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Dittlofsroda
Dittlofsroda: Aus Hähnchenschlachterei wird ein Operatives Ausbildungszentrum
Die Gründer von „Operative Fähigkeiten“ sind mit ihrem Ausbildungszentrum in die Hähnchenschlachterei nach Dittlofsroda gezogen. Wer sie sind und was sie vorhaben.
Die Hähnchenschlachterei in Dittlofsroda stand 14 Jahre leer. Nun nutzt „Operative Fähigkeiten“ die Räumlichkeiten als Ausbildungszentrum.       -  Die Hähnchenschlachterei in Dittlofsroda stand 14 Jahre leer. Nun nutzt „Operative Fähigkeiten“ die Räumlichkeiten als Ausbildungszentrum.
Foto: Milena Meder | Die Hähnchenschlachterei in Dittlofsroda stand 14 Jahre leer. Nun nutzt „Operative Fähigkeiten“ die Räumlichkeiten als Ausbildungszentrum.
Milena Meder
 |  aktualisiert: 30.09.2024 15:30 Uhr

Über 14 Jahre lang stand die ehemalige Hähnchenschlachterei in Dittlofsroda leer. Mit dem Ausbildungszentrum „Operative Taktik und Medizin“ des Fuchsstädters Mike Müller und dessen Kollege Julius Bock hat sich das jetzt geändert.

„Das Gebäude ist perfekt für uns“, sagt Bock. Bereits Anfang Januar verlegten die beiden Gründer deshalb ihr Unternehmen von Moosbach in die Gemeinde Wartmannsroth.

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Sie bilden dort nun hauptsächlich Angehörige der Exekutive aus – wie Polizei oder Bundeswehr – in den Bereichen Taktik, Technik, Handfertigkeiten und operativer Medizin.

Einsatzkräfte stärken

„Wir hatten das einzigartige Privileg, eine Ausbildung zu genießen, die nicht für jeden zugänglich ist“, erzählt Bock. Das sei einer der Gründe, weshalb die beiden Geschäftsführer das Unternehmen „Operative Fähigkeiten“ im Jahr 2021 gründeten und seitdem ihre Erfahrungen in Form von Kursen an andere Personen weitergeben.

„Wir hoffen, unsere Einsatzkräfte so stärken zu können, denn gefährliche Situationen kommen – auch ohne eine solche Ausbildung, wie wir sie hatten.“

Viele Jahre im Ausland unterwegs

Beide Geschäftsführer haben in ihrer beruflichen Laufbahn jahrelang Erfahrungen im Ausland gesammelt. Bock ist ausgebildeter Fallschirmjäger und übernahm lange Zeit den Schutz der im afrikanischen Busch heimischen Tierarten. Insgesamt überwachte er dort um die 60.000 Hektar Fläche. Die Erfahrungen aus Afrika zusammen mit seinem deutschen Taktikverständnis sieht er als seine Stärke.

Mike Müller (links) und Julius Bock haben in ihrer beruflichen Laufbahn viel Erfahrung im Ausland gesammelt. Nun wollen sie ihr Wissen weitergeben.       -  Mike Müller (links) und Julius Bock haben in ihrer beruflichen Laufbahn viel Erfahrung im Ausland gesammelt. Nun wollen sie ihr Wissen weitergeben.
Foto: Florian Leiber | Mike Müller (links) und Julius Bock haben in ihrer beruflichen Laufbahn viel Erfahrung im Ausland gesammelt. Nun wollen sie ihr Wissen weitergeben.

Sein Kollege Müller ist ehemaliger Soldat einer Sondereinheit, war Teamleiter, ist Spezialist für das Schaffen von Zugängen, durchlief die Spezialisierung zum Scharfschützen und war bereits in allen Klimazonen im Einsatz.

Erste Erfahrungen in Moosbach gesammelt

Kennengelernt haben sich die zwei Unternehmensgründer im Jahr 2021 zufällig, während sie bei der Flutkatastrophe im Ahrtal als Einsatzleiter eingesetzt waren. „Wir haben schnell festgestellt, dass wir die gleichen Vorstellungen haben“, erzählt Müller.

Noch im November gründeten sie dann ihr Unternehmen „Operative Fähigkeiten“ mit einem kleinen Ausbildungszentrum in Moosbach. „Dort haben wir uns ausprobiert und erste Erfahrungen gesammelt.“ Der Fund der ehemaligen Hähnchenschlachterei sei, ähnlich wie das Kennenlernen, ein großer Zufall gewesen.

Im Erdgeschoss der ehemaligen Hähnchenschlachterei in Dittlofsroda befinden sich noch die alten Industrieanlagen. Gerade deswegen nutzen viele Spezialkräfte die Räume gerne als Trainingsmöglichkeit.       -  Im Erdgeschoss der ehemaligen Hähnchenschlachterei in Dittlofsroda befinden sich noch die alten Industrieanlagen. Gerade deswegen nutzen viele Spezialkräfte die Räume gerne als Trainingsmöglichkeit.
Foto: Milena Meder | Im Erdgeschoss der ehemaligen Hähnchenschlachterei in Dittlofsroda befinden sich noch die alten Industrieanlagen. Gerade deswegen nutzen viele Spezialkräfte die Räume gerne als Trainingsmöglichkeit.

Gebäude durch zweiten Zufall gefunden

„Ich habe den zweiten Bürgermeister Markus Koberstein beim Kickboxen getroffen, wo er mir dann von dem Gebäude erzählt hat“, erinnert sich der Fuchsstädter. Im Januar 2023 folgte dann der Umzug nach Dittlofsroda . „Das Gebäude stand jetzt 14 Jahre lang leer, es ist noch einiges an Renovierungsarbeit zu leisten.“

Vorerst sei aber alles so weit eingerichtet, dass der Betrieb starten konnte. Und auch in Zukunft haben die beiden Ausbilder noch einiges mit den Räumlichkeiten vor.

Die Pläne der Gemeinde

„Aktuell ist das Gebäude der ehemaligen Hähnchenschlachterei an Operative Fähigkeiten vermietet“, sagt Bürgermeister Florian Atzmüller. Aber: Der Verkauf an die beiden Geschäftsführer stehe zur Diskussion. Die unbebaute Fläche oberhalb des Gebäudes , auf welcher aktuell noch Holz gelagert ist, würde in diesem Fall allerdings Eigentum der Gemeinde bleiben. Denn dort sind Bauplätze vorgesehen.

Jeder Teilnehmer bekommt für die Kurse ein Set mit Übungswaffen.       -  Jeder Teilnehmer bekommt für die Kurse ein Set mit Übungswaffen.
Foto: Milena Meder | Jeder Teilnehmer bekommt für die Kurse ein Set mit Übungswaffen.

„Jetziger Diskussionsstand ist Miete mit der entsprechenden Kaufmöglichkeit“, betont der Bürgermeister. Die in der Vergangenheit vorgestellten Nutzungskonzepte, die einen Mix aus gewerblicher und privater Verwendung vorsahen, sind dadurch erstmal hinfällig. „Bei Wohnungen hat man großen Investitionsbedarf. Wir haben uns als Gemeinde nicht in der Lage gesehen, das entsprechend zu entwickeln.“

Akzeptanz der Bürger wichtig

Eines war vor dem Einzug des Ausbildungszentrums allerdings unbedingt notwendig: „Es ist schon ein außergewöhnliches Feld, dass die beiden mit ihrem Unternehmen bearbeiten, da ist die Akzeptanz aller Beteiligten sehr wichtig“, verdeutlicht Atzmüller.

Mithilfe eines Schreinermeisters bauten die beiden Geschäftsleiter ein 250 Quadratmeter großes Haus in einen der Innenräume.       -  Mithilfe eines Schreinermeisters bauten die beiden Geschäftsleiter ein 250 Quadratmeter großes Haus in einen der Innenräume.
Foto: Milena Meder | Mithilfe eines Schreinermeisters bauten die beiden Geschäftsleiter ein 250 Quadratmeter großes Haus in einen der Innenräume.

Aus diesem Grund haben die Geschäftsführer ihr Unternehmen im Vorfeld dem Gemeinderat sowie den Dittlofsrodaern in der Bürgerversammlung vorgestellt. Denn Transparenz ist auch den beiden Ausbildern sehr wichtig: „Wir haben ein super Verhältnis zu den Nachbarn und hoffen, dass wir das auch so beibehalten können“, sagt Müller. Vor allem über die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung freuen sie sich sehr.

Und: „Dank der extrem gut isolierten Kühlhallen, hört man außerhalb des Gebäudes überhaupt nichts. Das ist für uns und die Anwohner goldwert.“

Diese Puppen stehen den Teilnehmern für Schießübungen zur Verfügung.       -  Diese Puppen stehen den Teilnehmern für Schießübungen zur Verfügung.
Foto: Milena Meder | Diese Puppen stehen den Teilnehmern für Schießübungen zur Verfügung.

Regionale Wirtschaft unterstützen

Außerdem hätten die Ausbilder mit der Gemeinde vereinbart, Kursteilnehmer für Übernachtungen immer in den umliegenden Pensionen unterzubringen. „Auch wenn wir mal essen gehen, nutzten wir immer die Örtlichkeiten der Umgebung. Die Unterstützung der Region ist uns sehr wichtig“, erzählt Müller.

Hier finden Sie mehr über das Kursangebot im Ausbildungszentrum:

 

 
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  • Petra Kaup-Clement
    Wann überprüft der Staatsschutz diese dubiose Firma ehemaliger Bundeswehrbediensteter, die unter dem Deckmantel von Erste-Hilfe-Kursen zum Kriegführen ausbilden? Wie ist es möglich, dass der Gemeinderat von Wartmannroth einer solchen Firma das gemeindliche Einvernehmen gab? Hat in Deutschland nicht die Bundeswehr das alleinige Monopol, für die Kriegsführung auszubilden?
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  • Nicole Felser PLANBAR Immobilienmanagement GmbH
    Bitte wenden Sie sich an unseren Kundenservice, um Ihren Nachnamen - auch im eigenen Interesse - korrekt und ohne Firmennamen eintragen zu lassen.
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  • Roland Albert
    Die Antwort ist doch denkbar einfach:
    Unsere vergangene politische Denkweise hat die Bundeswehr personell handlungsunfähig gestellt. Auch der letzte Satz zeugt von Unkenntnis, denn auch die Bundespolizei (früher Bundesgrenzschutz) sowie zugelassene Personen (Sicherheitsdienste mit speziellen Möglichkeiten) dürfen das.
    Für mein Verständnis machen die beiden alles richtig. Wir brauchen diese Fachleute, um aus deren Erfahrung das verlorene Wissen zeitnah weitergeben zu können.
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  • Marcel Schneider
    Dort kann sich doch nicht Hinz und Kunz zum Soldaten ausbilden lassen. Hier wird Fachwissen gezielt an Behörden und deren Mitarbeiter vermittelt. Außerdem wird hier doch ganz klar kommuniziert, dass nicht nur Erste-Hilfe-Kurse angeboten werden. Bitte keine falschen Tatsachen ...
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