Immer noch Dirk Stumpe. Aber innerlich stärker, weniger verletzlich. So sieht sich der 49-jährige in diesen Tagen. Und so geht er sein großes Ziel an: Bürgermeister von Bad Brückenau werden.
Lange war unklar, ob Stumpe nochmal antritt. Bei der Kommunalwahl 2020 erreichte er 29,16 Prozent der Stimmen, unterlag in der Stichwahl aber Jochen Vogel (CSU) klar.
Nicht mehr der selbe Mensch wie 2020
Noch vor wenigen Monaten schien Stumpe nicht Erste Wahl seiner Parteilosen Wählergruppe (PWG) zu sein. Doch mit anderen „Geheimkandidaten" wurde es nichts; am 27. Februar wurde der Bad Brückenauer einstimmig nominiert.
Bei der selben Veranstaltung schockte er die Anwesenden. Neben dem eigenen Wahlplakat von 2020 stehend, sagte er: „Den Dirk Stumpe von damals gibt es nicht mehr." Eine klare Botschaft, an sich gearbeitet zu haben.
Stumpe fühlt sich für Angriffe gewappnet
Seit 2020 hat er nach eigener Aussage 25 Kilo abgenommen, Persönlichkeits-Coachings absolviert. Intensiv arbeitete er an seiner Widerstandsfähigkeit. „Ich fühle mich mental stabil, habe das Gefühl, dass mich nichts aus der Bahn wirft." Die schwierige Kandidatensuche der PWG zu Jahresbeginn habe keine Spuren hinterlassen. Für eventuelle persönliche Angriffe - wie vor vier Jahren - sieht Stumpe sich gewappnet.
Auch fühlt er, „dass das Feuer mehr denn je lodert" - für seine Heimatstadt und dafür, sie voranzubringen. „Bad Brückenau braucht jemanden, der es zu 100 Prozent kennt. Ich habe das Wissen und alle Themen in mir, um durchzustarten." Anlaufzeit benötige er nach 22 Jahren im Stadtrat nicht.
Seine Chancen aufs Bürgermeisteramt schätzt er als besser ein als vor vier Jahren. Jochen Vogel mit seiner 18-jähriger Erfahrung als Mottener Bürgermeister stehe nicht mehr im Raum. Stumpe setzt auf einen direkten Wahlsieg.
Größtes Ziel: Belebung der Kernstadt
Wichtigstes Ziel sei für ihn, „die Innenstadt besucherfreundlich zu sanieren und aufzuhübschen". Das könne mit einfachen Mitteln wie Blumen und Stadtmöbeln geschehen. Auch die Erneuerung der Treppe am Rathaus gehöre dazu.
Stumpe will den Dialog mit allen Hausbesitzern und Geschäftsleuten der Kernstadt suchen. „Mir ist wichtig, dass alle in eine Richtung denken und gemeinsam Konzepte entwickeln, um wieder Leben hineinzubringen." Der PWG-Kandidat sieht in der Fußgängerzone Potenzial für kleinteilige Läden, Bistros, Cafés und Showrooms. „Ich glaube nicht, dass Filialisten zurückkehren."
Zur Zukunft der Ludwigstraße gehört für Stumpe eine klare Entscheidung, ob der Verkehr durch soll oder nicht. Bisher herrsche ein Wischiwaschi. Sei eine Regelung getroffen, müsse man sie durchziehen.
Forderung: Sinnflut als Erlebnisbad streichen
Für die Verwaltung fordert der 49-Jährige einen Plan, wo in den nächsten fünf Jahren verstärkt investiert wird. Um das finanziell zu stemmen, müsse man Punkte im Stadthaushalt streichen, darunter den alles bestimmenden: die Sinnflut als Erlebnisbad.
Stumpe, stets Fürsprecher eines Hallenbads, sagt aber: „Bad Brückenau sollte trotzdem schnell die Möglichkeit bieten, wieder schwimmen zu können." Vielleicht könne man das vorhandene Freibad und die Saunalandschaft als Notlösung reaktivieren.
Parallel will er sich als Bürgermeister um einen Investor bemühen, der die große Lösung baut. Die Stadt könne so etwas nicht stemmen. Und auch kein Betriebskosten-Defizit von mehr als einer Million Euro pro Jahr.
Neues Wohngebiet im Straßfeld
Für ein neues Wohngebiet sieht Stumpe im Straßfeld Potenzial. Das Wohnen dort sollte exklusiveres Publikum ansprechen, um über die Einkommenssteuer nachhaltig Einnahmen zu generieren. Regionale Handwerker und fertigende Industrie könnten auf dem alten Rothkegel-Gelände in Volkers sowie den angrenzenden Wiesen und Feldern eine Heimat finden.
Gewisse Konflikte sieht der Kandidat in Rathaus, Feuerwehr, Bauhof und Kitas. Als Bürgermeister möchte er Sorgen und Nöte der Mitarbeiter wahrnehmen, vermitteln. Stumpe will aber auch Werte nach außen tragen: Freundlichkeit, Servicebereitschaft. Das Bürgerbüro soll länger offen sein.
Als Bürgermeister andere Meinungen anhören und und einordnen
Lernen möchte er vom Staatsbad. „Die Kurverwaltung macht einiges richtiger als wir." Das Ensemble werde super vermarktet; Gewinne würden reinvestiert. Stumpe hofft auf eine gemeinsame elektronische Karte, mit der Gäste alle Kurangebote, egal ob in Stadt oder Staatsbad, nutzen können. Die Stadt lehnte das einst ab.
Für Irritationen sorgte bei einigen, dass der Bad Brückenauer am 3. März eine Demo von Regierungsgegnern und Andersdenkenden besuchte. Aber das gehört für ihn zum neuen Stumpe: Menschen treffen, ihre Kritik und Meinungen hören, auch wenn sie krass sind. „Nur so bietet sich die Chance, die eigene Weltsicht rüberzubringen, aufklärend zu wirken."
So habe er Teilnehmerinnen des Protests, bei dem Ukraine-feindliche Worte fielen, von den Hilfstransporten dorthin berichtet. Privat würde Stumpe derlei Demos nicht besuchen, als Stadtchef schon. Als solcher will er sich Kritik von Bürgern und Unternehmern stellen. Sei diese berechtigt, müsse man die Ideen aufnehmen. Unberechtigter Kritik könne man mit Argumenten begegnen.
Im Staatsbad aufgewachsen
Dirk Stumpe wurde 1974 in Fulda geboren. Er wuchs im Staatsbad auf. Drei Ausbildungen hat er absolviert: zum Werkzeugmechaniker im damaligen Metallwerk (heute GKN Sinter Metals), zum Fachangestellten für Bäderbetriebe in der Sinnflut, wo er zwei Jahre Vize-Betriebsleiter war, zu Marketing-Fachwirt und Mediengestalter. 2001 machte er sich selbstständig. Seit 2009 ist er Inhaber eines Druckereigeschäfts mit Textilveredelung.
Im Stadtrat fungiert Stumpe als Referent für Stadtentwicklung und PWG-Fraktionssprecher sowie Stellvertretender Aufsichtsratschef der Stadtwerke. Er ist Vorsitzender des Vereins Rhönflug Bad Brückenau, Einsatzleiter bei Bad Brückenau hilft! und FC-Mitglied.
Seine Leidenschaft gehört dem Schiedsrichtern beim Handball, dem Segelfliegen und dem Moderieren von Veranstaltungen.