zeiten einhalten müssen, handelt es sich nicht um Leistungsschwimmertraining.
Aber die Anforderungen für das Silberne Rettungsschwimmerabzeichen sind anspruchsvoll. So müssen beispielsweise 400 Meter in höchstens 15 Minuten geschwommen und Gegenstände aus bis zu fünf Metern Tiefe getaucht werden. Auch die Handhabung von Rettungsgeräten und Erste-Hilfe-Kenntnisse sind Teil der Ausbildung, viele der Bad Kissinger DLRG-Mitglieder verfügen zudem über eine Sanitätsausbildung.
„Gemeinsam macht das Training viel mehr Spaß“, erzählt Brandl. Die gegenseitige Motivation ist ein wichtiger Erfolgsfaktor. Neueinsteiger sind jederzeit willkommen – erst kürzlich hat ein 62-Jähriger die Ausbildung zum Rettungsschwimmer abgeschlossen. „Im Training und im Einsatz ist man nie allein“, betont Brandl.
Badeaufsicht an der Ostsee
Neben den Einsätzen im Freibad und in Bad Kissinger Kurkliniken engagieren sich die Bad Kissinger DLRG-Rettungsschwimmer auch an der Ostsee, in Schönhagen. Sie opfern Wochen ihres Jahresurlaubs, um dort für Sicherheit zu sorgen.
Brandl erklärt: „Der Küstendienst stellt besondere Herausforderungen: Wellengang, Strömungen und ablandiger Wind.“ Am Strand gibt es zudem oft Schnittverletzungen durch Muscheln oder Probleme mit Feuerquallen, aber auch Unfälle auf der Promenade erfordern Erste-Hilfe-Maßnahmen.
DLRG im Katastrophenschutz
Um Kindern das Schwimmen beizubringen, bietet die DLRG Bad Kissingen regelmäßig Schwimmkurse an. Auch für ältere Kinder und Jugendliche gibt es Programme – sie werden spielerisch auf den Rettungsschwimmerdienst vorbereitet. Der Juniorretter kann schon ab zehn Jahren erworben werden.
Die DLRG-Ortsgruppe ist jedoch nicht nur für die Ausbildung und Badeaufsicht zuständig. Bei Badeunfällen an offenen Gewässern und Flüssen, Vermisstensuchen und Hochwasser wird die DLRG als schnelle Einsatzgruppe angefordert. Der ungewöhnlichste Einsatz war 2020, als ein Wildschwein aus der Ostsee an den Strand schwamm. „Wir mussten den Strand räumen und die Badegäste in Sicherheit bringen“, erinnert sich Brandl. Glücklicherweise wurde niemand verletzt.
Der DLRG-Ortsverband Bad Kissingen zählt derzeit 315 Mitglieder, davon sind 70 aktiv. Zwei Drittel der Mitglieder sind Jugendliche und junge Erwachsene bis 27 Jahre.
Informationen: Wer Interesse an einer Ausbildung zum Rettungsschwimmer hat - Alter, Vorkenntnisse und Fertigkeiten spielen keine Rolle - kann sich bei Markus Brandl melden. Auskunft gibt es auf der Internetseite des Ortsverbands .
Die Serie: Die weiteren Folgen dieser Serie werden in loser Reihenfolge auf diesem Portal veröffentlicht. Weitere Organisationen, deren Arbeit wir beleuchten, sind unter anderem das Bayerische Rote Kreuz, die Feuerwehr und die Bergwacht.