Die Bürgerversammlung am Freitag in Fuchsstadt könnte spannend werden. Für Gesprächsstoff im Ort sorgen Pläne einer Gruppe von Ortsbürgern, zu den bestehenden drei Kapellen eine vierte zu bauen. Kontrovers wird weniger die Kapelle an sich diskutiert, sondern eine Beteiligung der Gemeinde über 15 000 Euro, der Bereitstellung von Bauholz, von Baufahrzeugen und des Grundstücks am Hainig. Nichtöffentlich hatte der Gemeinderat mit 12:1 für diese Unterstützung gestimmt. Als Rädelsführer der Ablehnung im Dorf haben die Befürworter Gemeinderatsmitglied Dietmar Kippes ausgemacht. Dieser hatte sich mit einer Aufsichtsbeschwerde an die Regierung von Unterfranken gewandt. Daraufhin wurde das Landratsamt eingeschaltet.
„Es gab ein Beratungsgespräch mit der Gemeinde“, sagt Stefan Seufert, Pressesprecher am Landratsamt. Dabei sei man sich einig gewesen, die erforderlichen Beschlüsse noch einmal öffentlich nachzuholen. Das ist inzwischen geschehen (wir berichteten). Außerdem ist seitdem klar, dass die Gemeinde nicht der Bauträger sein wird. Dies wird ein eigener Verein, auch um die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden zu gewährleisten.
„Wir hätten das sowieso später alles öffentlich gemacht“, sagt Bürgermeister Peter Hart, der sich gegen Stimmungsmache zu dem Vorhaben wehrt. Man habe den Initiatoren nur ein Stimmungsbild aus dem Gemeinderat vermitteln wollen, so dass diese weiter planen können. Den weiteren Genehmigungsweg habe man nicht umgehen wollen.
„Gut, dass diskutiert wird“
Die Haltung im Dorf für und gegen die Kapelle schätzt Bürgermeister Hart derzeit auf 50:50. Dies auch, weil viele nicht ausreichend informiert seien. Dazu verweist er auf die Bürgerversammlung am Freitag und auf eine Informationsveranstaltung des Vereins für den Kapellenbau. Da könne jeder mitreden. „Gut, dass diskutiert wird“, sagt Hart.
Grundsätzlich stehe Fuchsstadt allen Vereinsanliegen positiv gegenüber, betont der Bürgermeister. Verrechnet auf 15 Jahre sei ein Zuschuss von 15 000 Euro als einmalige Angelegenheit vertretbar. Dem Fußballclub zahle man ähnlich viel für die Rasenwässerung. Und das jährlich. Hart erinnert auch an den Bau der Fluchttreppe an der Empore der Mehrzweckhalle, um sie weiter auch für private Feierlichkeiten zu nutzen.
Zweiter Bürgermeister und Kapellen-Mitinitiator Manfred Öftring räumt zur anfänglichen Nichtöffentlichkeit kleinere Formfehler ein, die aber inzwischen wieder gut gemacht worden seien. Kapellenbau zu besonderen Notlagen habe in Fuchsstadt Tradition. Es liege deshalb nahe, nach Lauerbachtal-, Kohlenberg- und Wegekapelle eine weitere Kapelle zu errichten, um in der aktuellen gesellschaftlichen Lage an die Einhaltung von Werten zu erinnern. Als Beispiel nennt Öftring die Arbeitsverhältnisse, unter denen viele Arbeitnehmer heutzutage leiden. Kapellenbau sei durchaus eine kulturelle Aufgabe. Ihr seien die Gemeinden laut Gemeindeordnung verpflichtet.
Zur Vorgehensweise im Gemeinderat sagt Öftering: „Wenn Sie ein Haus bauen, schauen Sie ja vorher auch, ob die Finanzierung stimmt“, begründet er den Schritt in den nichtöffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung. Dabei habe man vor weiteren Planungen erst einmal ein Meinungsbild haben wollen. In der Euphorie sei man mit den fünf Beschlüssen für die Kapelle vielleicht ein bisschen weit gegangen. Allerdings seien sie ja erst ein erster Schritt im Genehmigungsverfahren gewesen. Seitdem das Thema öffentlich ist, habe er jene Kritiker, „die den Mut hatten, mich selbst anzusprechen“, von ihrer Haltung abbringen können, sagt Öftering. Über einen Kostenrahmen für die Kapelle und die erforderlichen Spenden will er sich noch nicht äußern. Er verweist auf die Informationsveranstaltung am 4. April. Dort werde man auch dem Vorwurf entgegentreten, hier wollten sich einige Bürger ein Denkmal setzen. Von der Stimmung bei der Bürgerversammlung wollen unterdessen die Kritiker einer Gemeindebeteiligung ihr weiteres Vorgehen abhängig machen. Julia Manninger schließt ein Bürgerbegehren nicht aus. „Ich habe nichts gegen die Kapelle“, sagt sie. Aber nicht mit Steuergeldern. 140 Stimmen bräuchte es im Dorf, um ein Bürgerbegehren anzuleiern. Diese würde man wohl zusammenbringen.
Gemeinderat Dietmar Kippes stört sich daran, dass vor dem Gemeinderatsbeschluss keine Meinungsbildung stattgefunden habe. Unvermittelt sei das Thema ohne ausführliche Unterlagen unter dem Tagesordnungspunkt „Neubau einer Kapelle“ im nichtöffentlichen Teil auf den Tisch gekommen. Mit der Präsenz von Pfarrer Erich Sauer habe man dem Wunsch nach einem Zuschuss wohl Nachdruck verleihen wollen. Offenbar fühlen sich auch andere Gemeinderäte nachträglich überfahren.
Es spreche nichts dagegen, ein Grundstück zur Verfügung zu stellen, zumal es am Hainig kaum einen anderen Verwendungszweck dafür gebe, findet Kippes. Aber mit einem finanziellen Zuschuss sollte sich die Gemeinde zurückhalten. Schließlich gebe es eine Reihe anderer Projekte, die mit dem in Aussicht gestellten Zuschuss für die Kapelle bezahlt werden könnten. Und damit steht er in Fuchsstadt offenbar nicht alleine.
Kippes nennt hier die anstehenden Sanierungsarbeiten im Pfarrheim. Wünschenswert wären ein Zuschuss für einen Treppenlift, die energetische Sanierung des Jugendraumes oder Erneuerung der gefährlichen Elektroinstallation. Eine Überdachung des Leichenschauhauses und eine Toilettenanlage für Kirchenbesucher wären genauso notwendig wie die Umrüstung der Dorfbeleuchtung auf energiesparende Leuchtdioden. Auch die Dämmung von Rathaus, Schule und Turnhalle lasse zu wünschen übrig.
Das eine tun und das andere nicht lassen, ist dagegen die Devise von Kapellen-Mitinitiator Öftring. Die Unterstützung des Kapellenbaues heiße ja nicht, dass die anderen Themen unerledigt blieben.